Mahü: "Mein Auto steht halt jetzt noch mehr"
Der ältere Herr geht direkt auf Maria Vassilakou zu. Er will mit der grünen Vizebürgermeisterin über die Wirtschaft diskutieren: "Die Geschäftsleute wollen mitreden, dürfen aber nicht", sagt er. Viele würden deswegen nun absiedeln. "Stimmt nicht", kontert Vassilakou. Sie wisse von mehreren Geschäften, die während der Testphase aufgesperrt hätten.
Seit zwei Tagen ist die Abstimmung über die Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße im vollen Gange. Noch bis 7. März können die Anrainer des sechsten und siebenten Bezirks abstimmen, ob die Fußgängerzone auf Österreichs größter Einkaufsstraße bleiben soll oder nicht. Die Grünen lassen unterdessen nichts unversucht, um ihr Prestigeprojekt zu retten. Mit Hausbesuchen sollen Unentschlossene überzeugt werden. Die Vizebürgermeisterin stellt sich auf der Straße den Passanten.
Verschmähte Herzen
Von der Schottenfeldgasse spaziert Vassilakou samt grünem Unterstützer-Tross die Einkaufsstraße entlang. Grüne Schokoherzen werden verteilt, ein junger Mann will keine haben. "Behaltet euch die, weil bald werden wir wieder hier durchfahren." Seit 21 Jahren wohne er hier, und habe nie ein Problem mit dem Verkehr gehabt. Er fahre viel mit dem Auto und sei sauer auf die Grünen. "Eine Frechheit, was hier aufgeführt wird." "Ich akzeptiere Ihre Meinung", sagt Vassilakou. Sie sehe aber die Vorteile für die gesamte Bevölkerung. Eine ältere Frau mischt sich unterstützend ein: "Ich bin auch Anrainerin und habe auch ein Auto, aber ich finde die Verkehrsberuhigung super. Mein Auto steht halt jetzt noch mehr."
Größtes Ärgernis der Anrainer sind aber die fehlenden Querungen. Kaum ein Passant, der diese nicht anspricht. Und auch Vassilakou spricht sich immer deutlicher dafür aus: "Damit kann sich der Verkehr besser in den Bezirken verteilen." Auch sollen Anrainer nicht länger Umwege fahren.
Mahü: Pfusch oder Bereicherung?
Zweiter großer Aufreger ist das Radfahren. Viele fühlen sich bedroht. "Die sind rücksichtslos", sagt ein älterer Herr. "Der Fußgänger ist der schwächste Verkehrsteilnehmer und muss daher entsprechend geschützt sein", sagt Vassilakou. Wenn es eine Fußgängerzone mit vielen Fußgängern gebe, könne der Radfahrer so oder so nicht mehr schnell durchradeln.
Ein junger Mann wartet geduldig, dann mischt er sich ein: "Bitte bitte lassen Sie den 13A wieder auf der Mariahilfer Straße fahren. Jetzt fährt er Umwege und dann in der Begegnungszone. Da kann er gleich durch die Fußgängerzone fahren." Vassilakou schmunzelt. "Ich werde das den Wiener Linien ausrichten", sagt sie und verteilt ein Schokoherz.
Kommentare