Ludwig kontert Vassilakou: Kein Fernbusterminal in Favoriten

"Wir werden gemeinsam andere Möglichkeiten finden", sagt Ludwig
Er wolle keine Entscheidung gegen den Bezirk treffen, argumentiert der Wiener Bürgermeister (SPÖ)

Seit Jahren wird in Wien um einen zentralen Fernbusterminal gestritten. Verkehrsstadträtin Maria (Grüne) und die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) präferieren den Verteilerkreis in Favoriten als Standort, wogegen sich Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) allerdings heftig wehrt. Er bekommt nun Rückendeckung aus dem Rathaus: Er sei gegen einen Busbahnhof am Verteilerkreis, sagt Bürgermeister Ludwig (SPÖ) im KURIER-Gespräch. "Aufgrund der Argumente, die der Herr Bezirksvorsteher vorgebracht hat - die nachvollziehbar sind und nicht rein aus dem Bauch heraus erfolgen."

"Man muss die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte abwägen – und zwar unter Einbeziehung der jeweiligen Bezirke. Ich möchte keine Entscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch der Bezirksbevölkerung treffen", betont Ludwig. Angesprochen auf die gegensätzliche Meinung Vassilakous sagt er: "Wir werden gemeinsam andere Möglichkeiten finden. Prinzipiell halte ich es für wichtig, dass wir einen solchen Busterminal errichten."

Als Alternative zum Verteilerkreis sind derzeit die Waldmanngründe beim Hauptbahnhof im Gespräch, eine Entscheidung gibt es bislang nicht.

Ludwig kontert Vassilakou: Kein Fernbusterminal in Favoriten

Außerdem stellte Ludwig, der am Samstag hundert Tage im Amt ist, einen Koordinator für den Praterstern in Aussicht. Eine der ersten Maßnahmen, die er umsetzte, war dortige Alkolholverbot. Um die Gestaltung des Verkehrsknotenpunkts soll sich künftig ein eigener Koordinator kümmern, kündigte Ludwig am Donnerstag an.„Es gibt jetzt schon eine Reihe von Maßnahmen, wir wollen das aber verstärken. Ich werde in den nächsten Tagen einen Koordinator für den Praterstern präsentieren, der sich schwerpunktmäßig um den gesamten Bereich kümmern wird“, sagte Ludwig. Dabei soll es um Projekte gehen, die die Sicherheit erhöhen, wie eine Polizeistation, aber auch insgesamt um die Ausgestaltung des Pratersterns.

Bilanz über das Verbot, das im Frühling in Kraft getreten ist, soll wie geplant nach einem Jahr gezogen werden. „Mir ist natürlich bewusst, dass es immer eine gewisse Anzahl an Personen gibt, die auffällig sind und dass sich die natürlich wo anders hin verlagern, aber es muss auf jeden Fall verhindert werden, dass sich eine Szene bildet.“

Ludwig zu Kinderbetreuung

Vier Standorte für Mehrzweckhalle

Bei der sogenannten Zukunftsklausur im März kündigte Parteichef Ludwig drei größere Projekte an - eine Konzertbühne an der Donau im 22. Bezirk, eine Sport-und Kulturmehrzweckhalle sowie „Supergreißler“ zur besseren Nahversorgung. Für die Mehrzweckhalle stünden vier Standorte in der näheren Auswahl, derzeit werde auch geprüft, ob es einen Kooperationspartner geben soll, berichtete er.

Auch bei der Donaubühne würden mehrere Projektvorschläge geprüft. „Das soll keine Konkurrenz zu schon bestehenden Seebühnen sein. Wir wollen eine ganz besondere Wien-Bühne machen, die es in dieser Form woanders nicht gibt.“

„Sehr weit“ seien die Arbeiten zu den sogenannten Supergreißlern - sowohl in Kooperation mit großen Einzelhändlern als auch mit Einzelpersonen, die sich hier engagieren wollen. In den nächsten Wochen soll ein Konzept präsentiert werden.

Wien Bonus für Arbeitsmarkt

Den Wien-Bonus, den Ludwig als Wohnbaustadtrat bereits im geförderten Wohnbau eingeführt hat, könne auch in anderen Bereichen wie der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt angewendet werden. „Wir sind gerade dabei, zu erheben, wo überall im Zusammenleben das möglich ist, um die schon hier lebende Bevölkerung zu bevorzugen.“ Bereiche, die er allerdings „von Beginn an ausgeschlossen“ habe, seien der Gesundheitsbereich und „alles was mit Kindern zu tun hat“, betonte Ludwig.

Neu an der Funktion als Bürgermeister sei vor allem die große Anzahl an zusätzlichen Terminen gewesen. Auch wenn aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in der Stadtregierung und seiner Zeit als Vizebürgermeister „viele Dinge durchaus schon berechenbar gewesen“ seien, sei es „ein großer Unterschied, wenn man dann plötzlich an der Spitze einer Stadtregierung steht“, sagte Ludwig. „Aber es macht sehr viel Freude, mit Menschen immer wieder neue Dinge besprechen zu können.“

Weitere Zusammenarbeit mit Vassilakou

Angesprochen auf die Personaldebatten bei den Wiener Grünen hofft Ludwig auf eine weitere Zusammenarbeit mit Vizebürgermeisterin Maria Vassiloku: „Sie ist eine sehr konstruktive Politikerin, die meiner Meinung nach sehr unterschätzt wird“. Am 6. September findet eine Regierungsklausur statt, in deren Anschluss gemeinsame Projekte der Stadtregierung präsentiert werden sollen.

Auf die Frage, ob er sich vorgezogene Wahlen vorstellen könne, sollte Vassilakou vor 2020 ihr Amt abgeben (wie es etwa der Grüne Klubchef David Ellensohn, der sich um ihre Nachfolge bewirbt, fordert), sagte Ludwig: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein sehr treuer Mensch bin, im Privaten wie auch in der Politik.“ Im Koalitionsabkommen seien viele Punkte abgehakt, einige aber auch noch offen, „die wir gemeinsam umsetzen sollten“. „Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass Maria Vassilakou auch in nächster Zeit bestimmende Kraft bleibt.“

Sollten die Grünen eine andere personelle Weichenstellung treffen, werde er das akzeptieren, „so weit diese Personen mit der SPÖ weiterarbeiten wollen“, so Ludwig. „Ich habe auf jeden Fall deutlich gemacht, dass ich nicht akzeptieren werde, dass Opposition in der Regierung gemacht wird.“ Er sei überzeugt, dass das bei den Grünen „mit ein Entscheidungskriterium“ sein werde.

Das gesamte KURIER-Interview lesen Sie am Freitag.

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