Missbrauch an Wiener Schule: Viele weitere Opfer vermutet

Missbrauch an Wiener Schule: Viele weitere Opfer vermutet
Nach 25 bekannten Fällen rund um einen Lehrer dürfte sich der Opferkreis ausweiten. Es soll zu Übergriffen auf Sportwochen und im Turnsaal gekommen sein.

Ende Mai diesen Jahres wurde bekannt, dass ein Wiener Mittelschullehrer 25 Schüler missbraucht und kinderpornographisch dargestellt haben soll - mindestens. Denn wie nun bekannt wurde, dürfte es sich um eine weit höhere Opferzahl handeln. Einen entsprechenden Bericht des Standard wurde auch durch KURIER-Informationen bestätigt.

Lehrer nahm sich das Leben

Der Pädagoge soll zwischen 2004 und 2019 Missbrauchshandlungen an Schülern im Alter zwischen neun und 14 Jahren begangen haben. Zu den Vorfällen kann der Beschuldigte aber nicht mehr befragt werden. Er nahm sich kurz nach einer Anzeige und Hausdurchsuchung im Frühjahr 2019 das Leben. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden daraufhin eingestellt.

Schon kurz nachdem die Fälle an die Öffentlichkeit gelangten, wurde von mehr Betroffenen ausgegangen:

Eine Vermutung die nun KURIER-Informationen bestätigen. Es gäbe "zu viel Material und zu viele mögliche Betätigungsfelder" des Beschuldigten, um nur von 25 Fällen auszugehen. Werde von den Behörden erst einmal öffentlich gemacht, um welche Schule es sich handelt, gehe man von vielen weiteren Betroffenen aus, heißt es. 

Übergriffe auf Sportwoche und Lesenacht

Bildungsdirektor Heinrich Himmer hatte im Mai betont, es stünde mittlerweile fest, dass es zu den Übergriffen und Missbrauchshandlungen ausschließlich außerhalb der Schule gekommen ist. Der Pädagoge hatte Schüler draußen getroffen oder mit nach Hause genommen, wo er ihnen teilweise K.o.-Tropfen verabreicht haben soll. Nun zeigt sich aber ein anderes Bild: So soll sich ein Opfer selbst auf Fotos, die bei dem Beschuldigten gefunden wurden, identifiziert und diese einer Schulsportwoche im Jahr 2004 zugeordnet haben. Ein weiterer Betroffener soll von einem Übergriff während einer Lesenacht im Turnsaal der Schule berichtet haben. 

Das Büro von Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) verwies auf Anfrage auf die Stellungnahme der Bildungsdirektion gegenüber dem "Standard", wonach der Kommission diese Zeugenaussagen nicht vorliegen würden. "Kinderschutz muss an erster Stelle stehen und alles auf dem Tisch liegen", bekräftigte ein Sprecher der APA. Man sei schon sehr gespannt auf den KJA-Bericht, der mit Jahresende vorliegen soll. Ein neues Kinderschutzgesetz soll noch heuer präsentiert werden.

Auch abseits des Schulalltags hatte der beschuldigte Sport- und Vertrauenslehrer Umgang mit Kindern. So war er lange in Wiener Sportvereinen aktiv und soll auch als Betreuer bei Sommerlagern tätig gewesen sein. Auch zu Einladungen in seine Wohnung soll es gekommen sein. 

Kritik an Kommunikation

Schon seit 2020 geht eine Kommission der Bildungsdirektion, sowie der Kinder- und Jugendanwaltschaft und  der Kinderschutzorganisation Kinder- und Jugendhilfe, der Frage nach, wie das Verhalten des Lehrers solange unentdeckt bleiben konnten. Ein vorläufiger Endbericht soll im kommenden November vorliegen. 

Immer wieder wurde in der Vergangenheit die Kommunikation in der Causa kritisiert. Denn obwohl die Schulleitung bereits Mitte Mai 2019 über die Ermittlungen in Kenntnis gesetzt worden war, soll erst Monate später ein Elternabend einberufen worden sein. 

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