Nur in Wien ist Fisch auch Fleisch

Nur in Wien: Christoph Schwarz und Julia Schrenk kommentieren regelmäßig Amüsantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches aus dem Alltag der Stadt.
Der aktuelle Wien-Blog: Was die Forderung nach Schnitzel im Kindergarten mit gebackenen Fischfilets zu tun hat.

Es hat ja einen Grund, warum der Kollege und ich diesen Wien-Blog hier "Nur in Wien" getauft haben. In dieser Stadt tragen sich so viele Sachen zu, die ganz sicher nur in Wien passieren.

Zum Beispiel, dass sich die FPÖ für Schweinsschnitzel im Kindergarten einsetzt. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einmal ganz abgesehen davon, dass die Geschichte vom verbotenen Schnitzel im Kindergarten wahrscheinlich so wahr ist wie jene vom Nikolaus, der nicht mehr in den Kindergarten kommen darf, sind laut FPÖ in beiden Fällen natürlich die Muslime schuld.

Und zumindest in der Schnitzel-Causa muss man sich zuerst einmal fragen: Warum sollten Kinder im Kindergarten überhaupt ein Schweinsschnitzel essen? Es ist ungesund, vielen Kindern schmeckt Schweinefleisch nicht. Mir fällt kein Grund, warum ausgerechnet dort Schnitzel serviert werden sollte. Aber sei's drum.

Die Freiheitliche Jugend Österreichs jedenfalls fordert ein Recht auf ein Schnitzel im Kindergarten ein. Ihr Bundesobmann, der Wiener Maximilian Krauss, postete auf Facebook "Jedes Kind sollte in den Genuss eines Schnitzels kommen." Das allein wäre großartig genug, aber es kommt noch besser: Das Foto vom "Schnitzel", das sich Krauss für sein Online-Plakat aussuchte,  war nämlich leider keines, wie sich wenig später herausstellte. Das Bild stammt aus dem Foto-Dienst „depositphotos", der Fotograf „gbh007“ hat es im Jahr 2012 gemacht.

Und laut Bildbeschreibung war das vermeintliche Schweinsschnitzerl ein Fischfilet. Mit Pommes und Gemüse.

Aber nicht nur die FPÖ hat ihre liebe Not mit der Essensversorgung in den Wiener Bildungseinrichtungen. Auch die Eltern. Die dürfen nämlich grundsätzlich aussuchen, welcher der beiden Anbieter in Wien - Max oder Gourmet - die jeweilige Schule mit Essen beliefert. Zumindest theoretisch. Denn die Eltern müssen ihre Anträge an den sogenannten Landeselternverband übermitteln.

Und obwohl die Eltern gerne öfter Max als Lieferant hätten, würde ihnen allzu oft Gourmet aufs Auge gedrückt. Das rief unlängst sogar die Wiener ÖVP auf den Plan. Der Landeselternverband allerdings weist die Vorwürfe zurück: Die Eltern würden es einfach nicht schaffen, ihre Anträge formal korrekt einzubringen. Und bei Fehlern werde automatisch der günstigere Anbieter ausgewählt: Das ist Gourmet.

Gourmet beliefert übrigens auch exklusiv alle städtischen Kindergärten. Wie oft Schweinsschnitzel aufgetischt wird, ist leider nicht überliefert.

Nur in Wien: Christoph Schwarz und Julia Schrenk kommentieren regelmäßig Amüstantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches aus dem Alltag der Stadt.

Kommentare