Liquid Ecstasy: Sechs Tage Todeskampf im AKH
Wir mussten ihr beim Sterben zusehen“, erzählt Natalies Schwester schluchzend. Nachdem die 27-jährige Natalie D. bewusstlos ins AKH eingeliefert wurde, kämpfte sie sechs Tage lang um ihr Leben. Und verlor. „Ihr Gehirn war zu lange ohne Sauerstoff gewesen.“
Wie der KURIER berichtete, war Natalie in der Nacht auf den 1. April mit ihrer Freundin bei einem Techno-Clubbing gewesen. Ein entfernter Bekannter bot an, die zwei nach Hause zu bringen. Im Auto trank Natalie aus einer Wasserflasche, die im Kofferraum herumkugelte, um ihren Durst zu löschen. Doch in der Flasche befand sich wahrscheinlich Liquid Ecstasy. Natalie erbrach sich und fiel ins Koma. „Trotzdem fuhren sie noch eine halbe Stunde durch Wien“, erzählt Natalies Schwester. Sie wünscht sich, man hätte sofort die Rettung gerufen: „Das hätte ihr Leben retten können.“ Doch angeblich dachten die Mitfahrenden, Natalie würde schlafen.
Rettung kam zu spät
Zu Hause angekommen, trugen die Männer Natalie in die Wohnung. Als die drei Natalie auch durch Schütteln nicht aufwecken konnten, rief die Freundin die Rettung. „Leider viel zu spät“, klagt die Schwester. Natalie konnte zwar wiederbelebt werden, doch sie war bereits zu lange ohne Sauerstoff gewesen.
Die Rettung brachte Natalie ins AKH, wo die 27-Jährige noch sechs Tage im Koma lag, bevor sie am 6. April verstarb. „Es war so schlimm, sie dort zu sehen“, sagt die Schwester.
Verdächtiger holt sich Staranwalt
Der 36-jährige Alexander S., der Autolenker und Besitzer der Wasserflasche, ist wegen Drogendelikten amtsbekannt. Gegen ihn wurde die U-Haft beantragt. Ob die Flasche wirklich Liquid Ecstasy enthielt, ist noch nicht geklärt. Es wurden Proben ins Labor in Seibersdorf geschickt. Das Gericht wartet auf die chemische Analyse und entscheidet dann über eine Anklage.
Unterdessen hat sich der verhaftete 36-Jährige den Staranwalt Herbert Eichenseder als seinen Rechtsvertreter genommen. "Ich habe heute früh meinen Mandanten getroffen", sagte der Advokat zur APA. "Der Staatsanwalt hat die Untersuchungshaft beantragt, bis in der Früh war diese aber noch nicht verhängt." Nicht zuletzt aufgrund einschlägiger Vorstrafen werde die U-Haft aber wohl verhängt werden.
Der 36-Jährige verantwortete sich weiter nicht geständig. "Er kann sich nicht vorstellen, dass in der Flasche bei ihm im Auto Liquid Ecstasy war", sagte Eichenseder. Das bedeutet offenbar auch ein Zurückrudern gegenüber seinen Angaben bei einer ersten Befragung durch die Polizei. Der Anwalt betonte, dass das Entscheidende wohl die Analyse in Seibersdorf sein werde. "Dann wissen wir, was drin war und dann werden wir auch sehen, was mein Mandant dazu sagt."
Kommentare