KURIER am Akademikerball: Walzer in Schwarz-Rot-Gold

Die Uniformen der Burschenschafter leuchteten in allen Farben des Regenbogens.
Der KURIER besuchte den Ball in der "Sperrzone Hofburg" und sah rechte Prominenz Linkswalzer tanzen.

Kleid und Frisur sitzen, die Blasenpflaster sind im Handtäschchen verstaut – die Ballnacht kann beginnen. Eigentlich. Geht man auf den Wiener Akademikerball, muss man jedoch mehr beachten als die Wahl des Outfits. Der KURIER sah sich das umstrittene Spektakel von innen an.

Ungewöhnlich gestaltet sich schon die Bestellung eines Taxis. "Haben Sie Ballkarten? Die müssen Sie nämlich der Polizei zeigen, sonst können wir nicht fahren", erklärt die Dame in der Taxizentrale. Um bis zur Ringstraße durchkommen zu können, kontrolliert die Polizei tatsächlich die Karten – gleich zwei Mal. Beim Einbiegen auf den Ring springt plötzlich ein junger Mann vor das Taxi und ruft lautstark "Alerta, Alerta Antifascista". Weil er sich weigert, den Weg freizumachen, ziehen ihn zwei Polizisten unsanft von der Fahrbahn. Die nächste Kontrolle auf dem Weg in die Hofburg beendet der Polizist mit den Worten: "Fenster zu und schnell durchfahren." Es folgt noch eine vierte Überprüfung, bis wir den Eingang endlich erreichen – um im Inneren der Hofburg gleich von der nächsten Kontrolle empfangen zu werden: Die Taschen werden durchleuchtet und jeder Besucher muss durch den Metalldetektor.

KURIER am Akademikerball: Walzer in Schwarz-Rot-Gold
Rund 2100 Gäste sollen sich laut Veranstalter Udo Guggenbichler eingefunden haben. Das sei neuerdings eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. In Couleur und mit wehenden Fahnen ziehen die Burschenschaften gegen 21 Uhr dann in den Festsaal ein. Begleitet wird ihr Auftritt von der Kaiserhymne, besser bekannt als Deutsche Nationalhymne.

"Kein Krawall-Ball"

Die Eröffnungsreden an die "geschätzten Waffen- und Farbenbrüder" werden den Tageszeitungen gewidmet, "solange sie keine Fake News verbreiteten". Man sei keineswegs ein "Krawall-Ball", wie es Medien im Vorjahr geschrieben hätten. Tatsächlich würde die Zahl der Demonstranten von Jahr zu Jahr ab-, die der Ballbesucher dagegen zunehmen.

KURIER am Akademikerball: Walzer in Schwarz-Rot-Gold
ABD0001_20170204 - WIEN - ÖSTERREICH: Burschenschafter am Freitag, 3. Februar 2017, anlässlich des Akademikerballs in der Wiener Hofburg. - FOTO: APA/FPÖ/ROBERT LIZAR - ++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
"Dass wir diesen Ball veranstalten, ist eine Verteidigung unserer Grundrechte", ergänzt Guggenbichler, der von Norbert Hofer als "Lotte Tobisch der Wiener FPÖ" bezeichnet wird.

"Hofer, Hofer!", wird skandiert, als der dritte Nationalratspräsident seine Rede beendet. Und Vizebürgermeister Johann Gudenus meint scherzhaft: "Wir tanzen heute auch gern Linkswalzer."

KURIER am Akademikerball: Walzer in Schwarz-Rot-Gold
ABD0132_20170203 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer während seiner Rede am Freitag, 3. Februar 2017, anlässlich des Akademikerballs in der Wiener Hofburg. - FOTO: APA/FPÖ/ROBERT LIZAR - ++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
Einige Demonstranten schaffen es, in die Hofburg vorzudringen. Aktivisten der satirischen "Burschenschaft Hysteria" hängen eine Fahne mit ihrem Logo vom Balkon im Festsaal und stellen sich mit einem Transparent mitten auf die Tanzfläche. Die Ballgäste reagieren ruhig; es scheint fast, als hätte man dergleichen erwartet.

Abgesehen davon verlief der Ball – wie jeder andere auch.

Die bunten Kapperln, auf den Köpfen der meisten Herren, die Schmisse, in vielen ihrer Gesichter, und die Schärpen, gern in Gold-Rot-Schwarz gehalten, erinnerten jedoch daran, auf welcher Veranstaltung man sich befand.

Schreckschüsse

Bei den Demos gegen den Ball kam es zu 97 Identitätsfeststellungen und 35 Verwaltungsanzeigen. Der Chef der "Identitären", Martin Sellner, behauptete, er habe sich gegen einen Angriff mehrerer Unbekannter "aus der linken Szene" schützen wollen – weshalb er in der U-Bahnstation Schottentor zwei Schüsse aus einer Pfefferspraypistole abfeuerte. Gegen ihn wurde ein Waffenverbot ausgesprochen.

In einer Straßenbahn der Linie 46 wurde im Bereich Auerpergstraße/Lerchenfelder Straße eine Rauchbombe in die Fahrerkabine geworfen, nachdem der Fahrer ausgestiegen war. Beteiligt waren drei vermummte Personen, verletzt wurde niemand.

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