Mediziner wurden zu Fake-Kongress in Wien gelockt

Mediziner wurden zu Fake-Kongress in Wien gelockt
Betrug: 50 Teilnehmer aus aller Welt zahlten für eine Medizin-Tagung, die nicht stattgefunden hat.

Wie bestellt und nicht abgeholt müssen sich die rund 50 – zum Teil hoch renommierten – Wissenschafter gefühlt haben, die im November 2021 zu einer Medizin-Tagung in Wien angereist sind.

Sie mussten nämlich feststellen, dass sie einer (offenbar fiktiven) Medizinergesellschaft hohe Gebühren für eine Veranstaltung bezahlt hatten, die „mehr mit Quacksalberei als Medizin zu tun hatte“, wie es eine Teilnehmerin formulierte.

„Placebo-Kongress“

Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete zuerst über den „Placebo-Kongress“. In dem Bericht wird eine Epidemiologin zitiert, die für die Tagung extra aus Boston (USA) angereist war. „Ein wenig verloren“ seien die Mediziner nach ihrer Ankunft in der Lobby eines Wiener Hotels gestanden. Alle hätten sie Teilnahmegebühren und die Kosten für zwei Nächte im Hotel gezahlt. „Und jetzt wartete da kein Welcome-Lunch, nicht einmal der Veranstalter.“

Verstorbener Eröffnungsredner

Anfangs schien es sich „nur“ um eine schlecht organisierte Veranstaltung zu handeln. „Aber als wir hörten, als Eröffnungsredner sei der berühmte Professor Kazuo Murakami vorgesehen, bekamen wir doch gewisse Zweifel“, erzählte die amerikanische Ärztin dem Spiegel. Der besagte japanische Genetiker ist nämlich schon im April 2021 verstorben.

Die Teilnehmer machten daraufhin das beste aus der Situation und begannen damit, sich gegenseitig ihre wissenschaftlichen Papiere vorzutragen. Nach längerem Herumtelefonieren sei es dann doch noch gelungen, einen Veranstalter ausfindig zu machen. Dieser erklärte laut dem Spiegel-Bericht, dass „vielleicht nicht alles so perfekt gelaufen“ sei. Einigen Teilnehmern sei ein Teil ihres Geldes zurückerstattet worden, andere haben Anzeige erstattet. Die angebliche Medizinergesellschaft, die hinter dem Fake-Kongress steckt, veranstaltet laut ihrer Website Treffen „an reizvollen Orten“ und hat einen redaktionellen Beirat. Der deutschen Bundesärztekammer lagen laut Spiegel allerdings „keine Informationen zu dem genannten Kongressveranstalter vor.“

Keine österreichischen Ärzte dabei

Auch bei der Wiener Ärztekammer ist die besagte Gesellschaft nicht bekannt, wie es am Sonntag auf Nachfrage hieß. „Offensichtlich waren bei der Tagung keine österreichischen Ärzte, sonst wäre der Fall bei uns aufgeschlagen“, lautete die Reaktion der Ärztekammer auf den „Placebo-Kongress“.

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