Mehrheit der Österreicher ist für Cannabis-Legalisierung

Mehrheit der Österreicher ist für Cannabis-Legalisierung
54 Prozent der Bevölkerung wollen Marihuana legal erwerben dürfen. Viele haben Erfahrung mit CBD.

Sie waren in Scharen gekommen, um gratis Hanf-Brownies zu ergattern: Aber nach fünf Minuten war es mit der süßen Versuchung schon wieder vorbei. Pünktlich um 20 nach vier Uhr am Mittwochnachmittag feierte die Wiener Kaffeehaus-Kette Aida das Comeback der Hanf-Brownies mit 420 der Schokoküchlein für die schnellsten Gäste. Uhrzeit und Menge wurden bewusst gewählt, denn „420“ ist in der Cannabis-Kultur ein Codewort für den Konsum der Pflanze.

Mehrheit der Österreicher ist für Cannabis-Legalisierung

Großer Andrang auf die gratis Brownies

Zur Erinnerung: Nach einem Erlass der ehemaligen Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) im Vorjahr durften Aida und Cannabis-Shops keine Lebensmittel mehr verkaufen, in denen der Wirkstoff CBD (siehe Kasten unten) enthalten ist. Nur das Rauchen von CBD-Gras ist erlaubt. 

Mehrheit der Österreicher ist für Cannabis-Legalisierung

Die Österreicher sind beim Thema Cannabis übrigens äußerst liberal, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Integral (1.009 Befragte) zeigte. Demnach sind 54 Prozent der Bevölkerung für eine totale Legalisierung von Cannabis.

In Auftrag gegeben wurde die Studie vom CBD-Start-up Magu. Das Unternehmen handelt mit Cannabis, das nur sehr geringe Mengen des berauschenden Wirkstoffs THC beinhaltet. Der nicht psychoaktive Inhaltsstoff CBD soll zum Beispiel gegen Ängste oder Übelkeit helfen. 

Wirtschaftsfaktor

Das Geschäft mit CBD läuft gut, es ist eine der am schnellsten wachsenden Branchen Österreichs. Der Wirtschaftsverband Cannabis schätzt, dass binnen des vergangenen Jahres rund 50 neue Produzenten und etwa 100 neue Shops ins Geschäft eingestiegen sind. Die Branche beschäftigt etwa 1.500 Österreicher und macht einen Jahresumsatz von 300 Millionen Euro – Tendenz stetig steigend. Weil das Kraut auch irgendwo her kommen muss, wird auch fleißig angepflanzt. In Österreich wird auf rund 2.000 Hektar legales Cannabis angebaut. 

Cannabidiol (CBD) ist ein nicht psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf. Medizinisch soll es entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend. Viele Menschen nutzen es zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden oder Schlafstörungen. Bewiesen ist die positive Wirkung auf Kinder mit Epilepsie.

Tetrahydrocannabinol (THC) hat eine psychoaktive Wirkung. Reich an THC sind die unbefruchteten weiblichen Hanfblüten. Bei Marihuana das in Europa auf dem Markt ist, liegt der THC-Gehalt bei etwa 10 Prozent. CBD-Gras hat einen THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent.

Vor allem in der Steiermark scheint Cannabis beliebt. Jeder vierte Befragte hat schon Erfahrungen mit CBD-Produkten und 91 Prozent wünschen sich eine breite Verfügbarkeit des Wirkstoffs. Gleich zwei Drittel der Steirer wollen eine komplette Legalisierung von Marihuana. Laut Expertenschätzungen könnte das dem Staat jährlich 300 Millionen Euro in die Kassen spülen. 

Die Politik ist bei dem Thema aber seit jeher sehr vorsichtig und selbst der Wirtschaftsverband Cannabis Austria spricht sich im Fall einer Legalisierung für strenge Regulierungen aus. Dies bedeutet vor allem strikten Jugendschutz, Werbebeschränkungen, Qualitätssicherung sowie eine Zweckbindung staatlicher Einnahmen für Jugendschutz, Prävention und Forschung – heißt es auf KURIER-Anfrage. 

Aber noch einmal zurück zum Süßen. Die Rückkehr der Cannabis-Brownies bei Aida ist durch eine Veränderung der Rezeptur möglich. Während früher noch mit CBD gearbeitet wurde, ist in der neuen Version der Süßspeise nur Hanföl enthalten, welches weder THC noch CBD enthält.

Politische Botschaft

Die Kaffeehauskette möchte mit der Wiedereinführung der Brownies auch eine Botschaft an die Politik senden. Laut Besitzer Dominik Prousek hoffe Aida auf eine rasche Gesetzesänderung seitens der Bundesregierung und Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl, „um endlich Klarheit in die undurchsichtige CBD-Gesetzgebung Österreichs zu bringen.“ 

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Die Antwort auf eine KURIER-Anfrage an das Bundesministerium, lässt aber nicht auf Veränderung hoffen. Die Gesetzeslage sei die gleiche wie unter Beate Hartinger-Klein und werde beibehalten. 

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