NS-Zeit: WU widerruft Ehrendoktorrat von NSDAP-Mitglied

NS-Zeit: WU widerruft Ehrendoktorrat von NSDAP-Mitglied
Walther Kastner laut Experten maßgeblich an Arisierung von Unternehmen beteiligt. Drei Ehrentitel von „Mitläufern“ kontextualisiert.

Im Rahmen der Aufarbeitung der Universitätsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus hat die Wirtschaftsuniversität (WU) verliehene Ehrentitel überprüft. Das Ergebnis: ein Widerruf und drei Kontextualisierungen von Ehrendoktoraten.

Widerrufen wurde der Titel Walther Kastners, der NSDAP-Mitglied war und laut WU maßgeblich an der systematischen „Arisierung“ von Wirtschaftsunternehmen in der Ostmark beteiligt war.

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Kastner war langjähriger Direktor der Österreichischen Kontrollbank für Industrie und Handel und in dieser Funktion mit der Zerschlagung und dem Verkauf von Unternehmen im Eigentum von Jüdinnen und Juden beauftragt.

Er war für alle Verträge im Rahmen des nationalsozialistischen Vermögensentzugs mitverantwortlich, wurde die Entscheidung begründet.

Fehlende Distanzierung

Nach Kriegsende habe er sich mit Rückstellungen an Holocaust-Überlebende befasst, sich von seiner Rolle in der NS-Zeit aber nie distanziert. Aus dem Ehrenbuch der WU soll die Ehrung allerdings nicht gelöscht werden, um die Verleihung und den Widerruf im „historischen Gedächtnis der Institution zu erhalten“.

Kontextualisiert wurden die Ehrendoktorate an Josef Hellauer, Erich Kosiol und Karl Friedlich Rößle, die als „Mitläufer“ eingestuft wurden.

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Im Vorfeld hatte sich ein Team aus Historikerinnen und Historikern in einem Forschungsprojekts mit allen Ehrendoktoren beschäftigt, deren Biografien einen Bezug zum NS-Regime aufwiesen. Nachdem sieben problematische Fälle identifiziert worden waren, wurde in weiterer Folge eine externe Kommission beauftragt, Empfehlungen vorzulegen.

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