Kriminalität: Welche Straftaten zunehmen
Die Zahl der Verbrechen, die in Österreich begangen werden, ist weiterhin rückläufig - eine Ausnahme bildet allerdings die Bundeshauptstadt Wien. Das geht aus den offiziellen Kriminalstatistiken für Gesamt-Österreich und die Bundesländer hervor. Insgesamt 212.503 Straftaten wurden im Vorjahr in Wien angezeigt - das sind um 9448 Fälle bzw. 4,7 Prozent mehr als noch 2012. Kopfzerbrechen bereitet den Beamten vor allem die Steigerung in den Bereichen Internetbetrug, Sachbeschädigung durch Graffiti, Kellereinbrüche und Ladendiebstahl. Ein Rückgang ist hingegen bei Pkw-Diebstählen, Raubdelikten und auch bei Fällen mit schwerer Körperverletzung zu beobachten.
Mit 35,2 Prozent liegt die Aufklärungsquote in Wien deutlich unter dem österreichweiten Schnitt von 43,1 Prozent. Eine Steigerung von mehr als zehn Prozent gab es in Wien bei Wohnungseinbrüchen, hier wurden im Vorjahr 7.173 Anzeigen erstattet. Beträchtlich angestiegen ist auch die Zahl der Ladendiebstähle - von 4868 auf 9113 im Vorjahr. Eine Zunahme wurde auch bei Sachbeschädigung durch Graffiti verzeichnet. Hier stieg die Zahl der Anzeigen von 2.003 auf 2.363 im Jahr 2013 - das bedeutet ein Plus von 17,9 Prozent. Ein nicht unwesentlicher Teil dürfte auf das Schaffen des Schweizers "Puber" zurückzuführen sein, der momentan in U-Haft sitzt.
Im Gegensatz zu Wien konnte die Kriminalität in Gesamt-Österreich gesenkt werden. 546.396 Fälle wurden im Vorjahr angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr 2012 bedeutet dies einen geringen Rückgang um 0,3 Prozent (1.631 Anzeigen weniger). Die Aufklärungsquote ist im Vorjahr auf 43,1 Prozent (+0,5 Prozentpunkte) gestiegen. Damit wurde im Zehn-Jahres-Vergleich der zweithöchste Wert - nach 43,4 Prozent im Jahr 2011 - erreicht.
Gestiegen ist allerdings die Zahl der Einbrüche und Kfz-Diebstähle. So wurden statistisch gesehen jeden Tag 45 Einbrüche in Wohnungen und Häuser verübt und 14 Fahrzeuge gestohlen.
Immer weniger Verbrechen
Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, und der Direktor des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, sprechen dennoch von einer "kontinuierlich rückläufigen Kriminalitätsentwicklung in Österreich". Zum Vergleich: Im Jahr 2004 wurden noch über 643.648 Fälle angezeigt, fünf Jahre später, 2009, waren es noch 591.597 Fälle. Im Vorjahr sank die Gesamtkriminalität schließlich nochmals auf 546.396 Fälle.
"Seit 2010 halten wir die Gesamtkriminalität auf einem niedrigen Niveau gegenüber den Vorjahren. Und dies trotz ständig neuer kriminalpolizeilicher Entwicklungen wie zum Beispiel auf dem Gebiet von Cybercrime und sich einem dadurch ständig änderndem Kriminalitätsumfeld", sagte Konrad Kogler.
Ein Schwerpunkt wird von den Ermittlern auf die sogenannten "Big Five" der Deliktsformen gelegt, nach der Definition von Franz Lang jene Kriminalfälle, "die die Staatsbürger besonders betreffen". Dazu gehören neben Einbrüchen, Kfz-Diebstählen, Gewaltdelikten auch Cybercrime und Wirtschaftskriminalität.
Welche Straftaten zugenommen haben
Einen Anstieg um 7,2 Prozent gab es bei Einbrüchen in Wohnungen und Häuser, diese Delikte "irritieren die Bürger am meisten", sagte Lang. Gab es 2004 noch mehr als 20.000 Anzeigen, waren es im Vorjahr 16.548, in den Jahren 2010 bis 2012 waren es jeweils unter 15.000. 72,3 Prozent der ausgeforschten Tatverdächtigen hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft, vorwiegend waren sie aus Rumänien, Serbien und Albanien.
Erstmals seit 2010 wieder angestiegen ist im Vorjahr auch die Zahl der Kfz-Diebstähle. So wurden 5.141 Fahrzeuge als gestohlen gemeldet. Das sind laut Lang 0,8 Promille aller in Österreich zugelassenen Kfz. Besonders begehrt sind bei den Tätern "deutsche Marken", sagte Lang. Hinter zwei Dritteln der geklärten Fälle standen ausländische Tätergruppen, vorwiegend aus Polen.
