Lokalaugenschein: Nicht sehr dicht auf der Donauinsel
Ein bisschen aufgeregt ist man ja schon, wenn man mit der U-Bahn Richtung Donauinselfest fährt. Das Erste, das auffällt: Es ist dieser Tage ein bisschen kälter als sonst.
Das liegt aber nicht nur daran, dass das Fest nicht schon – wie sonst üblich – Ende Juni stattfindet. Vielmehr sitzt man alleine auf einem Vierersitz in der U-Bahn, und muss nicht mit gefühlt tausend anderen Besuchern in selbiger Zwangskuscheln.
Für den gelernten Wiener ist dieser unverhoffte Komfort ja eine zwiegespaltene Sache: Man hasst zwar leidenschaftlich andere Menschen, hasst es aber auch, wenn man nachher nicht von den Mühseligkeiten berichten kann, die einem bei der Anreise widerfahren sind.
Soll man die Hinfahrt jetzt also gut finden oder nicht? Man weiß es nicht.
Heuer dürfen jedenfalls 42.000 Menschen, verteilt auf drei Tage, auf das Donauinselfest. Das sind im Vergleich zum Prä-Corona-Donauinselfest im Jahr 2019 mit knapp 2,7 Millionen Feiernden sehr wenige.
Trotzdem: Während diverse Event-Organisatoren Absagen für Kirtage und Marathons in Aussicht stellen, weil besonders die Kontrollen von 3-G oder gar 1-G zu schwierig seien, verzichtet die SPÖ nicht auf ihr prestigereiches Fest.
Ausgerechnet in Wien, wo seit Monaten ein härterer Pandemie-Kurs von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) vorgegeben wird als in den anderen Bundesländern, darf man also feiern.
„Wir trauen uns das, weil wir das strengste Sicherheitskonzept von allen haben“, sagt Barbara Novak, Organisatorin und Landesparteisekretärin der SPÖ.
Konkret heißt das, dass jeder Besucher am Gelände einen PCR-Test vorweisen muss, der nicht älter ist als 48 Stunden – egal, ob man schon geimpft ist oder nicht.
Außerdem sei die Insel sehr groß für 42.000 Leute, irgendeine „Form von Dichtheit“ komme also erst gar nicht auf, so Novak.
Einsames Tänzchen
Am Samstagnachmittag fühlt man sich tatsächlich noch ziemlich verloren. Nur vereinzelt sitzen Menschen auf aufgestellten Heurigenbänken. Es hat allerdings auch gerade geregnet und die meisten Konzerte beginnen erst etwas später.
Die wenigen Leute, die da sind, haben aber Spaß. Bei der „GÖD ARBÖ Radio Bühne“ tanzt ein Pärchen aus Amstetten beim Konzert von „The Untouchables“ – unbeeindruckt davon, dass nur 20 weitere Menschen vor der Bühne stehen.
Die beiden haben Tickets gewonnen – anders bekommt man heuer keinen Zutritt –, und sind „sehr glücklich darüber“. Denn „wenn es das Fest schon gibt, muss man auch dabei sein.“
Vergangenes Jahr war man übrigens noch strenger: Da bekamen die Besucher sogar einen fix zugewiesenen Sitzplatz.
Auch abseits von Corona läuft alles diszipliniert ab: Am Freitag gab es laut Polizei keine Vorkommnisse. Bei den Sanitätszelten kam es zu neun Vorfällen.
Das „Übliche“, sagt Novak. Soll heißen: Zu viel Alkohol. Zum Vergleich: 2019 mussten an drei Tagen 674 Menschen ärztlich versorgt werden. Auch in diesen Belangen kommt heuer also keine Form von Dichtheit auf.
Normalität als Ziel
Nach der Pandemie soll das Donauinselfest trotzdem wieder ganz normal stattfinden, so Novak. „Eben ein Fest, das für alle offen ist. Das gelte natürlich auch für alle Besucher, die aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland anreisen.
„Es ist lustig“, sagen vier Oberösterreicherinnen, die sich heuer schon getraut haben, nur „die Bosna kann nichts“. Anscheinend berichten nicht nur Wiener gern von Mühseligkeiten.
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