Kein Essen wie bei der Oma

Kabarettist Paul Pizzera im Wiener Orpheum
Wenn Paul Pizzera im Zuge der "Sex, Drugs & Klei’n’kunst"-Tour ins Orpheum kommt, isst er meist den Steirischen Backhendlsalat.

Sonntag gab’s für Paul Pizzera immer "Essen bei Oma". Das ist generell nichts Ungewöhnliches. Blöd wird’s nur, wenn das bei einer Oma ist, die nicht kochen kann. Sein Trauma hat er aber in einem Medley verarbeitet – weil sich die Großmutter zum 80. Geburtstag vom Enkerl ein Ständchen gewünscht hatte. Und dort heißt es dann etwa zur Melodie von Johnny Cashs "Hurt" Mei Oma kocht so schiach, mi reckt’s scho wenn ich’s riach. Das erzählte er zumindest in seinem ersten Kabarettprogramm. Mittlerweile tourt der steirische Rockkabarettist mit dem zweiten, nämlich "Sex, Drugs & Klein’n’Kunst", durch Österreich und macht dabei auch Halt im Wiener Orpheum. Sein Leibgericht im angrenzenden Beisl: der Steirische Backhendlsalat. Der ist nämlich nicht wie bei Oma – sondern richtig gut.

Frisch, saftig, steirisch

Auch als der KURIER den Künstler zwei Stunden vor seinem Auftritt dort trifft, hat der 28-Jährige so einen Salat vor sich auf der Theke stehen. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die vor dem Auftritt nichts runterbekommen, isst Paul Pizzera, bevor er auf die Bühne geht. Denn wenn die Autogramm- und Selfies-Einheit nach der Vorstellung länger dauert als die zweite Halbzeit, ist ein Heißhungergefühl nicht zu empfehlen.

Deshalb lautet die Routine: Abendessen, Soundcheck, Quizduell spielen – rauf auf die Bühne. Dort sagt er mithilfe von E-Gitarre, spitzer Feder und Steirer-Dialekt, den Hürden des Alltags eines Mittzwanzigers den Kampf an. Er singt vom Landei, dass sich in eine Städterin verliebt oder vom Jungscharlager auf der Saualm , wo Zimmernachbar Augustinus/ dafroarn ist bei 35 Grad minus – weil die Eltern den Luxusurlaub lieber alleine genossen. Aber für die Verwandtschaft, das weiß man aus seinem ersten Programm, kann man halt nichts, auch nicht wenn sich dei Opa gern mim Sturmgewehr im Goarten verirrt/ oder dei Schwoager überzeugter Gabaliergroupie wird.

Apropos Groupies. Jene von R.E.M. und Bryan Adams haben auch schon einmal die Reise ins tiefste Transdanubien für einen Auftritt ihrer Idole im Orpheum angetreten. Bekannt ist die Kleinkunstbühne mit der blumig-grünen Tapete und den Straßenlaternen im Saal aber eher für Auftritte der heimischen Kabarettszene. Im November waren viele von ihnen – darunter Ostbahn Kurti, Andreas Vitásek oder auch Thomas Stipsits – gemeinsam auf der Bühne, um das 20-jährige Bestehen des Veranstaltungsortes zu feiern.

Fünfjähriges Kabarettistendasein kann Pizzera kommendes Jahr feiern. In einem Lokal, in dem ebenfalls Kabarett auf Kulinarik trifft, im Grazer Theatercafé, kam er 2007 mit Live-Kabarett in Kontakt und verliebte sich in Mike Supancic, Martin Puntigam und deren Arbeit. Fünf Jahre später eroberte er selbst die Theaterstätten und schaffte es mit Otto Jaus an die Spitze der österreichischen Charts. Dabei war "Jedermann" nebenbei entstanden, im Zuge der Arbeit an einem Programm, dass kommendes Jahr Premiere feiert.

Als Kind war es übrigens sein großer Traum gewesen, an die Spitze der Ö3-Charts zu kommen. Und: Auf einer Bravo Hits drauf zu sein. Auch das gelang ihm heuer.

Und jetzt? "Jetzt werden die Träume höhergesteckt", sagt Pizzera und spießt das letzte Salatblatt auf. Und ein bisschen mehr das Jetzt genossen – auch sonntags bei Oma.

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