Landstraße und Döbling: Verkehrsadern werden umgebaut - aber wie?
Mit der Landstraßer Hauptstraße (Bild unten) und der Heiligenstädter Straße (großes Bild oben) sollen in absehbarer Zeit gleich zwei neuralgische Straßenzüge in Wien umgestaltet werden. Wohin sich die beiden, momentan noch deutlich den Kfz-Verkehr bevorzugenden Straßen entwickeln sollen und werden, steht jedoch noch nicht fest, wie der KURIER aus den Bezirksvertretungen Landstraße bzw. Döbling erfuhr.
Ein Überblick über den Stand der Planungen.
Landstraße
In der Landstraßer Hauptstraße sorgt vor allem die gefährliche Situation für Radfahrer für Dringlichkeit. Einen baulich getrennten Radweg gibt es hier – wie so oft auf Wiens Straßen – nicht, lediglich einer der notorisch unsicheren Mehrzweckstreifen steht den Radlern zur Verfügung.
Und das, obwohl 15 Prozent der Wege im Bezirk mit dem Rad zurückgelegt werden – das ist der Bestwert in Wien. In einer 2018 verfassten Studie rangierte die Landstraßer Hauptstraße in der unrühmlichen Rangliste der Straßen mit den meisten Dooring-Unfällen (wenn unachtsame Autofahrer Radler mit der geöffneten Autotüre rammen) folglich auch auf Platz drei.
Ein Zustand, der vergangenes Jahr schließlich Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) zum Handeln veranlasste: Er beauftragte die MA 28 (Straßenbau), anhand einiger kritischer Stellen zu erheben, „was überhaupt möglich ist“, heißt es aus Hohenbergers Büro.
Die Ergebnisse sollten bald vorliegen, danach wolle man mit Entscheidungsträgern wie Geschäftsleuten und den anderen Bezirksparteien sprechen. Bis spätestens Oktober soll die grobe Richtung feststehen, danach will man in die Bürgerbeteiligung gehen. Die Situation sei jedoch komplex, seufzt man in der Bezirksvorstehung: „Wir werden die Straße wohl von Hausmauer zu Hausmauer neu planen müssen.“
Manuel Lackner ist einer, den solche Ansagen freuen. Für kleine Schritte sei es ohnehin zu spät, sagt der grüne Klubobmann im Bezirk, jetzt brauche es große in Richtung Begrünung und Verkehrsberuhigung. „Die öffentliche Fläche gehört komplett neu vergeben. Eine Begegnungszone ist das mindeste“, fordert er.
Vor allem sei wichtig, in der Planung nichts zu überstürzen und auch Verkehrs- und Klimaexperten an Bord zu holen. Denn: „Es wäre nicht gescheit, wenn man alles aufreißt und in zehn Jahren wieder umbauen muss.“
Döbling
Handlungsbedarf ist auch in der Heiligenstädter Straße gegeben. Trotz breiten Straßenquerschnitts gibt es nur abschnittsweise einen maroden Radweg und kaum Bäume.
Weil sich alle Bezirksparteien einig seien, dass etwas zu tun ist, haben nun die Neos den Auftrag bekommen, die Umgestaltung vorzubereiten, berichtet Klubobfrau Evelyn Shi. Dafür wurde die Straße in drei Abschnitte eingeteilt: Nussdorfer Platz bis Grinzinger Straße, Grinzinger bis Gunoldstraße und schließlich Gunoldstraße bis Liechtenwerder Platz.
Am 13. August soll ein Beteiligungsverfahren starten, im Rahmen dessen sich alle Nutzer der Straße einbringen können. Um dieses vorzubereiten, rief Shi bereits im Vorfeld Interessierte dazu auf, sich einzubringen.
Mit Erfolg: Am heutigen Donnerstag startet um 17 Uhr ein Lokalaugenschein vom Nussdorfer Platz bis zur Grinzinger Straße, für den sich unter anderem TU-Wien-Verkehrsplaner Ulrich Leth angekündigt hat.
Während Shi Begrünung und Verbesserung der Radinfrastruktur als Leitlinien sieht, steigt Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) auf die Bremse. Zwar sieht auch er Aufholbedarf, doch das Problem sei die Einbautensituation unter der Straße: „Viele wünschen sich eine Baumallee, aber die kann ich auf keine Gasrohre stellen.“
Aus seiner Sicht sei das Ziel „die eine oder andere Begrünung“ sowie eine Attraktivierung, „damit sich auch die Unternehmen wohlfühlen“. Bei der Radinfrastruktur sieht er hingegen keinen großen Handlungsbedarf.
Zeitliches Ziel in Döbling ist, im Herbst alle Wünsche in der Bezirksentwicklungskommission zusammenzuführen und anschließend die Fachabteilungen der Stadt mit der Ausarbeitung konkreter Vorschläge zu beauftragen. Laut Resch könnte dann bereits kommendes Jahr mit den Arbeiten begonnen werden.
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