Leopoldstadt bremst Eltern-Taxis aus

Kurz bevor die Schulglocke läutet, ist vor den Wiener Schulen viel Verkehr.
Die Vereinsgasse wird kommende Woche zur autofreien Schulstraße. Das soll das morgendliche Verkehrschaos eindämmen.

Seit Ferienende herrscht morgens vor vielen Schulen wieder Chaos. Autos stauen sich vor dem Eingang, zwischen den Stoßstangen huschen Kinder durch. Für letztere ist diese Situation vor allem eines: gefährlich. Immer mehr Kommunen sagen den Eltern-Taxis daher den Kampf an – auch Wien zieht mit.

Ab Montag werden Autos und Motorräder um 7.45 Uhr für eine halbe Stunde per Scherengitter aus der Gabelsbergergasse und einem Teil der Vereinsgasse ausgesperrt. Nicht einmal Anrainer dürfen dann aus- und zufahren – der Bereich vor der ansässigen Volksschule wird in dieser Zeit also autofrei. Die Leopoldstadt ist somit Schauplatz des ersten, von der Stadt begleiteten Schulstraßen-Versuchs in Wien.

Ein ähnliches temporäres Fahrverbot gilt seit zehn Jahren beim Schulzentrum Friesgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus. Hier hält aber keine physische Barriere, sondern nur ein Schild Autofahrer auf – und das nur mäßig gut (mehr dazu hier).

Leopoldstadt bremst Eltern-Taxis aus

Premiere

Damit die Schulstraße in der Leopoldstadt funktioniert, setzen der Bezirk und die städtische Mobilitätsagentur auf Information. „Ja, es ist eine gewisse Zumutung“, räumte Fußgängerbeauftragte Petra Jens bei einem Info-Abend am Dienstag ein. „Wir bitten die Anrainer, ihren Tagesablauf etwas zu verschieben.“

Mit aufgebrachten Schulstraßen-Gegnern ist sie an diesem Abend ohnehin nicht konfrontiert. „Für eine Schule nehme ich das gerne in Kauf“, entgegnet eine Mutter und betroffene Anrainerin. Die anwesenden Eltern wünschen sich sogar noch mehr Barrieren: Auch zu Unterrichtsschluss soll die Gasse gesperrt werden, fordern sie.

Bis November wird ein Ziviltechnik-Büro die neue Schulstraße beobachten – dann wird entschieden, ob sie zur Dauereinrichtung wird. Gelungen ist das Experiment für Jens, wenn sich das Park-Chaos nicht verlagert und durch die Maßnahme insgesamt weniger Kinder im Eltern-Taxi zur Schule kommen.

Ignorante Eltern

Wie schwierig diese Umstellung sein kann, zeigt sich ein paar Kilometer weiter. Weil es im Stella-Klein-Löw-Weg bei der dortigen Volksschule immer wieder zu gefährlichen Situationen mit Eltern-Taxis kam, gilt dort nun ein Fahrverbot. Die Kinder sollen bereits an der Ecke zur Vorgartenstraße aussteigen. In den ersten Tagen hätten allerdings viele Eltern die neue Regelung ignoriert, heißt es aus der Bezirksvorstehung. Die Grätzelpolizei soll nun verstärkt kontrollieren.

Auf einen Blick: Sicher zur Schule

Das Experiment

Von 10. September bis 2. November gilt in der Gabelsbergergasse und einem Teil der Vereinsgasse  von 7.45 bis  8.15 Uhr ein Fahrverbot für Kfz. Sollte sich der Versuch bewähren, könnte er auch auf andere Standorte ausgeweitet werden.

Vorstudie

Laut einer Erhebung der Mobilitätsagentur machten Elterntaxis im betroffenen Abschnitt morgens an einem Schultag zwölf Prozent des Gesamt-Verkehrsaufkommens (122 Pkw) aus. Nur zwei von 15 Autos , die Kinder ausstiegen ließen, parkten regelkonform – die anderen hielten etwa im Kreuzungsbereich.  

Weitere Initiativen

Seit Ferienende ist der neu gestaltete Vorplatz der Bunten Schule in Währing autofrei. In Fußreichweite wurden Eltern-Haltestellen eingerichtet. Derartige Haltebuchten gibt es auch in der Scheibenbergstraße.   

 

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