Lobautunnel: Hanke lässt Nordostumfahrung ab 2026 bauen

Das umstrittene Bauprojekt Lobautunnel und die Wiener Nordostumfahrung sollen nun doch kommen. Das hat Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) am Donnerstag vor Journalisten bekannt gegeben. Er habe am Donnerstag entscheiden, die S1 zur Umsetzung an den Autobahnerrichter Asfinag zu übergeben.
2,7 Milliarden Euro kostet der gesamte Bau, der Baustart erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2026. Begonnen wird mit dem sogenannten Freilandabschnitt von Groß-Enzersdorf bis Knoten Süßenbrunn. Alle dafür notwendigen Genehmigungen liegen laut Hanke vor. Seine Amtsvorgängerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte den Bau gestoppt.
"Kein Baum wird gefällt"
Umweltbedenken versuchte Hanke zu entkräften. "Die Lobau bleibt unberührt, kein Bagger wird den Bereich queren, kein Baum wird gefällt", versichert er in Sachen Tunnelbau. Er nehme die Sorgen dazu sehr ernst. Das Projekt soll so umweltverträglich wie möglich umgesetzt werden. Der erste Abschnitt zwischen Großenzersdorf und Knoten Süßenbrunn soll 2032 fertiggestellt sein und sei unanfechtbar.
Was ist der Lobautunnel?
Der Lobautunnel ist als Teil der Wiener Außenringschnellstraße S1 ein Abschnitt der Wiener Nordostumfahrung und somit des "Regionenrings" um die Bundeshauptstadt. Konzipiert ist sie als vierspurige Strecke mit 19 Kilometern Länge, die Schwechat und Süßenbrunn verbinden soll. Der 8,2 Kilometer lange und rund 60 Meter tiefe Tunnel soll unter der Donau und dem Naturschutzgebiet Lobau verlaufen. Bereits seit 2006 in Betrieb ist der südöstliche Teil der S1 (vom Knoten Vösendorf nach Schwechat). Der "Regionenring", die von ihm erhoffte Verkehrsentlastung für Wien und die Anbindung des Nordostens sind Hauptargumente der Tunnel-Befürworter.
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Entscheidung zum Lobautunnel
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Sima und Autofahrerklubs sind erfreut
Wiens Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) begrüßte die Ankündigungen, den Lückenschluss des Regionenrings im Norden Wiens auf den Weg zu bringen: "Jede größere Stadt in Österreich und Europa hat eine Umfahrung, nur die 2-Millionenstadt Wien nicht. Wir haben durch den S1-Stopp durch die ehemalige grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler bereits sehr viel Zeit verloren, um die Menschen von der unerträglichen Transitbelastung zu befreien und die klimafitte Stadtentwicklung Wiens voranzutreiben", so Sima. Auch die Autofahrerklubs begrüßten den angekündigten Bau. "Jedes Jahr, in dem der Lobautunnel später fertiggestellt wird, entstehen auf der überlasteten Südost-Tangente über 500 Millionen Euro an vermeidbaren Staukosten. Zusätzlich werden beinahe 75.000 Tonnen an vermeidbaren Treibhausgasen freigesetzt - mehr als eineinhalbmal so viel, wie der gesamte Inlandsflugverkehr pro Jahr produziert", hieß es seitens des ÖAMTC. Der ARBÖ begrüßte, dass mit der Umsetzung des "wichtigen Straßenprojekts" begonnen werden kann. Nach der "ideologisch getriebenen Verzögerungstaktik" der vergangenen Jahre habe "sich nun endlich die Vernunft durchgesetzt". -
Mikl-Leitner: "Endlich geht etwas weiter"
Als "gute Nachrichten für die Bewohnerinnen und Bewohner der Ost-Region" bezeichnete Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) den Bau des Lückenschlusses der S1. Niederösterreich dränge seit vielen Jahren auf die Realisierung. "Endlich geht bei diesem zentralen Verkehrsprojekt etwas weiter." Damit ziehe die Bundesregierung einen "Schlussstrich unter die ideologisch getriebene Verkehrspolitik der vergangenen Jahre", so Mikl-Leitner. Sie sprach zudem von einem wichtigen "Teilerfolg, den es braucht, um die S8 im Marchfeld zu realisieren".
