Am Anfang stand der Kölner Dom. 2,5 Meter hoch, eine Million Bausteine, eine Tonne schwer. Und komplett aus Lego. Als Harald Gach vor fünf Jahren das Meisterwerk eines privaten Lego-Fans im Internet entdeckte, war das „wie eine Einstiegsdroge“, erzählt er. Dem Wiener war klar: „Das kann ich auch.“
Und er sollte recht behalten: Seither hat der 54-Jährige rund 70 Architekturjuwele seiner Heimatstadt mithilfe des kultigen Spielzeugs rekonstruiert – natürlich detailgetreu. Vom Wiener Rathaus über die Kirche am Steinhof bis zum Karl-Marx-Hof.
Der Kölner Lego-Dom habe ihn schon beeindruckt, sagt Gach. Aber er wollte viel dezenter bauen. „Mich hat der kleinstmögliche Maßstab gereizt. Man sollte halt noch erkennen, um welches Gebäude es sich handelt.“
Darum versuchte er sich erst einmal am ehemaligen militärgeografischen Institut vis-à-vis des Wiener Rathauses. Mit den alten Legosteinen, wie es sie schon in Gachs Kindheit gab, wurde das allerdings nichts. Oder besser gesagt: Es wurde zu viel. Zu wuchtig, zu schwer, einen halben Meter breit. „Ein Riesenwoscha“, wie der Wiener sagt.
Viel Augenmaß
Mit der Zeit kam die Routine. Und die professionelle Ausrüstung. Mehr als 80.000 „moderne“, also vielseitig einsetzbare Bauelemente warten mittlerweile feinsäuberlich sortiert in Gachs Wohnzimmer auf ihren Einsatz. Und obwohl er im Normalfall keine Pläne der Modelle zur Verfügung hat und nur auf Basis selbst gemachter Fotos die Maßstäbe berechnen kann, gelingen Gach Bauwerke mit durchschnittlich 20 Zentimetern Breite und Höhe.
„Die wahre Kunst“, um so klein wie möglich zu bauen, erklärt Gach, sei aber „das Reduzieren aufs Wesentliche“. Darum nehme die Planungsphase zwei Drittel der Zeit in Anspruch. „Es geht darum, herauszuarbeiten, was man alles weglassen kann, damit das Gebäude noch erkennbar ist.“ Und darum, mit welchen Lego-Elementen Gebäudeteile, Fensterbögen und Fassadendetails am besten umsetzbar sind.
Das Modell des Wiener Rathauses zum Beispiel, das er extra für den Besuch des KURIER vorbereitet hat, hat keine Ecktürme wie das Original. „Das Tiefenspiel der Fassade passt auch nicht.“ Und Details wie die gotischen Fensterbögen oder der transparente Turm an der Stirnseite fehlen mangels geeigneter Lego-Steine ebenfalls. Trotzdem erkennen selbst Architektur-Laien beim Anblick des Modells sofort das Wiener Rathaus.
Gewinn lässt sich mit dieser Kunst kaum einer erzielen, sagt Gach. Zumal er seine Werke – nachdem er sie fotografiert hat – meist wieder zerlegt. Rund 5.000 Euro hat er bis dato in sein Equipment investiert. Einnahmen seien aber eher die Ausnahme.
Dabei würde er die Modelle von Fassaden oder der Gebäude – darunter das umstrittene neue Hotel Intercontinental, das Parlament, das Museumsquartier, die Secession oder auch das Hosenträgerhaus von Otto Wagner am Alsergrund – durchaus verkaufen. Je nach Größe um 45 bis 1.500 Euro. Bei der Frage, ob er letzteren Preis – etwa für das äußert aufwendige Modell des Palais Erzherzog Ludwig Victor im ersten Bezirk – schon einmal erzielt habe, muss Gach aber lachen.
Der Begeisterung für sein Hobby tut das keinen Abbruch. Um Gleichgesinnte und Architekturfans zu erreichen, stellt Gach seine Werke auf der Website www.viennabricks.at aus. Und für Oktober hat er sich für die Amateurkunstmesse im Wiener Rathaus beworben.
Das Feedback sei durchwegs positiv. „Im Freundes- und Bekanntenkreis sind alle begeistert“, sagt Gach. „Und bei Ausstellungen können die meisten gar nicht glauben, dass das echt nur original Lego-Steine sind.“
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