Lokal "Milchbart" am Meidlinger Markt schließt

Lokal "Milchbart" am Meidlinger Markt schließt
Christian Chvosta, "der erste Bobo" vom Meidlinger Markt, geht. Das liegt nicht nur, aber auch an der neuen Marktordnung.

Die Sessel stehen auf den Tischen, auf der Schank liegt ein Haufen originalverpackter Servietten und an der Tür hängt ein Schild: „Urlaub bis 31.1.“ Aber: Es wird kein Urlaub werden. Das „Milchbart“ am Meidlinger Markt schließt – Chef Christian Chvosta verkauft seinen Stand. Am Freitag steigt die Abschiedsparty.

„Ich wollt’ einfach nicht mehr“, sagt Christian Chvosta. Vor zwanzig Monaten ist er Vater einer Tochter geworden und mit der möchte er auch Zeit verbringen, sagt er. Selbstständig zu sein sei schon einmal einfacher gewesen, meint er. Die verschärften Regeln für Marktstandler durch die neue Marktordnung seien noch dazu gekommen. „Die vergangenen sieben Jahre waren kafkaesk“, sagt der 35-Jährige. „Ich mag einfach auch nicht mehr streiten wegen der Höhe von Schirmen oder der Größe von Schanigärten.“

Eine der beiden Eckbänke, die bisher im Milchbart gestanden sind, hat am Mittwoch eine Freundin bereits abgeholt.

Lokal "Milchbart" am Meidlinger Markt schließt

Am 12. Mai 2012 hat Christian Chvosta das "Milchbart" eröffnet. Ende Jänner sperrt er zu.

Pionierarbeit

Dass das Milchbart bald zusperrt, hinterlässt eine Lücke am Meidlinger Markt. Denn Christian Chvosta war der erste „Bobo“ (Eigenangabe, Anm.), der sich auf den Meidlinger Markt getraut hat. Vor sechseinhalb Jahren eröffnete er dort das „Milchbart“ – ein Lokal mit Bar. Jeden Tag hat er frisch gekocht. Was, das hat er spontan entschieden, je nachdem, was an Lebensmitteln da war.

Chvosta brachte anderes (jüngeres, urbaneres) Publikum zum Markt und hat diesen dadurch stark geprägt. Einige, die dort später selbst Stände eröffneten, haben ihre Idee beim „Milchbart“ geboren.

Bei Anna Putz, die den Feinkostladen „Anna am Markt“ betreibt, war das so. „Ich hätt’ mich das nie getraut, wenn er nicht da gewesen wäre“, sagt Putz. Dass Chvosta nun aufhört, findet sie „ein bissl trist“, aber: „Es war eine tolle Zeit.“

Mark Ruiz Hellin, der die Marktkonditorei „Hüftgold“ betreibt, saß mit einer Bekannten im „Milchbart“, als diese ihm von jenem freien Stand am Meidlinger Markt erzählte, in der Hellin jetzt seine Konditorei angesiedelt hat. „Ohne den Christian wäre der Markt vielleicht gar nicht mehr da“, sagt Hellin.

Lokal "Milchbart" am Meidlinger Markt schließt

Mark Ruiz Hellin ("Hüftgold") und Anna Putz ("Anna am Markt") 

Nachfolge

Auch Alexander Fitz vom Bierfachgeschäft Malefitz war Stammkunde im „Milchbart“. Seit Sommer ist das Malefitz wieder geschlossen. Wenn demnächst auch das „Milchbart“ schließt, bleibe die Marktkonditorei bald das einzige Lokal in der rechten Zeile des Meidlinger Markts, sagt Hellin. (Anmerkung: In der rechten Zeile befindet sich noch das "Wir zwei am Markt", das "Marctstandl" und das Gasthaus von Mira)

Zumindest solange, bis Chvosta seinen Stand an einen Nachfolger verkauft. Einen Interessenten gibt es – nächste Woche soll er unterschreiben.

 

Die neue Marktordnung bleibt umstritten

Seit 1. Oktober ist die neue Marktordnung in  Kraft. Und obwohl sie von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) bereits entschärft wurde, gibt  es noch immer  viel Widerstand gegen das Regelwerk. Größter Kritikpunkt sind nach wie vor die  Kernöffnungszeiten: Jeder Stand  muss von Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, am  Samstag von 8 bis 12 Uhr geöffnet sein. Auf die verpflichtende Montagsöffnung hat Sima bereits verzichtet.  Auch bei den Befristungen wurde nachjustiert:  Anstatt auf 15 Jahre kann ein Pächter den Stand nun auf 20 Jahre weitergeben.

 

Das Milchbart Cafe sperrt zu

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