Lebensmittelausgabe im Kloster: Caritas eröffnet Standort in Favoriten
Das Gemälde mit Jesus am Kreuz ist verschwunden. Die dunklen Holzbänke sind weg. Nur der steinerne Altar steht noch da. Durch die neuen Barhocker, die davor hingestellt wurden, gleicht er aber eher einer Theke.
Einiges hat sich verändert im ehemaligen Kloster in Favoriten seit die Caritas vergangenen Dezember eingezogen ist. Statt Messen zu feiern werden hier nun Lebensmittel ausgegeben.
Ein dreiviertel Jahr nach dem Einzug ist der neue Standort von Leo, der Lebensmittelausgabe der Caritas Wien, auch offiziell präsentiert worden. Und kaum wiederzuerkennen.
Architektur spiegelt Konzept von Leo wider
Statt in einer dunklen Kirche steht man plötzlich mitten in einem hellen Raum mit hohen Wänden. In der Mitte befindet sich die Warenausgabe. Darum herum tummeln sich die Besucherinnen und Besucher, die sich Lebensmittel abholen.
„Die Architektur soll das Konzept von Leo widerspiegeln“, sagt die Architektin Johanna Aufner, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Alexander Mayer an dem Projekt gearbeitet hat. „Bei Leo werden Lebensmittel verwendet, die sonst weggeworfen werden. Und genauso haben wir hier nur Dinge verbaut, die sonst weggeworfen worden wären oder die man später irgendwo anderes wiederverwenden kann.“
Kästen und ein Baugerüst
So wurden etwa Kästen statt Wände benutzt, um den Raum zu teilen. Die Warenausgabe besteht aus einem gelb angemalten Baugerüst, das die Firma auch zurückkaufen würde. Und in den Toiletten wurden Rest-Fliesen verwendet. „Bei den Fliesenhändlern bleiben meist von jeder Farbe ein paar Fliesen übrig. Normalerweise werden sie weggworfen, wir haben sie aber in den Klos eingesetzt“, sagt Aufner.
Aktuell gibt es für die Lebensmittelausgabestelle am Gellertplatz nämlich nur eine temporäre Bewilligung für fünf Jahre. Wie es danach weitergeht, werde sich zeigen.
30 Freiwillige gesucht
Derzeit aber läuft der Betrieb: Zweimal in der Woche werden im Waldkloster Lebensmittel ausgegeben. In Zukunft soll das auf fünf Tage aufgestockt werden. „Unsere Ausgabestellen sind wie Seismographen. Wir merken gleich, wo mehr Hilfe gebraucht wird“, sagt Caritasdirektor Klaus Schwertner. Allein im vergangenen Jahr hat die Caritas 900 Tonnen Lebensmittel ausgegeben. „Wir sind mit der Ausgabe gar nicht mehr nachgekommen.“
Waldkloster
Das in den 60er-Jahren erbaute Waldkloster in Favoriten wurde mittlerweile der weltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. In der dazugehörigen ehemaligen Pfarre St. Johann befindet sich seit Anfang Dezember der neue Standort der Caritas-Lebensmittelausgabe Leo. Nun soll dort ein Begegnungszentrum entstehen.
900 Tonnen Lebensmittel
hat die Caritas 2022 ausgegeben. Lebensmittel und Ehrenamtliche werden immer benötigt. Wer helfen möchte, kann sich hier informieren:
www.caritas-leo.at/spenden
Infoveranstaltung
Am 14. September 2023 veranstaltet die Caritas am Gellertplatz 7 eine Infoveranstaltung für Interessierte und zukünftige freiwillige Mitarbeiter. Gesucht werden 30 Personen in der Lebensmittelausgabe und 4 Lastenradfahrerinnen und -fahrer. Beginn ist um 18 Uhr.
Benötigt werden deswegen Lebensmittelspenden und Freiwillige. Rund 30 neue Mitarbeiter bräuchte es alleine am Gellertplatz. Darunter auch vier Lastenradfahrer. Denn anders als an den anderen Leo-Standorten werden die Lebensmittel hier zum Teil mit dem E-Lastenrad abgeholt.
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Das Kloster inmitten der Lebensmittel
Aber zurück zum Waldkloster: Ganz verloren gegangen ist die Kirche inmitten der Lebensmittelausgabe noch nicht. Die neuen bunten Banner mit dem Schriftzug "Daily Bread“ - übersetzt „Tägliches Brot“ - fassen sowohl en kirchlichen Kontext als auch den von Leo zusammen. Gefertigt wurden sie übrigens von der mittlerweile recht bekannten Künstlerin Lakwena, die vor neun Jahren auch die Außenwände des Klosters verziert hat.
Zu den Bannern gesellen sich außerdem noch der Altar, die bunten Kirchenfenster und die – nicht mehr funktionstüchtige – Orgel. Und das Gemälde von Jesus am Kreuz? Es ist noch da. Nur eben gut versteckt hinter einem bunten Banner.
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