Noch immer kein Nachfolger für das „Süße Eck“ bei der Volksoper

Die Fassade des Zuckerlgeschäfts
Es scheitere oft an den „zu romantischen“ Vorstellungen, sagen die bisherigen Betreiber.

Die Nachricht, dass Gabriele und Michael Kornherr nach fast 30 Jahren mit Ende Juni 2024 die „Confiserie zum Süßen Eck“ zusperren und in Pension gehen wollen, hat vor wenigen Monaten für geschockte Stammkunden gesorgt. Immerhin werden hier im Geschäft gegenüber der Wiener Volksoper bereits seit 110 Jahren Zuckerl verkauft, seit 1995 war es im Besitz der Kornherrs. Für die war das Lokal am Wiener Alsergrund eine, wie sie sagen, „zweite Heimat“, auch das Geschäft laufe gut. Aber es sei einfach Zeit für neue Horizonte – und den wohlverdienten Ruhestand, erzählten sie damals dem KURIER.

Die gute Nachricht: Die Kornherrs suchten einen Nachfolger. Bis Ende Jänner sollte die Suche abgeschlossen sein. Die schlechte Nachricht: Es hat sich bisher noch keine geeignete Nachfolge gefunden.

Viel Interesse

Rund 70 Interessenten habe es bisher gegeben, erzählt Michael Kornherr auf Nachfrage, mit etwa 50 hätten seine Frau und er ernsthafte Gespräche geführt. Doch keines hat bisher zum gewünschten Ergebnis geführt.

Aus verschiedenen Gründen. Die einen, so Kornherr, hätten „zu romantische Vorstellungen“ von der Führung eines Zuckerlgeschäftes.

Die anderen erwarteten sich ein regelmäßiges Einkommen – doch das könne ein so saisonal schwankendes Geschäft nicht erfüllen. Während etwa zu Weihnachten und Ostern der Umsatz überproportional hoch sei, sei der Sommer eine traditionell umsatzschwache Zeit. Man müsse also bereit sein, das „angesparte Fett“ gut zu verwalten.

Teilweise seien aber auch die Bewertungen der Vermögenswerte „wirklich unverschämt“. So würden manche der Interessenten etwa in der originalen Jugendstileinrichtung einen Nullposten sehen. Ähnlich sehe es bei der Bewertung von Kundenstamm, Onlineshop oder bestehenden Lieferantenkonditionen aus. „Es kommen dann Angebote über zehn Prozent des angestrebten Preises, mit der Aussage: ,Bei einer Auflösung bekommen Sie gar nichts, also nehmen Sie das Angebot an’“, erzählt Kornherr. Für andere Interessenten scheitert es wiederum am notwendigen Bankkredit.

Mit einer erfolgreichen Nachfolgeregelung rechnet das Ehepaar momentan kaum noch. Schon jetzt wird überlegt, was wie verkauft werden kann, von der Einrichtung über historische Werbeschilder bis zur Beleuchtung.

Die Zuckerl-, Schoko- und Lakritzbestellungen werden die Kornherrs nach dem Ostergeschäft einstellen. Aber die Kornherrs sind, wie sie sagen, „noch lange nicht im (süßen) Eck“.

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