Antisemitismus: Stadt bekennt sich zum Umgang mit Lueger-Denkmal

Nachdem das umstrittene Denkmal mit „Schande“-Schriftzügen beschmiert wurde, hat die Stadt es mit einem Bauzaun umhüllt
Bis 2023 plant die Stadt Wien eine künstlerische Umgestaltung. Ein Total-Abriss des Denkmals ist vom Tisch.

Mittlerweile ist es eher ein Mahn- als ein Denkmal. 20 Meter ragt die Bronzestatue auf dem Dr.-Karl-Lueger-Platz in der Inneren Stadt in Wien in den Himmel. Das bemerkenswerte daran: Das Denkmal huldigt einem Bürgermeister mit antisemitischen Zügen.

Nach Jahren kommt in die Frage des Umgangs mit dem umstrittenen Karl-Lueger-Denkmal Bewegung. Die Stadt hat eine Grundsatzentscheidung gefällt, wie es mit der Statue für den früheren Wiener Bürgermeister und bekennenden Antisemiten weitergehen soll. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) kündigte im Fachkreis zum Lueger-Denkmal und gegenüber der APA eine „künstlerische Kontextualisierung“ an. Was das genau heißen soll, ist noch völlig offen. Denn die entsprechende Ausschreibung, die vom stadteigenen KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) abgewickelt wird, wird erarbeitet und wohl erst im Herbst 2022 fertig sein. Kaup-Hasler rechnet damit, dass erst 2023 das Siegerprojekt von einer Jury prämiert und danach mit der Umsetzung begonnen werden kann.

Antisemitismus: Stadt bekennt sich zum Umgang mit Lueger-Denkmal

Kein Abriss

Die Stadt hatte im Mai zu einem Runden Tisch mit rund 40 Teilnehmern geladen, um die unterschiedlichen Positionen und Stakeholder zusammenzuführen. „Interessant war, dass am Ende klar wurde, dass die Extrempositionen nicht möglich sind“, sagt Kaup-Hasler. Sprich der Ist-Zustand nicht belassen werden kann, aber ein Total-Abriss auch nicht in Frage kommt. Fraglich ist, welche Eingriffe im Einklang mit dem Denkmalschutz stehen. Der gesamte Prozess soll eine Art internationaler Prototyp dafür sein, „wie eine Stadt mit so einem Denkmal umgehen kann“.

Antisemitismus: Stadt bekennt sich zum Umgang mit Lueger-Denkmal

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ)

Der „Schande“-Schriftzug am Sockel wird vorerst dort belassen. Denn eine chemische Reinigung würde nur die ohnehin schon angegriffene Substanz weiter beschädigen. „Ich habe auch keine Lust, Steuergeld zu verschwenden, dass wir es putzen, sanieren und zwei Tage später ist es wieder beschmiert“, erklärte die Wiener Kulturstadträtin. Sie stellte ihre Pläne Sonntagabend bei einem mehrstündigen fachlichen Gedankenaustausches zum Thema Lueger-Denkmal vor.

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