Wenn die Grünen zwei Mal klingeln

Bei vielen Anrainern müssen die Grünen Überzeugungsarbeit leisten.
Ökopartei wirbt an der Tür um die Verkehrsberuhigung, Opposition schäumt.

Als Peter Neumayer die grünen Jacken sieht, schreckt er zurück: „Um Gottes Willen“, entfährt es ihm. Eben erst hat er die Tür geöffnet, nun wollen ihn der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch und Ulrike Pilgrim, grüne Klubchefin im dritten Bezirk, von der Verkehrsberuhigung auf der Mariahilfer Straße überzeugen.

49.000 Anrainer in Neubau und Mariahilf können Anfang März abstimmen, ob die Fußgängerzone in Wiens größter Einkaufsstraße bleiben soll. Seit Montag rücken die Grünen in Zweierteams aus, um Werbung für die Fußgängerzone zu machen. „Diejenigen, die unentschieden sind, wollen wir umstimmen, indem wir zeigen, was möglich ist“, erklärt Maresch den Einsatz an der Türschwelle. Anrainer, die dafür sind, sollen motiviert werden, abzustimmen. „Wer dagegen ist, bleibt wohl bei seiner Meinung“, sagt Maresch.

So auch Herr Neumayer. „Ich stimme dagegen“, sagt der Pensionist. Man sei über die Bürger drüber gefahren, er müsse mit dem Auto weite Umwege fahren.

Bei anderen stoßen die Grünen auf mehr Zustimmung. Grüne Schokoherzen und Flyer werden entgegen genommen. „Ich bin für die Beibehaltung der Fußgängerzone“, sagt etwa Michael Kitzinger. Auch in seinem Bekanntenkreis seien viele für die Verkehrsberuhigung. Eine Dame fragt gar, ob sie gleich unterschreiben könne.

Doch es gibt auch Kritik: „Eine gute Idee, schlecht umgesetzt“, sagt Hans-Reinhold Konnert. Er werde zwar für die Fußgängerzone stimmen, die Radfahrer seien aber zu undiszipliniert. „Auch die Querungen gehören geöffnet.“

„Es soll so werden wie früher“, sagt dagegen Carmen Tung. Platz wäre für Fußgänger genug. Nachdem ihr Ulrike Pilgram Visualisierungen gezeigt hat, wie es aussehen könnte, scheint sie ihre Meinung zu überdenken. Kein Einzelfall – auf Maresch und Co wartet also noch viel Überzeugungsarbeit.

Unterdessen werden Infozettel verschickt, die die Abstimmung erklären. Wer etwa gegen die Verkehrsberuhigung stimmt, darf nicht mehr zu Querungen und Radfahrern abstimmen. Kreuzt man dennoch diese Punkte an, ist der Stimmzettel ungültig.

Die Opposition schäumt: „Offensichtlich versuchen die Wiener Grünen mit allen Mitteln, eine Niederlage zu verhindern“, sagt VP-Chef Manfred Juraczka. „Eine Schande für die direkte Demokratie und Betrug am Wiener Steuerzahler“, befindet FP-Verkehrssprecher Toni Mahdalik.

Die geplanten Neuerungen auf der Mariahilfer Straße:

Kommentare