Mit 140 km/h ohne Schein durch Wien gerast: "War eine dumme Idee"

Mit 140 km/h ohne Schein durch Wien gerast: "War eine dumme Idee"
Prozess: Ein 25-Jähriger lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, mehrere Passanten mussten laut Anklage wegspringen.

Dass es am Abend des 6. Oktober des Vorjahres keine Schwerverletzten oder Toten gegeben hat, ist purer Zufall. An diesem Abend setzte sich ein 25-jähriger Tschetschene ohne Führerschein hinter das Lenkrad eines gemieteten Porsches und lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Mit bis zu 140 km/h raste der junge Mann durch mehrere Bezirke und über rote Ampeln. "Fußgänger mussten wegspringen", schildert die Staatsanwältin am Dienstag. Erst, als der Lenker gegen einen geparkten Pkw prallte, nahm die Wahnsinnsfahrt ein Ende. Da waren bereits 13 Minuten vergangen.

Im Landesgericht für Strafsachen in Wien ist der Schulabbrecher schüchtern und bei seiner Befragung durch den Richter so leise, dass man ihn kaum versteht. "Das war eine dumme Idee", gibt er zu. "Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen." Zwar bekennt er sich schuldig. Doch Passanten will er nicht gefährdet haben. "Da war niemand."

Angeklagt ist der 25-Jährige wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung und Nötigung.

Mit E-Scooter kollidiert

Mit einem Bekannten hatte er sich an diesem Oktoberabend in den Porsche gesetzt. Ein Sachverständiger stellte später Spuren von Cannabis und Kokain in seinem Blut fest. Der Polizei fiel der Lenker im Zuge einer anderen Amtshandlung auf. "Wir haben eine lauten Knackser gehört", schildert eine Polizeischülerin, die damals im Einsatz war. Der "Knackser" stellte sich als Kollision mit einem E-Scooter heraus. Die Beamten forderten den 25-Jährigen auf, sich auszuweisen. "Der Polizist hat so aggressiv geredet. Da habe ich aus Angst auf das Gaspedal gedrückt", erzählt der Angeklagte. 

Die Polizei nahm die Verfolgung auf - zum Teil gegen die Einbahn im Gassengewirr von Wien-Neubau, dann über den Gürtel. "Die Polizei berichtet von riskanten Spurwechseln und, dass Sie über Rot gefahren sind. Da sollen zahlreiche Fußgänger am Schutzweg gewesen sein", hält ihm der Richter vor. "Es sind keine Menschen da gewesen, die auf die Seite springen mussten", bestreitet der junge Mann. Auch an einer Bim in einer Haltestelle soll er vorbeigebrettert sein - er hätte Öffi-Fahrer beim Ein- oder Aussteigen erwischen können. "Das kann nicht sein", meint der Angeklagte erneut.

Gleich in der Nähe des Landesgerichtes, wo er nun befragt wird, soll er auf eine Haltestellen-Plattform gefahren sein. "Daran kann ich mich nicht erinnern." Als er das parkende Auto touchierte, wurde es mehrere Meter weggeschleudert. "Bei mir ist nicht einmal der Airbag aufgegangen", stellt er auch das infrage.

Der Richter ist irritiert: "Sie haben gesagt, dass Sie geständig sind. Aber bisher sind sie nur dazu geständig, zu schnell gefahren zu sein. Sonst nichts."

"Er arbeitet fleißig"

Die Rechtsanwältin versucht zu relativieren: "Er ist unbescholten, macht gerade ein Praktikum und hat eine fixe Arbeitsstelle zugesagt bekommen. Der Vorfall steht in einem krassen Missverhältnis zu seinem bisherigen Verhalten. Er arbeitet fleißig, hat seit Jahren eine Lebensgefährtin und eine eigene Wohnung." Es habe sich um eine Kurzschluss-Aktion gehandelt. "Ich ersuche um eine zweite Chance."

Nachdem der als Zeuge geladene Beifahrer nicht erscheint und auch einige Polizisten den Termin nicht wahrnehmen können, wird die Verhandlung vertagt.

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