"Es ist ein längst überfälliger Schritt", kommentierte Niederösterreichs LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) die Pläne. "Minister Hanke soll sich nicht von links-grünen Klimafetischisten vom richtigen Weg abbringen lassen."
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Wirtschaftskammer ist erfreut
Erfreut zeigte sich der Wiener Wirtschaftskammerpräsident, Walter Ruck. Er sprach von "wirklich guten Nachrichten". Der Lückenschluss der S1 sei für den Wirtschaftsstandort Wien und die Ostregion von essenzieller Bedeutung. "Kein Infrastrukturprojekt in Österreich wurde bisher so intensiv geprüft wie diese Außenring-Schnellstraße."
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Grüne: "Historischer Sündenfall"
Kritik übten die Wiener Grünen: Als „historischen Sündenfall“ und „Bankrotterklärung für den Klimaschutz“ bezeichneten die Parteivorsitzenden der Grünen Wien, Judith Pühringer und Peter Kraus, die Lobautunnel-Entscheidung.
Auch die Umweltorganisation Virus bezeichnete Hanke als "Betonierer der alten Schule". "Er begibt sich damit aber auch auf Kollisionskurs mit dem Rechtsstaat weil der S1 wegen Unionsrechtswidrigkeit die Rechtsgrundlage fehlt". Damit würde aber auch der Asfinag die Grundlage fehlen, überhaupt tätig zu werden.
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So sieht die geplante Trassenführung aus:
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Pressekonferenz ist vorbei
Und damit beendet Hanke die Pressekonferenz. Der Lobautunnel kommt, Baustart für den ersten Abschnitt ist im Frühjahr 2026. Für den sogenannten Freilandabschnitt von Groß-Enzersdorf bis zum Knoten Süßenbrunn sind alle Genehmigungen vorhanden. Für den zweiten Abschnitt fehlen noch gerichtliche Genehmigungen. Es bleibt also noch unklar, ob der Lobautunnel tatsächlich vollständig gebaut werden wird.
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Lobautunnel ist beste Variante
Es wurden unzählige Varianten an der A4 geprüft, um den Lückenschluss zu finden. Die beste Variante führe jedoch durch die Lobau, so Hufnagl.
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Keine Entscheidung bis 2030 für zweiten Abschnitt
Für den zweiten Abschnitt fehlen noch Genehmigungen, vor 2030 wird es dafür auch keine Entscheidung geben, so Hufnagl. Der erste Abschnitt soll 2032 fertiggestellt sein und ist unanfechtbar. 2040 soll dann die ganze Umfahrung fertig sein. Eine Extra-Anpassung für den Vignettenpreis ist nicht notwendig, da dieser sowieso jährlich valorisiert wird.
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600 Umweltauflagen für Asfinag
Im Umweltverträglichkeitsverfahren hätten laut Hufnagl 100 Parteien Stellungnahmen abgegeben, darunter auch Bürger und Landwirte. "Wir haben im Verfahren 600 Umweltauflagen erhalten, die wir minutiös abarbeiten werden", versichert Hufnagl. Nun führt man den Journalisten ein Erklärvideo der Asfinag zum Bauprojekt vor.
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Freigabe für Lobautunnel muss noch abgewartet werden
Hufnagl ist nun am Wort: "Der Auftrag bedeutet für die Asfinag, den Lückenschluss gemäß des Bundesstraßengesetzes umzusetzen. Die Realisierung wird 2026 starten und sich auf den 10,8 Kilometer langen Freilandabschnitt konzentrieren. Alle Genehmigungen liegen unanfechtbar vor. Zum zweiten Abschnitt von einer Länge von 3,8 Kilometer unter der Donau, wissen wir, dass er noch verfahrensabhängig und abzuwarten ist. Beide Abschnitte können aber unabhängig von einander realisiert werden."
