Zusätzlich dazu werden PIs an neuralgischen Punkten geöffnet bleiben: Laut KURIER-Informationen handelt es sich nach derzeitigem Informationsstand um die Inspektion am Hauptbahnhof, am Westbahnhof, Wien Mitte und Praterstern. Auch in den Flächenbezirken Floridsdorf und Donaustadt sollen jeweils zwei Stationen offen sein.
"Modernisierung notwendig"
„Die Wiener Polizei ist ständig bemüht, die bestehenden Strukturen den Erfordernissen des Zusammenlebens in einer Großstadt anzupassen. Dazu ist eine stetige Weiterentwicklung und Modernisierung in verschiedensten Bereichen der Polizeiarbeit und der organisatorischen Rahmenbedingungen notwendig“, heißt es auf KURIER-Anfrage von der Polizei.
Hintergrund der Maßnahme ist der Personalmangel bei der Exekutive. Die Überstunden häufen sich: 35 Stunden mussten Beamte in Wien im vergangenen Jahr im Schnitt zusätzlich pro Monat arbeiten. Im ersten Pandemiejahr waren es 28 Überstunden, 2021 mussten Beamte 33 Stunden mehr arbeiten.
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Die Gewerkschaft sieht die neue Maßnahme, um Stunden zu reduzieren, positiv. „Ich begrüße alle Maßnahmen, die unsere Kollegen entlasten“, sagt der sozialdemokratische Polizeigewerkschafter (FSG) Walter Strallhofer.
Aber er betont auch, dass das Problem seit Jahren bekannt sei. „Fakt ist, dass wir seit 2005 wissen, dass die Baby-Boomer-Generation in Pension geht und es Probleme beim Nachwuchs gibt. Man hat einfach nicht darauf reagiert, und jetzt ist es sogar so weit gekommen, dass man Polizeiinspektionen für den Parteienverkehr über Nacht schließen muss.“
Gleiche Besetzung
Auch der Wiener FCG-Gewerkschafter Gerhard Zauner spricht sich für die Maßnahme aus. „Es ist definitiv eine Entlastung für die Kollegen“, sagt Zauner. Am Personalstand in den Polizeiinspektionen soll sich aber nichts ändern, die Besetzung bleibt gleich. Wie sich die Mehrbelastung der geöffneten Polizeiinspektion dann aber auf die Kollegen auswirkt, wird sich erst zeigen, so Zauner.
Diesen Punkt greift auch Strallhofer auf. „Das ist in meinen Augen ein Problem. Die Ressourcen an Arbeit bleiben gleich, da die Kollegen, die den Funkwagen besetzen, normalerweise den Parteienverkehr nebenbei im Innendienst miterledigen“, so der Gewerkschafter. Sprich: Wenn der Streifendienst weiterhin im derzeitigen Ausmaß geleistet werde, dann werde es keine Einsparungen bei den Überstunden geben.
Kommt Notrufschalter?
Unklar ist bisher auch, inwieweit die „geschlossenen“ Polizeistationen technisch ausgestattet werden, also ob es für Bürger einen Notrufschalter via Gegensprechanlage gibt, mit dem sie mit dem Polizei-Notruf verbunden werden. „Die meisten haben natürlich ein Handy, um den Notruf zu wählen, aber was, wenn man bestohlen oder ausgeraubt wird?“, sagt der rote Gewerkschafter.
Mit Details über die konkrete Umsetzung der Maßnahme hält sich die Polizei auf KURIER-Anfrage derzeit noch bedeckt. „Klar ist allerdings, dass eine Schließung von Polizeiinspektionen kein Thema ist. Maßnahmen, die die Bevölkerung betreffen sollten, werden natürlich zeitgerecht veröffentlicht“, schreibt die Wiener Polizei in einer Stellungnahme.
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