Um die literarische Zukunft von Favoriten muss man sich deshalb aber nicht sorgen: Es wird eine neue Bücherei geben. 920 Quadratmeter wird die aktuell in Bau befindliche Bücherei „Neues Landgut“ gegenüber des Columbusplatzes umfassen. Die Kosten für den neuen Standort liegen bei 1,5 Millionen Euro.
Angebot für alle
Die Standorte in der Hasengasse und in der Laxenburger Straße werden dafür aufgelassen. Die Bestände der beiden Büchereien werden abgeglichen und zusammengeführt. Bücher, von denen es mehrere gibt, werden entweder im System verteilt oder abgegeben. Unter anderem beim mittlerweile jährlich stattfindenden Flohmarkt.
Die beiden Bestände werden aber nicht reichen, um die neue Bibliothek zu füllen, sagt Kerstin Wiesinger, die derzeitige Leiterin der Standorte Hasengasse und Laxenburger Straße und künftige Leiterin der Bücherei „Neues Landgut“. Einiges müsse neu angekauft werden. „Das ist aber ohnehin eine der Arbeiten, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gerne machen“, sagt Wiesinger.
Den Schwerpunkt will sie unter anderem auf Interkulturelles und Fremdsprachen setzen. „Schlussendlich soll es in der neuen Bücherei aber einfach mehr Angebot für alle geben“, sagt Wiesinger.
Lernen und Arbeiten
Beschränken soll sich das nicht nur auf das Mediensortiment. „Die Nutzungsgewohnheiten der Besucherinnen und Besucher haben sich verändert“, sagt Bernhard Pöckl, Leiter der Büchereien Wien. Die Menschen kommen nicht mehr nur in die Bücherei, um sich Bücher auszuleihen. Sie wollen bleiben, die Bücherei zum Lernen und Arbeiten nutzen. „Sobald wir einen Tisch und einen Stuhl hinstellen, setzen sich die Leute hin“, sagt Pöckl. Gemerkt habe man das besonders nach Corona, als die Menschen nach Monaten daheim nicht mehr zu Hause bleiben wollten.
Dazu komme, dass die Wohnungen in Wien oft sehr klein seien und dadurch ruhige Lern- oder Arbeitsplätze fehlen, sagt Pöckl. Konsumfreie Räume als Ausweichquartiere seien in der Stadt ebenso selten. „Es gibt die Kaffeehäuser, aber auch dort kann man nicht den ganzen Tag verbringen“, sagt Pöckl. Ausgleichen könne das also nur die Bücherei. Am neuen Standort soll dem mit großzügigen PC-Arbeitsplätzen Rechnung getragen werden. Eine Bücherei der Dinge und eine „Open Library“, wodurch die Bücherei auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt werden kann, sollen das Ganze abrunden.
Dass das Angebot der Büchereien gut angenommen wird, zeigt sich an den Zahlen: Mit 162.409 Besuchern haben die Büchereien Wien im Jahr 2023 wieder fast das Vor-Corona-Niveau (168.000 Besucher im Jahr 2019) erreicht. Die Gründe für den Erfolg der Büchereien seien in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Umweltaspekt und dem Preisargument zu suchen, sagt Pöckl. „Es gibt aber auch den Trend Richtung Minimalismus. Die Jungen wollen nicht mehr so viel besitzen.“
Ein echter Vertrag
Wer aber noch Bücher aus der Hasengasse bei sich zu Hause hortet, der sollte sich beeilen: Noch bis Ende Februar können die Bücher dort zurückgegeben werden. Danach muss auf andere Standorte ausgewichen werden, da die Bücherei in der Hasengasse ab März für organisatorische Arbeiten und als Lager verwendet wird. Mit Ende 2024, nach der Eröffnung der Bücherei „Neues Landgut“, werden die Räumlichkeiten in der Hasengasse an Wiener Wohnen zurückgegeben. Was danach damit passiert, ist noch unklar. Aber egal, wofür die Räume genutzt werden, einen Vertrag wird es dieses Mal sicher geben.
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