Nach Umzug-Fiasko: Alle Personen aus Wiener Asylheim getestet
Nach der nicht ganz friktionsfreien Evakuierung des Asylwerber-Quartiers Wien-Erdberg am 1. Mai sind nun die Testungen aller Bewohner und Mitarbeiter abgeschlossen. Das Ergebnis: Bei insgesamt 26 Personen - vier davon Betreuer - wurde das Coronavirus nachgewiesen, sagte Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, am Montag der APA. 357 Befunde wurden insgesamt erstellt.
Das Gebäude hatte am Freitag evakuiert werden müssen, nachdem nach einer ersten Testtranche 15 bestätigte Corona-Fälle aufgetreten waren und der Standort für eine längerfristige Quarantäne nicht geeignet war. Daraufhin wurde ein flächendeckendes Screening angekündigt, das nun abgeschlossen ist.
Das Heim selbst wurde am Wochenende außerdem vollständig desinfiziert. "Für uns ist das Haus aus hygienischer Sicht wieder bezugsfertig", so Huber.
Tomaten mit Speck für Muslime
Das wird aber frühestens in knapp zwei Wochen passieren. Denn so lange müssen die Bewohner in Quarantäne bleiben. Während Familien in das ehemalige Krankenhaus Floridsdorf, das die Stadt zur Corona-Unterkunft umfunktioniert hat, gebracht wurden, wurde der Großteil der Personen - rund 300 - in das Betreuungszentrum Messe Wien überstellt.
Unsensibel, unvorbereitet, chaotisch - so beschrieb Zivildiener und Neos-Kandidat Karim Rihan die Zustände im Corona-Lazarett in der Messe Wien gegenüber dem KURIER am Sonntag. Er sprach von Fluchtversuchen. Besonders heikel: Muslime sollten mit Schweinefleisch - konkret Tomaten mit Speck - vorköstigt werden. Das sorgte für Aufregung.
Eine Sprecherin des Arbeiter-Samariterbundes (ASBÖ), der für die Betreuung der Einrichtung zuständig ist, bestätigte das speisetechnische "Versehen". Das Gericht sei in Dosen abgepackt gewesen, auf denen nicht gleich ersichtlich gewesen sei, dass auch Speck unter den Zutaten war. Jenem Teil der Flüchtlinge, der etwas davon bekommen hatte, sei sofort Ersatz angeboten worden, versicherte sie.
"Nicht verstanden, warum sie hierbleiben müssen"
Grundsätzlich hielt die Sprecherin fest: "Wir können auf alle kulturellen Bedürfnisse zu 100 Prozent eingehen." Das treffe auch den derzeitigen Fastenmonat Ramadan zu. Der Fehler sei wohl auch durch die etwas unerwartete Ankunft so vieler Menschen passiert: "Es musste alles sehr schnell gehen."
Dass es Fluchtversuche aus dem Quarantäne-Bereich gegeben habe, dementierte die Sprecherin. Was stimme: "Ein paar Leute haben nicht verstanden, warum sie hierbleiben müssen. Sie wollten zurück in ihr Quartier." Daraufhin habe man am Samstag die Betroffenen gemeinsam mit der Polizei noch einmal über die medizinischen Gründe der Quarantäne informiert.
Krisenstab-Sprecher Huber versicherte, dass es auch bei der Verlegung keine Fluchtversuche oder "Tumulte" gegeben habe. Klar seien die Menschen wegen der Übersiedlung aufgeregt gewesen. Die Personen seien aber schon zuvor von einem Amtsarzt und mithilfe von Dolmetschern über die anstehenden Maßnahmen informiert worden.
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