Seit dem Frühjahr ist das freistehende Haus vis a vis der Secession zwar bereits eingerüstet, bei mehreren Lokalaugenscheinen des KURIER konnten aber nie Arbeiter angetroffen werden. Für die Weißmalerei verantwortlich zeichnete der damalige Eigentümer Lukas Neugebauer, der das Haus mittlerweile an eine im Eigentum der Unicredit Leasing stehenden Gesellschaft weiterverkauft hat (Neugebauer ist seither Leasingnehmer). Allerdings ist der umstrittene Immobilienzampano erst vor Kurzem mit 94 Millionen Euro Schulden in die Insolvenz geschlittert (der KURIER berichtete).
Aus Unicredit-Kreisen heißt es nun, dass diese Pleite auch Auswirkungen auf die rechtskonforme Fassadenfärbung hatte und dies ein Grund für die Verzögerungen sei. Tenor: „Es ist alles recht mühsam.“ Schließlich sei Neugebauer vertraglich verpflichtet, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen.
Von Neugebauer kommt allerdings ein Dementi: „Ihre Beobachtung, dass nichts weitergeht, ist leider objektiv falsch“, heißt es. Nicht die Insolvenz sei zudem schuld an der Verzögerung, sondern es seien technische Probleme bei der Fassadenfarbe aufgetreten: „Es wurde im Laufe des Jahres die gesamte weiße Farbe abgetragen, was ein sehr aufwändiger und diffiziler Prozess war. Leider war das Ergebnis der reinen Farbabnahme nicht wie gewünscht, und die Prognose des BDA zu optimistisch, sodass nunmehr vor einer neuerlichen Lasur noch Abbeizungen notwendig sind“, erklärt Neugebauer.
Witterungsbedingt könne das aber jetzt nicht mehr durchgeführt werden, sodass die Arbeiten „vorrausichtlich im Frühjahr“ wiederaufgenommen würden.
Denkmalamt kontert
BDA-Sprecher Stefan Gron bestätigt ebenfalls, „dass sich die Wiederherstellung als komplexer Prozess darstellt, was unter anderem auch am völlig falsch aufgebrachten Material liegt, das technisch sensibel entfernt werden muss“. Allerdings will er eines so nicht stehenlassen: „Zur Äußerung von Herrn Neugebauer wird festgestellt, dass vom Bundesdenkmalamt keine Prognosen abgegeben werden, sondern auf Basis von restauratorischen Befunden entschieden wird.“ Es seien jedenfalls alle Arbeiten „unter restauratorischer Begleitung“ erfolgt, nun seien noch Restarbeiten zu erledigen.
Doch was ist so schwer daran, ein Gebäude, das erst vor gut 15 Jahren umfassend restauriert wurde, von Einheitsweiß auf Weiß mit zartroten Teilen umzumodeln? Ausschlaggebend sei die richtige Lasur (also transparente Schicht) für den ursprünglichen, mineralischen Edelputz. „Die technische Herausforderung besteht darin, Putzausbesserungen passend in Farbigkeit und Körnung herzustellen und eine Lasur zu finden, die nicht alles überdeckt, sondern den Edelputz noch durchschimmern lässt“, erklärt Gron.
Sprudel und Strauss
Immerhin: Am Baugerüst ist das Endergebnis via Fassadenspiegelung schon stilisiert vorweggenommen. Übrigens gemeinsam mit zwei riesigen Werbeplakaten für einen zu Weihnachten besonders aktiven Getränkeriesen, was durchaus ein einträgliches Geschäft in dieser City-Lage sein dürfte. Und auch der „Schani“ prangt neuerdings prominent über dem Portal – schließlich hat sich dort rechtezeitig vor dem Strauss-Jahr das „Johann Strauss Museum / New Dimensions“ eingemietet.
Graffiti-Kunst am Alsergrund
Großflächige Färbeaktionen auf denkmalgeschützten Objekten sind übrigens in Wien nicht per se verboten. Das beweist das Beispiel der Bezirksvorstehung Alsergrund in der Währinger Straße 43, wo auf der seitlichen Feuermauer bereits seit 2020 nach einem Street-Art-Projekt ein großes Mural prangt. Wir hier mit zweierlei Maß gemessen? Nein, sagt das Denkmalamt, denn in diesem Fall sei das Wandgemälde „temporär genehmigt“ worden. Temporär kann also auch Jahre bedeuten – jedenfalls so lange, bis die Fassade der Bezirksvorstehung saniert wird.
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