Kicker getreten: Brutaler Fan spielt im Nationalteam
Der Vorfall bei einem Fußball-Unterliga-Spiel in Favoriten vor zehn Tagen schlägt weiter Wellen. Nach und nach werden mehr Details über die Schlägerei auf dem Feld bekannt.
Wie berichtet, soll ein Spieler des Penzinger SV von einem Spieler von GS United einen Kopfstoß versetzt bekommen haben. Dieser wehrte sich – und der Raufhandel war perfekt. Plötzlich lief ein Zuschauer aufs Feld, der dem 28-jährigen Penzing-Spieler, gegen den Kopf getreten haben soll. Das Opfer musste danach in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden.
Bei dem Zuschauer soll es sich laut gemeinsamen Recherchen von KURIER und "Heute" um keinen Unbekannten handeln: Er ist selbst Jugendspieler bei einem Bundesligisten und dazu noch Kicker bei einem österreichischen Nachwuchs-Nationalteam. Sein Verein bestätigt den Vorfall. „Er ist bislang nie negativ aufgefallen, ganz im Gegenteil. Diese Aktion ist äußerst untypisch für ihn. Es hat sehr ernste Gespräche mit ihm gegeben und er bereut seine Tat“, heißt es aus dem Bundesligaklub.
Acht Beschuldigte
Laut Polizei soll der Jungkicker aber nicht ursächlich für die Verletzung verantwortlich gewesen sein. Diese dürfte vielmehr jener 18-jähriger Gegenspieler verursacht haben, der dem Opfer den Kopfstoß auf dem Platz versetzt hatte. „Gegen ihn wird wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung ermittelt“, erklärte ein Polizeisprecher am Mittwoch.
Es gibt aber noch mehrere andere Personen, die die Polizei im Visier hat. Sieben weitere Beteiligte im Alter zwischen 18 und 30 Jahren werden wegen Raufhandels als Beschuldigte geführt. „Diese Zahl könnte sich, nach den Zeugenaussagen, allerdings noch erhöhen“, sagte der Polizeisprecher.
Mitgefangen, mitgehangen
Rechtlich heikel: Wenn nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, wer dem Opfer die schweren Verletzungen zugefügt hat, gilt für alle Beteiligten „mitgehangen, mitgefangen“.
Doch nicht nur die Polizei ermittelt in dem Fall weiter, auch der Wiener Fußballverband (WFV) berät über den Vorfall. „Es finden nach wie vor Zeugeneinvernahmen statt, die sich aus den Vernehmungen der letzten Wochen ergeben haben“, sagt WFV-Präsident Robert Sedlacek. Ein Urteil des Strafausschusses ist noch ausständig. Danach soll klar sein, welcher Spieler wie lange gesperrt wird. Der 28-jährige Kicker konnte das Krankenhaus am Tag nach der Attacke verlassen und ist seither auf dem Weg der Besserung.
Kein generelles Problem
Thema ist der Vorfall vom Sportplatz in Favoriten auch beim szenekundigen Dienst der Polizei. Das sind jene
40 Beamte in Wien, die sich regelmäßig in Sportstätten unter die Zuschauer mischen und als Fanbeauftragte agieren. Ein generelles Problem mit Gewalt im Sport sehen diese aber nicht, im Gegenteil. Laut dem Leiter des Dienstes, Wolfgang Lang, ist die Gewaltbereitschaft unter den Fans zurückgegangen. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung weiter unterstützt.
Häufig vertreten ist der szenekundige Dienst aber nur bei Sportveranstaltungen im Profibereich. Einen Einsatz bei einem Amateurspiel gab es in den vergangenen Jahren nicht. Das könnte sich nach dem Vorfall ändern: „Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, werden wir uns den Verein ansehen“, sagt Lang.
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