Prozentuell am meisten zugenommen hat im Vorjahr einmal mehr der Bereich Cybercrime, hier gab es 2013 um 8,6 Prozent mehr Anzeigen als im Jahr 2013. Für Lang ist dies allerdings "die beruhigendste Steigerungsrate der letzten Jahre". Denn von 2011 auf 2012 betrug die Steigerung noch 108,8 Prozent. Insgesamt wurden im Vorjahr 11.199 Anzeigen erstattet. 2004, als es lediglich 753 Anzeigen gab, waren 45 Prozent der Österreicher ans Internet angebunden. 2013 verfügten laut Lang bereits 81 Prozent über einen Internetzugang.
Mittlerweile gibt es in Österreich 576 "Cyber-Cops", erläuterte Klaus Mits vom BK. 30 davon sind im sogenannten Cybercrime-Competence-Center (C4) im Bundeskriminalamt im Einsatz. Gestiegen sind auch Internetbetrügereien, hier wurden im Vorjahr 7.670 Anzeigen erstattet. Bei dieser Deliktsform mit einem Schaden bis 3.000 Euro wird die Bezahlung mit gestohlenen Kreditkarten immer bedeutender. Betrugsdelikte im Internet haben so wie klassische Wirtschaftsdelikte fast immer einen internationalen Bezug.
Welche Straftaten zurückgegangen sind
Bei den Gewaltdelikten sind sowohl die Zahl der vorsätzlichen Tötungen und Körperverletzungen als auch die Delikte gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung die Anzeigenzahlen rückläufig. Mit 36,6 Prozent massiv gesunken ist die Zahl der vorsätzlichen Tötungen, und zwar von 82 im Jahr 2012 auf 52 im Vorjahr.
Einen Rückgang um 4,4 Prozent gab es bei Anzeigen wegen vorsätzlicher Körperverletzungen, in Summe wurden 39.525 Anzeigen erstattet. Dass die Zahl unter 40.000 gesunken ist, bezeichnete Lang als "eines der geheimen Ziele".
Konstant hoch ist österreichweit die Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten, sie lag im Vorjahr bei 82,3 Prozent. 70 Prozent der Tatverdächtigen waren österreichische Staatsbürger. Bei sechs von zehn Taten gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer.
Ein leichter Rückgang wurde auch bei Wirtschaftskriminalität verzeichnet, hier wurden um 2,3 Prozent weniger Anzeigen erstattet. Hauptfaktor bleibt in dieser Kategorie Internetbetrug, so die Ermittler. Als Beispiel für erfolgreiche Maßnahmen führte Ernst Geiger, Leiter der BK-Abteilung für Ermittlungen für Organisierte und Allgemeine Kriminalität, Bankomat-Delikte an. Wurden 2012 noch 40 Geldautomaten gestohlen oder gesprengt und 31 Taten versucht, waren es 2013 nur noch zehn Diebstähle und neun Versuche. Hier haben laut Geiger Präventionssysteme gegriffen.
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Die niederösterreichische Kriminalitätsstatistik weise für 2013 eines der besten Ergebnisse der vergangenen zehn Jahre aus, sagte Landespolizeidirektor Franz Prucher in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Minus 3,8 Prozent bei den Delikten bedeute einen hohen Rückgang, der Bundesschnitt betrage 0,3 Prozent. Die Aufklärungsquote sei um 1,7 Prozentpunkte auf 43,2 Prozent verbessert worden.
Im Gesamtergebnis liegt Niederösterreich beim Rückgang hinter Kärnten und Vorarlberg an dritter Stelle. 2013 wurden im Bundesland insgesamt 76.264 gerichtlich strafbare Handlungen angezeigt, das sind um 3.000 weniger als 2012. Die Aufklärungsquote sei überdurchschnittlich gut, "obwohl wir mit dem Erstaufnahmezentrum Ost gefordert sind", so Prucher. Beim Tatbestand der Schlepperei gab es um 17 Prozent weniger Anzeigen.
Im Bereich Einbruchsdiebstahl wurden gesamt minus 5,7 Prozent verzeichnet. Allerdings gab es 11,9 Prozent Steigerung bei Einbrüchen in Wohnungen und Häuser - bei etwa einem Drittel blieb es jedoch beim Versuch. Einbrüche in Firmen und Geschäfte gingen um 15,6 Prozent zurück, ebenso die Cyber-Kriminalität (minus 14,4 Prozent). Weiters wurden 2013 um 199 Fahrzeuge mehr - vornehmlich Motorräder und auch Lkw - gestohlen als im Jahr zuvor. Rückläufig waren Sachbeschädigungen und Betrug.
