Nach Axt-Mord in Floridsdorf: "Bald können wir Favoriten Konkurrenz machen"
Neongelbe Striche und Kreise auf der Fahrbahn, versehen mit Nummern. Sie erinnern daran, dass sich hier, in der Schwaigergasse in Wien-Floridsdorf, Dienstagabend ein Verbrechen ereignete. „Wie in einem Film, das ist ja kaum zu glauben“, sagt eine Passantin. Trotz des Nieselregens halten Menschen immer wieder an, machen Fotos von den Markierungen und unterhalten sich.
„Wissen Sie, was hier gestern genau passiert ist?“, möchte eine ältere Dame wissen, die gerade aus einem Hauseingang kommt. „Ich habe gestern Abend grade gebügelt, da habe ich Schüsse gehört. Dann hat die Polizei bei mir geläutet und hat mich gefragt, ob ich etwas gesehen oder Fotos gemacht habe.“
Mann soll 22-Jährige mit einer Axt getötet haben
Was passiert ist, hat sich schnell herumgesprochen: Ein 26-jähriger Rumäne soll hier in einer Wohnung eine 22-Jährige mit einer Axt getötet haben. Danach dürfte der Tatverdächtige mit nacktem Oberkörper und der Axt in den Händen durch die Ferchenbauergasse gelaufen sein. Rasch war die Polizei zur Stelle, dann fielen Schüsse.
Wie viele Schüsse es waren?
Drei Schüsse, sagen ein paar der Bewohner der umliegenden Häuser; andere wollen vier gehört haben. Einer hörte auch einen Mann schreien.
Im Laufe des Vormittags werden immer weitere Details bekannt: Die 22-Jährige, die getötet wurde, dürfte sich im Vorfeld Arbeitskollegen anvertraut haben, dass sie sich vor ihrem 26-jährige Mitbewohner fürchte.
Arbeitskollegen sahen Attacke offenbar in Videotelefonat
Als der 26-Jährige versuchte, in ihre Zimmer zu gelangen, dürfte die 22-Jährige gerade ein Videotelefonat mit ihren Arbeitskollegen geführt haben – laut Polizei war in dem Videotelefonat auch zu sehen, wie der Mann in das Zimmer der Frau eindrang und sie attackierte. Daraufhin wählte einer der Arbeitskollegen den Polizeinotruf.
Als die Polizisten beim Tatort eintrafen, wurden sie von dem Mann mit der Axt attackiert. Es fielen Schüsse, der 26-jährige Angreifer erlag noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen.
Bei den Bewohnern, die hier unterwegs sich, herrscht Betroffenheit angesichts des Verbrechens in ihrer Nachbarschaft.
TOTE FRAU IN WIEN - VERDÄCHTIGER NACH ATTACKE VON POLIZEI ERSCHOSSEN
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Norbert Zellhofer, 66 Jahre, wohnt fast sein ganzes Leben lang in Floridsdorf. Mittwochfrüh ist er gerade auf dem Weg zu seiner Wohnung im Gemeindebau in der Schwaigergasse. „Ich hab' gestern Abend eine sehr interessante Dokumentation gesehen, als ich es krachen gehört hab. Ich hab' mir gedacht, da haben Burschen halt mit Böllern geschossen“, erzählt er. Dass wirklich etwas Schlimmes passiert sei, habe er dann erst aus den Nachrichten erfahren.
An sich wohne er gerne hier, sagt Zellhofer. Aber die Gegend habe sich im Laufe der Jahre schon verändert. „Bald können wir Favoriten Konkurrenz machen“, sagt er und lacht.
Auf der Straßenseite vis-a-vis bleibt eine Frau stehen, raucht eine Zigarette, blickt auf die Straße. „Normalerweise gehe ich hier am Abend genau um diese Zeit immer mit dem Hund spazieren“, erzählt sie.
„Gestern war ich Gott sei Dank nicht zuhause. Ich hab‘ deshalb gar nichts mitbekommen, erst wie mich meine Tochter angerufen hat, und gefragt hat, ob ich in Sicherheit bin.“
"Fühl mich hier nicht mehr wohl"
Ihren Namen möchte sie nicht nennen, da sie von Medien nicht allzu viel hält, wie sie durchklingen lässt. Aber dann erzählt sie doch noch ein bisschen. Ob sie sich in Floridsdorf noch sicher fühle?
„Früher bin ich überall unterwegs gewesen. Aber jetzt fühl‘ ich mich hier nicht mehr wohl. Vor allem vorne am Franz-Jonas-Platz, was da für Leute herumsitzen“, sagt sie. „Ich bin nur froh, dass meine Kinder schon erwachsen sind.“
Wo sich die Tatwohnung befinde, wisse sie nicht, sagt sie. „Vielleicht was das da drüben die Wohnung, wo das passiert ist“, sagt die Frau und deutet in Richtung eines Hauses in der Ferchenbauergasse.
Beschädigte Jalousie mit Blutflecken
Tatsächlich ist die Jalousie einer Wohnung im Erdgeschoß arg beschädigt, auf den Lamellen finden sich Blutflecken. Zudem sieht man Schlitze, die möglicherweise von der Axt stammen.
Eine Dame mit Einkaufswagen und Regenschirm nähert sich und hält ebenfalls vor der beschädigten Jalousie. Sie wohne gleich ums Eck, in der Früh habe sie über den Vorfall in der Zeitunggelesen. „Alle Nachbarn sind schockiert“, sagt sie. Sie möchte ihren Namen nicht nennen, aber sie sei „eine ewige Floridsdorferin, alle hier kennen mich“. Die Polizei, sagt sie, brauche wieder mehr Durchgriffsmöglichkeiten. „Ich habe einige alleinstehende Bekannte, die gehen gar nicht mehr gerne raus“, beschreibt sie.
Auch Carmen Dorfer bleibt in der Schwaigergasse stehen, betrachtet die gelben Markierungen am Boden. Sie wohne gleich ums Eck, erst vor einem halben Jahr sei sie mit ihrer Familie hergezogen, da sie sich in ihrer alten Nachbarschaft nicht wohngefühlt habe.
"Gehe sonst um die Zeit immer hier spazieren"
Hier habe sie sich bisher sicher gefühlt: „Normalerweise spaziere ich um diese Zeit am Abend immer mit unserem Sohn vor Richtung Floridsdorfer Spitz“, erzählt sie. Dort gebe es eine gutes Café, wo sie eine kleine Pause einlegen, bevor sie wieder zurück nach Hause spazieren. Doch ausgerechnet gestern sei sie glücklicherweise kurz eingenickt und habe daher den Abendspaziergang abgesagt. „So ein Glück. Mein Sohn wird jetzt drei. Wenn der was davon mitbekommen hätte, wäre er jetzt vielleicht traumatisiert“, sagt sie.
Sie ist sichtlich betroffen. „Die Frau, die umgebracht wurde, war noch so jung“, sagt sie. „Und mir tun auch die Polizisten leid. Das ist für sie sicherlich schlimm, dass sie einen Menschen töten mussten.“
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. hier Hilfe und Informationen:
- bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 und online unter www.frauenhelpline.at.
- beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at;
- der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at
- beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
- beim Frauenhaus-Notruf unter 057722
- bei den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217
- beim Opfer-Notruf: 0800 112 112
- und bei der Polizei unter der Notrufnummer 133 .
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