Nach Großbrand in Simmering: Verzweiflung bei Geschädigten

Simmering
Die Renovierung der Wohnungen dauert länger als angekündigt. Hohe Kosten und Ungewissheit verunsichern die ehemaligen Bewohner.

12 Stunden lang musste die Feuerwehr am 11. Mai gegen die Flammen ankämpfen: Eine Wohnhausanlage mit zehn Stiegen, die 370 Bewohner am Enkplatz in Wien-Simmering beherbergte, brannte.

Die Menschen mussten rasch aus dem Gebäude gebracht werden. Die Dachgeschoßwohnungen wurden komplett zerstört. Eine Woche nach dem Brand konnten nur die Bewohner der Stiege 2 wieder einziehen. Für die anderen könnte das noch Jahre dauern.

"Wir fühlen uns alleine gelassen", berichtet nun Katarina Petos. Sie wohnte im dritten Stock und kann immer noch nicht in ihre Wohnung zurück. Ursprünglich hieß es, dass alle Wohnungen - außer dem Dachgeschoß und dem vierten Stock - in drei bis vier Wochen bezugsfertig sein sollten.

Nach Großbrand in Simmering: Verzweiflung bei Geschädigten

Katarina Petos wird ihre Wohnung lange nicht beziehen können.

"Der Bezug der unteren Geschoße wurde ständig verschoben", sagt Petos. Vergangene Woche bekam sie dann eine E-Mail von der Hausverwaltung, in der es hieß, dass der dritte Stock auch erst in ein bis zwei Jahren fertig sein soll.

"Wir machen die Hölle durch", sagt die Geschädigte. Viele hätte sich "überteuerte" Mietwohnungen gesucht, andere wohnen immer noch bei Verwandten oder Bekannten - für einen so langen Zeitraum sei das aber nicht möglich.

Teure Kurzzeitwohnungen

Einige hätten noch gar keine Wohnungen gefunden. Kurzzeitwohnungen seien schwer zu finden, Kautionen und Provisionen zu teuer.

"Wir helfen nach wie vor bei der Suche nach Gemeindewohnungen", sagt ein Sprecher der Stadt. Es gebe noch einen Pool an Wohnungen, die Formulare liegen in der Bezirksvorstehung Simmering auf.

Immer noch Mieten zu bezahlen

Petos berichtet außerdem davon, dass weiterhin Betriebskosten für die Wohnungen verlangt werden. Manche Eigentümer würden immer noch Mieten verrechnen, beschwert sie sich.

"Da es sich um eine Wohnungseigentümeranlage handelt, fallen diese Kosten für Eigentümer natürlich trotz Brand an", erklärt die zuständige Hausverwaltung.

Mieter können jedoch auf Eigeninitiative die Miete und die Betriebskosten auf null mindern, erklärt Christian Bartok, Leiter der Mieterhilfe der Stadt. Das gehe, bis die Benützbarkeit wieder gegeben ist.

Eine weitere Geschädigte, die lieber anonym bleiben möchte, berichtet von Problemen mit Internetanbietern, die weiterhin Geld verlangen, so lange die Router nicht zurückgegeben werden. Die Stromkosten würden zusätzlich durch die Trockengeräte steigen. "Diese Kleinigkeiten machen einen fertig", sagt sie.

Simmering

Das Dachgeschoß wurde beim Brand völlig zerstört.

Solche Gegenstände wie Router hätten aber noch nicht geholt werden können: Es hätte einmal eine Begehung für zehn Minuten und einmal eine für zwei Stunden gegeben, bei der allerdings die Sachverständigen der Versicherungen dabei waren,  sagt Petos.

"Wir wissen nicht, was in unseren Wohnungen noch brauchbar ist. Viele standen in völlig kaputten Wohnungen und mussten vom Löffel an alles neu kaufen", berichtet sie.

Ungewisse Zukunft

Derzeit gehe es darum, die Ver- und Entsorgungsleitungen wieder herzustellen, teilt die Hausverwaltung mit. Im August sollten die Wohnungen im 1., 2. und 3. Stock zumindest zugänglich gemacht werden.

Wann sie bewohnbar sind, könne man derzeit nicht sagen. Die Schäden, die durch Brand und Löschwasser entstanden sind, sind in den einzelnen Wohnungen unterschiedlich schwer.

Spendenaufruf

Der Verein Leiwandes Simmering gibt zusammen mit der Caritas immer noch finanzielle Hilfe und Sachspenden an Betroffene aus. Ab 28. Juni gibt es am Enkplatz für einen Monat eine Charity-Veranstaltung namens „Sand in Simmering“. Dort werden zwischen 15 und 21:30 Uhr täglich Getränke verkauft. 50 Cent von den Einnahmen pro Getränk werden für die Brandopfer gespendet.

Am Wochenende vom 13. bis zum 14 Juli findet außerdem das "Rock'n Help" Benefiz-Open Air statt. Dort treten 15 Künstler unentgeltlich auf. Die Einnahmen werden gespendet.

Geldspenden können an das Konto des Vereins überwiesen werden: Verein Leiwandes Simmering, Erste Bank: AT67 2011 1829 7203 5401.

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