Bei den Gewaltdelikten (6.294 Fälle, 2012: 8.411) gab es ein Minus von 25,2 Prozent. 189 Fälle von Raub bedeuten zwar um sieben mehr als 2012, die Zahl sei aber dennoch gering, betonte Prucher. Und: "Alle großen Straftaten wurden 2013 aufgeklärt."
Die Messlatte für 2014 liege also hoch. Ziel sei es, die Sichtbarkeit der Polizei weiter zu steigern, kündigte Prucher u.a. Schwerpunktaktionen und den Einsatz moderner technischer Möglichkeiten bei der Überwachung an.
Im Fall des Wilderers von Annaberg, der im vergangenen Herbst die Öffentlichkeit erschüttert hatte, soll der Abschlussbericht des Landeskriminalamts dieser Tage finalisiert werden, hieß es. Neue Fakten seien nicht mehr dazugekommen. Die seit 1994 verübten rund 100 Straftaten, die Alois H., der drei Polizeibeamte, einen Sanitäter und sich selbst getötet hatte, zugeordnet wurden, fallen nicht in die aktuelle Statistik.
Im Burgenland haben im Vorjahr große sowie umfangreiche Fälle den Ermittlern viel Arbeit beschert. So habe beispielsweise die BEGAS-Affäre die Kriminalpolizei massiv belastet, zog der Leiter des Landeskriminalamtes (LKA), Oberst Rainer Erhart am Donnerstag in Eisenstadt Bilanz. Eine Causa Prima stellten dem Umfang nach auch Scheinanmeldungen von Kindern in burgenländischen Gemeinden dar.
Österreichweit wurden im Burgenland mit 10.256 angezeigten gerichtlich strafbaren Handlungen die wenigsten Delikte registriert, der Trend ist ebenso wie in Gesamt-Österreich leicht rückläufig. Bei der Aufklärungsstatistik lag das Burgenland im Vorjahr mit 52,9 Prozent gelöster Fälle auf Platz zwei hinter Vorarlberg (57,3 Prozent). Burgenländische Beamte klärten im Vorjahr unter anderem eine Serie von Traktordiebstählen, 200 Einbrüche in Wirtschafts- und Nebengebäude sowie 140 Zelteinbrüche und Diebstahlsserien bei Reifenfirmen. Zu den "Big Five" unter den Deliktsgruppen im Burgenland zähle die Einbruchskriminalität in Wohnhäuser und Wohnungen.
Zugenommen hätten Bedrohungsdelikte: "Durch die Enttabuisierung des Themas Gewalt in der Familie kommen natürlich auch die Fälle von gefährlichen Drohungen, von Nötigungen im Familienbereich mehr ans Tageslicht", so Erhart.
Internetkriminalität gewinne zunehmend an Bedeutung. Dabei gelte es zu unterscheiden zwischen klassischem Cybercrime mit der Implementierung von Schadsoftware und Betrug, bei dem einfach das Internet für kriminelle Aktivitäten benützt werde - beispielsweise wenn bestellte Ware nicht geliefert wird.
Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wurden im Vorjahr die Kontrollen verstärkt, was insgesamt zu rund 130.000 Anzeigen wegen Tempoüberschreitungen und 71.400 Alkomattests führte, berichtete der Leiter der Verkehrsabteilung, Oberst Franz Füzi. Dazu kamen knapp 9.000 Überprüfungen von Schwerfahrzeugen und ihren Lenkern.
Wien überholt
Ein wichtiges Ziel der polizeilichen Arbeit sei "die Hebung des subjektiven Sicherheitsgefühls", erklärte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil: "Wir hatten in der Vergangenheit Jahre, wo sich die Burgenländerinnen und Burgenländer unsicherer gefühlt haben als die Wiener und Wienerinnen. Das hat sich mittlerweile geändert." Man habe in diesem Ranking inzwischen Wien überholt.
Neben weiteren geplanten Schwerpunktaktionen zur Verhinderung von Eigentumskriminalität gebe es die konkrete Vorgabe, dass jeder Polizist, der im Außendienst stehe, pro Monat mindestens 15 Stunden Fußstreifendienst verrichten müsse, so Doskozil. Beim Kampf gegen Internetbetrug - "ein wachsender krimineller Zweig" - müsse sich die Polizei gut aufstellen. Beamte sowie auch die Spezialisten sollen hier entsprechend ausgebildet werden, kündigte der Landespolizeidirektor an.
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