SPÖ Wien: Kein Stadtrat ist mehr sicher
Die Ankündigung von Wiens SPÖ-Chef Michael Häupl im KURIER, im Jänner die Stadtregierung neu aufzustellen, schlägt hohe Wellen. Denn Häupl plant offenbar, seine Mannschaft umfassender umzubauen. Sakrosankt ist plötzlich niemand.
Schon länger steht Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely unter Druck. In den Fokus geriet zuletzt auch ihr schärfster Rivale, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Bei einer Abfrage der größten Baustellen in der SPÖ wurde von den Genossen das Wohnbauressort am häufigsten genannt. Es gehe vor allem um die Gemeindebau-Verwaltung und wie man mit der FPÖ-Offensive in den Gemeindebauten umgehe, sagte Häupl. Offenbar trauen das viele Genossen Ludwig nicht zu.Doch die Annahme, dass sich die Flächenbezirke ohne Gegenwehr ihren einzigen Vertreter aus der Stadtregierung schießen lassen, ist gewagt. Postwendend schwärmen nun Ludwigs Unterstützer aus. Einer der gewichtigsten ist der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Hietzinger Bezirksparteiobmann Gerhard Schmid.
Wohl könnte sich Schmid einen Wechsel innerhalb der Regierung in ein prestigeträchtigeres Ressort vorstellen: "Aufgrund seines Charakters, seiner Intellektualität und seiner Grundwerte-Festigkeit ist Ludwig für höchste Positionen in der SPÖ qualifiziert."
Freibrief für Häupl
Nicht alle in der Partei sind davon überzeugt. "Die Außenbezirke haben diese Personaldiskussion provoziert", sagt ein roter Spitzenfunktionär, der sich öffentlich bedeckt halten will: "Damit haben sie Häupl auch den Freibrief gegeben, umzubauen. Und im Wohnbauressort gibt es genug Problemfelder, um eine Ablöse argumentieren zu können. Wenn er Ruhe reinbringen will, muss er auf beiden Seiten handeln."
Gefragt sind nach den extremen Lagerbildungen die möglichen neuen Gesichter. Im Fokus stehen Kandidaten der Mitte, mit denen sich beide Lager identifizieren können. Gerade der Name Jürgen Czernohorszky (Bezirk Penzing) fällt jetzt häufig. Aber auch der Gemeinderatsvorsitzende Thomas Reindl aus der Donaustadt wurde dem KURIER zuletzt genannt.
Doch nicht nur die Regierung will Häupl umbauen. Auch in den Bezirken könnten Köpfe rollen. Es ist kein Geheimnis, dass Häupl vor allem mit Simmering unzufrieden ist. Der einst tiefrote Bezirk hat bei der letzten Gemeinderatswahl die Mehrheit und den Vorsteherposten an die FPÖ verloren. Konsequenzen gab es bis jetzt keine. In Floridsdorf wurde zwar der Vorsteherposten gehalten, auf Gemeindeebene färbte sich der 21. Bezirk blau. In beiden Bezirken sei die klare Anti-FPÖ-Linie, die der Bürgermeister vorgab, immer wieder konterkariert worden, kritisiert ein hoher Roter. Die Ergebnisse habe man dann gesehen. Die verantwortlichen Bezirksparteiobleute sind Harald Troch und Michael Ludwig.
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