Mahü: Die "Todeskante" wird entfernt

Mahü: Die "Todeskante" wird entfernt
Zahlreiche Marathonläufer stürzten über die drei Zentimeter hohe Stolperfalle. Die Stadt reagiert

In sozialen Medien ist sie bereits als „Todeskante“ bekannt .„Tausende haben hier schon ihr Leben gelassen. Ich hatte Glück und habe es knapp geschafft“, schreibt etwa KURIER-Kolumnist Guido Tartarotti. Gemeint ist die unscheinbare Schwelle zwischen Begegnungs- und Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße. Bereits im November berichtete der KURIER über die Stolperfalle auf Höhe der Andreasgasse. Wie das Video (siehe unten) eines Passanten zeigt, kamen auch zahlreiche Athleten, die am Sonntag auf ihrer Route durch die Einkaufsstraße liefen, an ihr zu Fall.

Von der zuständigen Magistratsabteilung für Straßenbau hieß es noch im Herbst: Drei-Zentimeter-Kanten sind in Wien als barrierefreie Hürden etabliert und sollten selbst Rollstuhlfahrern keine Schwierigkeiten machen.

Verletzungsgefahr

Laut Sportmediziner Christian Gäbler können drei Zentimeter für Läufer aber sehr wohl einen Unterschied machen. Bereits die kleinste Unebenheit erhöht das Verletzungsrisiko. „Wobei es natürlich in jedem Stadtlauf unzählige Unebenheiten, Gehsteigkanten und Ähnliches gibt“, , ergänzt Gäbler, der seit acht Jahren den Wien-Marathon medizinisch betreut. Heuer meldete das Rote Kreuz 428 Einsätze. 54 Sportler mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

In den meisten Fällen handelte es sich um Schwächezustände. Auch Prellungen und Abschürfungen wurden behandelt. Ob sich die Läufer diese auf der „Todeskante“ in der Mariahilfer Straße zugezogen hatten, konnte Gäbler zwar nicht bestätigen; beim nächsten Wien-Marathon sollte die Stelle aber jedenfalls keine zusätzliche Gefahrenquelle mehr darstellen. Die Stadt reagiert auf die Beschwerden der Zu-Sturz-Gekommenen: Die Schwelle wird jetzt entschärft.

3900 Euro

Ab 20. April sollen die Bauarbeiten beginnen und binnen zwei Tagen erledigt sein. Die Pflasterung wird aufgerissen und die Betondecke darunter so abgefräst, dass aus der drei Zentimeter hohen Kante eine sanfte Anhebung wird. Das Unterfangen soll laut Stadt 3900 Euro kosten. Ab Mai sollten Passanten dann wieder unbesorgt über die Einkaufsmeile spazieren können.

Errichtet wurde die Schwelle hauptsächlich für Radfahrer. „Sinn der Rampe war es, die Trennung zwischen Fußgängerzone und Begegnungszone zu verdeutlichen“, sagt Matthias Holzmüller, Sprecher der zuständigen Magistratsabteilung für Straßenbau (MA 28). Da die Kante aber Fußgänger mehr behindert, als sie Radfahrern hilft, wird sie nun entfernt. Die Trennung zwischen Fußgänger- und Begegnungszone wird weiterhin mittels Straßenschildern gekennzeichnet.

Extra Belag

Aber schon bevor Sportler am Sonntag über die Mariahilfer Straße stolperten, sorgte die Einkaufsstraße im Zusammenhang mit dem City-Marathon für Gesprächsstoff: Zwischen Kirchengasse und Stiftgasse wurde extra für den Großevent ein Asphaltbelag aufgezogen, der nun wieder weichen muss.

Denn eigentlich ist die Mariahilfer Straße in diesem Bereich gerade eine Baustelle. Mit dem provisorischen Belag konnten die Athleten aber auf gewohnter Strecke laufen, denn der Untergrund war so aufbereitet, dass trotz Baustelle eine ebene Lauffläche gewährleistet war. Kostenpunkt dafür: 7154 Euro.

Seit Montag gehen die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße weiter. Dabei hat man dazu gelernt: Auf Höhe Kirchengasse, wo die Fußgängerzone wieder in die Begegnungszone übergeht, wird auf die Rampe diesmal gleich verzichtet.

Mahü: Die "Todeskante" wird entfernt
Karte Mariahilfer Straße, Übersicht und Detailkarte des betroffenen Bereichs, Streckenführung 13A während der Bauzeit Grafik 0223-15-Wien.ai, Format 88 x 128 mm

Über diesen unglaublichen Skandal wird Rot-Grün in Wien stolpern. Ohne jeden Zweifel. EINFACH UNFASSBAR", twitterte Armin Wolf nach dem ersten KURIER-Bericht über die Stolperfalle auf der Mahü.

Natürlich war das vom ORF-Moderator ironisch gemeint. Nun gut. Manchmal erkennt man Geschichten erst später.

Zumindest hat die Politik mit Zeitverzögerung reagiert. Mit nur drei Zentimeter Höhe kaum wahrnehmbar, wurde die Mini-Kante zwischen Fuzo und Begegnungszone für das Rathaus doch zum Problem. Anders als von KURIER-Lesern vorgeschlagen, wird die Kante nicht eingefärbt, sondern durch eine sanfte Rampe entschärft. Egal. Die stolpernden Marathonläufer am Sonntag waren ja wirklich keine gute Wien-Werbung.

Kommentare