Es gibt sogenannte „Crowd-Delivery-Konzepte“. Also wie man Kunden dazu bringen kann, Lieferungen zu anderen Kunden zu übernehmen. Hier wären Gutschein-Modelle denkbar. So etwas kann aber nur funktionieren, wenn der Kunde den größtmöglichen Vorteil bei einem möglichst kleinen Umweg beim Ausliefern hat. International gibt es dazu bereits Pilotprojekte.
Wegen der großen Menge an Paketen ist auch viel Verkehr auf den Straßen. Wie könnte man das verbessern?
Bei der letzten Meile gibt es noch viel Luft nach oben. Paketboxen, bei denen sich Kunden ihre Packerl holen können, müssen viel intelligenter in der Stadt verteilt werden, damit sie mehr Akzeptanz finden. Jeder muss sie ohne Auto erreichen können, am besten am Weg zur Arbeit oder nach Hause. Wo gute Standorte wären, kann man mit mathematischen Modellen errechnen.
Auch Micro Hubs, kleine Logistiklager in der Stadt, werden immer wieder gefordert.
Die sind auch eine gute Idee, da Lieferanten von dort emissionsfrei, etwa mit dem Lastenrad, die bereits angesprochene letzte Meile bestreiten können. Und sie wären auch für die Kunden selbst gut erreichbar.
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Warum gibt es dann fast kein Angebot, das über den Status eines Pilotprojekts hinausreicht?
Solche Hubs wären viel zielführender, wenn sich mehrere Anbieter einen teilen. Sonst muss man als Kunde erst wieder zu mehreren Standorten fahren, um seine Packerl zu holen, die ja oft von mehreren Anbietern verschickt werden. Da diese aber in Konkurrenz zueinanderstehen, ist das schwierig. Ein Problem, das auch auf den Lkw-Verkehr zutrifft.
Inwiefern?
Viele Lkw liefern ihre Fracht ab, fahren dann aber ohne Ladung wieder retour. Diese Leerfahrten könnte man durch Kollaborationen vermeiden. Das würde den CO2-Ausstoß verringern, es wäre effizienter und hätte darum finanzielle Auswirkungen und man bräuchte weniger Lkw-Fahrer, die gerade dringend gesucht werden.
Woran hapert es in der Umsetzung?
Am Wettbewerb, den die Unternehmer untereinander haben. Die Angst ist zu groß, Daten teilen zu müssen – auch wenn es nur Routen sind. Hier bräuchte es vom Gesetzgeber Anreize, damit die Vorteile die Nachteile überwiegen.
Wie wird sich der öffentliche Verkehr ändern?
Im Bereich Intermodalität wird sich viel tun. Etwa Vorschläge via Handyapps, wie man am besten verschiedene Verkehrsmittel nutzt. Welchen Teil der Strecke fahre ich mit der
U-Bahn, wo nutze ich Ride-Sharing, wo vielleicht einen E-Scooter?
Gibt es das nicht schon?
Ja, aber das steckt noch in den Kinderschuhen. In der Forschung tut sich auf diesem Gebiet sehr viel. Es wird künftig viel besser berechenbar sein, wo welche Nachfrage entstehen wird, und man kann den Nutzern in Echtzeit personalisierte Angebote für den optimalen Weg anbieten.
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