Proteste gegen neue 13A-Route
An einem kühlen Montagmorgen steht Andreas Rokietowski mitten auf der Windmühlgasse in Wien-Mariahilf und hält ein Plakat in den Händen, auf dem das Wort „13A“ durchgestrichen ist. „Das war eine ruhige Wohngegend. Doch mit der Ruhe ist es hier ab Montag vorbei“, sagt er.
Ginge die neue Route des 13A durch eine andere Gasse, stünde wohl dort ein verärgerter Anrainer auf der Straße, doch die Stadtregierung hat nun einmal so entschieden. Ab 18. November soll der 13A Richtung Skodagasse durch die Windmühlgasse fahren (siehe Grafik). In den Stoßzeiten alle drei Minuten, am Wochenende auch in der Nacht.
Die Anrainer fühlen sich überrumpelt. „Es gab vorab keine Information“, sagt Leila Elgharbi, Mutter von vier Kindern. „Stattdessen wurde schon mit den Straßenarbeiten begonnen.“ Neben dem Ärger über den Lärm bangt sie um ihre Kinder, wenn der Bus künftig täglich durch die enge Gasse fährt. „Wir lassen uns das sicher nicht bieten“, sagt Eva Rotter, die sich ebenfalls gegen den Bus engagiert. „Die Capistrangasse wurde gerade erst zu einer Sackgasse erklärt. Jetzt soll der Bus durchfahren. Diese Entscheidung muss zurückgenommen werden.“
Ablehnung
Eine Frau zeigt einen Brief, den sie Anfang Oktober von Mariahilfs Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SP) bekommen hat. Darin schließt Kaufmann eine Route durch die Windmühlgasse aus, da die Wiener Linien diese „rigoros ablehnen“ würden. Wenige Tage später war alles anders.
„Die Windmühlgasse war nicht unsere erste Wahl“, sagt Leopold Wurm, Betriebsrat der Wiener Linien. Er wäre lieber durch die Neubaugasse gefahren. Man fahre jetzt die Route Windmühlgasse, werde sich die Situation aber genau ansehen.
„Ich finde die Entscheidung furchtbar“, sagt Kaufmann (SP). „Im Moment bekomme ich mehr Beschwerde-Mails als zur gesamten Fußgängerzone.“ Sie hätte ebenfalls eine Route durch die Neubaugasse bevorzugt. „Aber da gab es den Sturm der Entrüstung der Wirtschaft.“ An der Entscheidung könne sie nichts ändern, das sei Wille der Stadtregierung.
Die Anrainer wollen nicht so schnell klein beigeben. Sie haben Gruppen auf Facebook gegründet, in den umliegenden Geschäftslokalen werden Unterschriftenlisten gegen den 13A aufgelegt. „Wenn die glauben, das hier ist eine ,gmahde Wiesn‘, dann haben sie sich schön getäuscht“, sagt Rotter.
Seit zwei Jahren wird an der neuen Mariahilfer Straße herumgedoktert. Dabei erweist sich gerade die von den Grünen idealisierte Bürgerbeteiligung als Bumerang.
Einmal durften einige wenige Anrainer über Querungen für zwei Bezirke abstimmen. Später meldeten sich die Kaufleute der Neubaugasse so lautstark zu Wort, dass die geplante Route des 13A durch diese verworfen wurde. Nun machen die Anrainer in der Windmühlgasse mobil. „Mir ist egal, wo der 13A fährt, nur nicht hier“, sagt einer von ihnen. Mit Bürgerbeteiligung hat das alles wenig zu tun. „Wer laut genug schreit, kann etwas verändern“, lautet die Lektion, die die Bürger dadurch gelernt haben.
Das Resultat: Mittlerweile gibt es keine Gruppe, die nicht von Änderungen betroffen ist. Anrainer, Kaufleute, Buslenker – die Radler dürften auch noch kommen. Sie alle sehen sich als Verlierer einer an sich lohnenswerten Sache. Einer simplen Fußgängerzone.
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