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"Lobau bleibt unberührt"
"Die Lobau bleibt unberührt, kein Bagger wird den Bereich queren, kein Baum wird gefällt", versichert der Minister in Sachen Tunnelbau. Er nehme die Sorgen dazu sehr ernst. Der Tunnelabschnitt beginne vor dem Nationalpark und ende danach.
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"Lückenschluss ist alternativlos"
Man habe eine Evaluierung zu Effizienz, ökologisch und sozialer Verträglichkeit in Auftrag gegeben. Das Ergebnis sei eindeutig: "Der Lückenschluss ist alternativlos. Keine Lösung ist keine Alternative. Jede Metropole braucht eine leistungsfähige Umfahrung. Deshalb habe ich entschieden, die S1 an die Asfinag weiterzugeben und durch diesen Beschluss wird die S1 in das Bauprogramm aufgenommen", sagt Hanke.
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"Alle Genehmigungen liegen vor"
Für den genannten Abschnitt betragen die Kosten 500 Mio. Euro und laut Hanke liegen alle Genehmigungen vor.
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2,7 Mrd. Euro Investition für S1
Die gesamten Baukosten beziffert Hanke auf 2,7 Milliarden Euro. Diese werden gänzlich über die Asfinag finanziert. Der Baustart erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2026, begonnen wird nördlich der Donau mit dem sogenannten Freilandabschnitt von Groß-Enzersdorf bis zum Knoten Süßenbrunn.
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"Brauchen kein Wunschdenken"
Sondern Lösungen, die sich nach den Lebensrealitäten der Menschen orientieren, so Hanke. "Alle müssen mitgedacht werden." Dazu zähle auch der dekarbonisierte Personenverkehr. Man investiere 30. Mrd. Euro bis 2030, davon 7 Mrd. Euro in den öffentlichen Verkehr in der Ostregion. "Wir denken also nicht nur an den Straßenbau", sagt Hanke. "Stau kostet Nerven und Geld, aber auch Geld."
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S1 Bedingung für Wohnraum
Die S1 sei auch essenziell für die Entwicklung des Wohnbaus in der Donaustadt. "Es geht um Wohnraum für 55.000 Menschen, der nur gebaut werden kann, wenn es das Verkehrssystem zulässt", betont Hanke. Er habe intensive Gespräche geführt, welche die Basis für die heutige Entscheidung sind: "Wir brauchen eine ganzheitliche Lösung für Straße und Schiene, den Personen- und Schwerverkehr, auch nach ökologischen Gesichtspunkten abgeklärt."
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Worum geht es beim Lobau-Tunnel? Ein Überblick
Die Geschichte der Nordostumfahrung ist gepflastert mit Streit, Rückziehern und Sturheit auf allen Seiten. Ein Überblick über den Politkonflikt, der bis in die 90er-Jahre zurückreicht:
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Überlastung, Staus und Lärm
"Auch Rom hat diesen geschlossenen Kreis. 180 Kilometer sind schon gebaut aber es fehlt noch der Lückenschluss", so Hanke weiter. Genau das sei die S1. Die A23 sei massiv von Stau betroffen. Der Transitverkehr ströme ungebremst durch Wien und das Umland. "Das bedeutet Überlastung, Staus und Lärm, aber auch Abgase", erläutert Hanke. Es gehe ihm dabei auch um die nächste Generation.
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"Haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht"
Es sei aber die richtige. "Wir brauchen Lösungen und keine Blockaden", sagt Hanke. Wien wachse stetig, ebenso Niederösterreich und das Burgenland. Die drei Bundesländer seien in den letzten Jahren um 300.000 Menschen gewachsen, eine massive Entwicklung und ungefähr so groß wie Graz. Die Region sei für die Wirtschaft Österreich enorm wichtig und das müsse auch so bleiben.
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Hanke tritt vor die Presse
Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) und Asfinag-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl treten am Donnerstag gemeinsam vor die Presse. Hanke erklärt die fachlichen und persönlichen Beweggründe für die Entscheidung: "Ich entscheide mit dem Kopf und nicht mit dem Bauch. Damit bin ich gut gefahren und das gilt auch für dieses Projekt."
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