Lobautunnel: Was gebaut wird, was noch offen ist und die Folgen

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Hanke beauftragt die Asfinag mit dem Bau der S1: Was gebaut wird, was noch offen ist – und die Auswirkungen auf andere Projekte.
Nun soll sie also doch gebaut werden: Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) beauftragt die Asfinag mit dem Bau der S1 Wiener Außenringschnellstraße. Allgemein auch als Lobau-Autobahn bzw. -tunnel bekannt. Genau der kommt aber noch nicht, gebaut wird vorerst ein Abschnitt.
Mit dem Entschluss revidiert Hanke die Entscheidung seiner Vorgängerin Leonore Gewessler (Grüne), die das Projekt auf Eis legte. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, es ist aber die richtige. Wir brauchen Lösungen und keine Blockaden“, erklärte Hanke vor Journalisten.
Ein Überblick, was nun gebaut werden soll, was noch nicht genehmigt ist und die Folgen für andere Straßenprojekte, die Seestadt und die Umwelt.
- Was darf aktuell tatsächlich gebaut werden?
Der verkündete Baustart betrifft den Abschnitt zwischen Groß-Enzersdorf bis zum Knoten Süßenbrunn (siehe Grafik) und ist 10,8 Kilometer lang. Für den Abschnitt liegen „alle Genehmigungen rechtssicher und unanfechtbar vor“, sagt Asfinag-Vorstandsdirektor Hufnagl.
- Wie viel kostet der Bau und wann ist Baustart?
Die Kosten des Gesamtprojekts werden mit 2,7 Mrd. Euro beziffert, der erste Abschnitt verursacht davon 500 Mio. Euro. Der Bau ist laut Asfinag rein nutzerfinanziert, also aus dem Verkauf der Vignette und Mauteinnahmen. Das Projekt habe daher auch keine Auswirkungen auf das Bundesbudget, man erhalte auch keine Zuschüsse. Für die erste Etappe soll der Baustart im Frühjahr 2026 sein, die Fertigstellung ist bis 2032 vorgesehen.

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- Wie steht es um den Bau des Lobautunnels?
Eine Freigabe für den Lobautunnel muss abgewartet werden, da noch Verfahren anhängig sind. Einerseits prüft der Europäische Gerichtshof (EuGH), ob für bestimmte Projektänderungen eine Strategische Umweltprüfung (SUP) hätte durchgeführt werden müssen. Mit einem Ergebnis wird frühestens im kommenden Jahr gerechnet.
- Wann werden alle Verfahren abgeschlossen sein?
Die EuGH-Entscheidung wird sich auch auf die beim Bundesverwaltungsgericht offenen Beschwerdeverfahren im Bereich Naturschutz und Wasserrecht auswirken. Bis tatsächlich alle Verfahren abgeschlossen sind, wird man nach Schätzung der Asfinag das Jahr 2030 schreiben.
- Wann könnte der Lobautunnel gebaut werden und fertiggestellt sein?
Sollte man vom EuGH grünes Licht bekommen – wovon Hanke und die Asfinag ausgehen –, plant man, den Lobautunnel bis 2040 fertigzustellen. Entscheidet der EuGH doch anders, ist offen, ob und wie man die SUP nachholen könnte.
- Wie und wann geht es mit der Spange Seestadt Aspern weiter?
Die Spange Seestadt Aspern lag ebenso wie das restliche Projekt auf Eis. Sie soll laut Plan an die Stadtstraße anschließen und am Knoten Raasdorf in die S1 münden. Auf KURIER-Anfrage erklärt die Asfinag, dass der Bau der Spange ab 2029 vorgesehen ist und zwei Jahre dauern wird. Die Kosten muss man nach oben revidieren, statt 239 Mio. Euro rechnet man mit 270 Mio. Euro.
- Und wer baut wann die Anschlussstellen fertig?
Durch die Anschlussstelle West und Ost wird die Seestadt verkehrstechnisch an die Stadtstraße und die S1 angebunden. Die Anschlussstelle West errichtet die Stadt Wien anstelle der Asfinag selbst und lässt sich die Kosten von 70,5 Mio. Euro vom Bund refundieren. Auf KURIER-Anfrage erklärt die Stadt, dass die Arbeiten im Zeitplan liegen und die Anschlussstelle West voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres fertiggestellt wird. Die Anschlussstelle Ost wird weiterhin wie geplant von der Asfinag errichtet und ist in den Kosten für die Spange enthalten.
- Was hat der Wohnbau in Wien mit dem Bau einer Autobahn zu tun?
Wie die Stadt Wien und gestern auch Hanke erneut betonte, würde Wohnraum für 55.000 Menschen vom Bau der Autobahn abhängen. Das liegt auch daran, dass bei den Verfahren für die Seestadt rund 60 Prozent der Gesamtentwicklung an den Bau der Anschlussstellen geknüpft wurden. Beim Bauprojekt „Oberes Hausfeld“ dürfen 80 Prozent besiedelt werden, die restlichen 20 Prozent sind ebenfalls an die Fertigstellung der S1 geknüpft worden.
- Welche Auswirkungen hat der Bau auf die Umwelt?
Gegner warnen vor Gefahren für das Grundwasser sowie das empfindliche Ökosystem im Naturschutzgebiet. Mehrere Studien stellen auch die versprochene Verkehrsentlastung infrage. Ein Gutachten des Umweltbundesamtes unter Beteiligung von TU Wien und TU Graz kommt zum Schluss, dass von allen möglichen Varianten der Tunnelbau die teuerste ist und sogar mehr Schwerverkehr anzieht.
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