Magier will Naturwacht wiederbeleben
Ausgerechnet ein Zauberer will der Wiener Naturwacht zu ihrer früheren Bedeutung zurückverhelfen. Doch das könnte eine Illusion sein. Denn die Stadt drehte den ehrenamtlichen Naturschützern, die seit 1976 als verlängerter Arm des Magistrats ökologische Missstände aufdeckten, die Subventionen ab und ersetzte sie durch Beamte. Seither fristen die Naturwächter ein Schattendasein ohne offizielle Mission.
Neo-Obmann Tony Rei setzt nun alles daran, den Verein in ein neues Licht zu rücken – weg vom "Privatsheriff"-Image. Mit Bürgermeister Michael Häupl (SP) will er ebenso das Gespräch suchen, wie mit den Grünen. Seitens der Stadt zeigt man allerdings kein Interesse an einer neuerlichen Kooperation.
Zumal sich die Naturwacht zuletzt nicht nur Freunde gemacht hat. Etwa mit der Forderung, die Biber vom Marchfeldkanal in die Lobau abzusiedeln bzw. notfalls kontrolliert abzuschießen (der KURIER berichtete).
Beamte statt Private
Die meisten Naturwächter hätten zwar gute Arbeit geleistet, sagt die Leiterin der Naturschutzabteilung (MA22), Karin Büchl-Krammerstätter. Mit der Novellierung des Naturschutzgesetzes habe man die privaten Kontrollorgane 2012 aber durch interne Experten ersetzt, "die im Zuge ihrer Arbeit ohnehin in der Natur sind. Die Entscheidung mag Freiwilligen nicht gefallen, ist aber gut für den Naturschutz." Wie früher die "alte" Naturwacht, zeigen nun 74 Magistratsmitarbeiter Missstände auf – "in erster Linie illegale Ablagerungen, Eingriffe oder Bautätigkeiten".
"Aber nur, wenn es sich nicht um Vergehen der Stadt selber handelt", kontert Rei. "Das sind weisungsgebundene Beamte. Da geht der Naturschutz von Montag bis Freitag, von 8 bis 16 Uhr." Eigens geschulte, unabhängige Naturwächter könnten dagegen "eckig, kritisch und schlagkräftig" sein.
Büchl nennt das "8 bis 16 Uhr"-Argument "absurd". Der Verein könne aber weiter um punktuelle Subventionen ansuchen. Rei sucht zurzeit sicherheitshalber nach Sponsoren.
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