Leopoldstadt: Ein Grätzel am Rand rückt ins Zentrum

Leopoldstadt: Ein Grätzel am Rand rückt ins Zentrum
Das geplante Sportstadion befindet sich in unmittelbarer Nähe eines anderen Prestigeprojekts: Dort entsteht der internationale Fernbusterminal. Bis 2025 soll die Gegend ansehnlich werden

Wer sich dem Grätzel rund um Ferry-Dusika-Stadion und Stadion-Center im 2. Bezirk nähert, der hat eher nicht das Gefühl, dort länger verweilen zu wollen. Das Einkaufszentrum Stadion Center mit seiner außen angebrachten Banner-Werbung wirkt aus der Zeit gefallen, das Dusika-Stadion hat seine beste Zeit jedenfalls hinter sich – und ansonsten gibt es dort vor allem Straßen und Parkplätze.

Das soll sich ändern.

Denn jenem Grätzel, in dem sich jetzt ein nicht so schönes Gebäude an das andere reiht, steht in den nächsten Jahren eine gar wundersame Verwandlung bevor. Starten soll diese noch heuer. Und zwar mit dem Abriss des Dusika-Stadions.

Wie berichtet, muss das Hallensport-Stadion an der Engerthstraße doch einem Neubau weichen. Viele Jahre galt es als gesetzt, das Dusika-Stadion zu erhalten. Davon weicht die Stadt nun ab.

Und zwar wegen einer Zustandsanalyse der Wiener Sportstätten, die der zuständige Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis dieser Analyse hat es durchaus in sich: 20 Prozent aller Sportstätten in Wien befinden sich in einem laut „nicht nur berauschenden Zustand. Und weiter: „Viele davon sind in einem schlechten Zustand, manche davon in einem furchtbar schlechten.“

Dazu zählt auch das Dusika-Stadion. 1977 errichtet, müssten laut dieser Analyse 20 Millionen Euro in die Sanierung investiert werden, damit die Sporthalle überhaupt weiterhin als solche genutzt werden könnte. 

Das sei schlicht zu viel.

Leopoldstadt: Ein Grätzel am Rand rückt ins Zentrum

Das Ferry-Dusika-Stadion wurde 1977 eröffnet

Deshalb – und weil die Rennradbahn, die bisher stets als Argument für den Erhalt der Halle ins Treffen geführt wurde, nicht ausreichend genutzt wird – wird das Stadion nun doch abgerissen.

Außerdem steht Geld aus der sogenannten Gemeindemilliarde zur Verfügung, die der Bund für Infrastrukturprojekte der Länder bereitgestellt hat. Das will Hacker nutzen. Die Kosten in der Höhe von etwa 50 Millionen Euro wollen sich Bund und Stadt in etwa teilen.

Warum man trotzdem an dem Standort bleibt? Er ist als „als Trainings- wie auch Veranstaltungsort bestens angebunden und eingespielt“, heißt es im Akt des Sportausschusses des Gemeinderats, der dem KURIER vorliegt.

Der Standort Engerthstraße hat sich zwischen sechs möglichen durchgesetzt. Am Ende war es ein Rennen zwischen Seestadt und Dusika-Stadion, das Stadion hat gewonnen. Es verfüge über geeignete Flächen mit gültiger Widmung, ist gut an die Öffis angebunden und per Auto erreichbar.

Leopoldstadt: Ein Grätzel am Rand rückt ins Zentrum

Und: „Das städtische Umfeld entwickelt sich dynamisch, eine neue Sporthalle würde diese Dynamik erhöhen“, heißt es. So könne man zur „weiteren Entwicklung des Standorts mit internationaler Strahlkraft beitragen“ – für die in Wien lebende Bevölkerung und Touristen.

Busse, Gastro, Hotel

Dass die „Strahlkraft“ hier überhaupt ein Faktor ist, hat vor allem mit einem anderen Projekt an dem Standort zu tun: dem neuen Wiener Fernbusterminal.

Ein Prestigeprojekt, das die Wiener Stadtpolitik viele Jahre beschäftigt hat – und dessen Eckdaten im April des Vorjahres präsentiert wurden. 2024/2025 soll der neue Terminal gleich neben dem Einkaufszentrum Stadion-Center eröffnet werden. Das Flächenwidmungsverfahren startet noch heuer, heißt es auf KURIER-Anfrage bei der Wien Holding.

Leopoldstadt: Ein Grätzel am Rand rückt ins Zentrum

So soll der neue, internationale, Fernbusterminal aussehen

Auch das Siegerprojekt des im April ausgerufenen Architekturwettbewerbs ist laut Wien-Holding-Sprecher Wolfgang Gatschnegg bereits ausgewählt.

Bevor es öffentlich präsentiert wird, müssen allerdings noch die Vertragsverhandlungen abgeschlossen werden.

Der neue Fernbusterminal soll sich auf zwei Geschoßen erstrecken, einem Erdgeschoß mit Abfertigungszone sowie einem Untergeschoß für die An- und Abfahrt der Busse – mit bis zu 34 Busbahnsteigen.

In der sogenannten Passagierzone soll es neben Warteräumen auch Cafés und Geschäfte geben. Außerdem Büros und einen Hotelkomplex. Das soll Touristen ansprechen.

Ob sich auch das (zumindest äußerlich) in die Jahre gekommene Stadion-Center der kommenden Grätzel-Aufhübschung anschließt, ist noch unklar. Die Detailplanung wird es zeigen.

Kommentare