Innenminister will von den Bürgern Wachsamkeit

Grätzel-Polizisten sollen Kontakt zur Bevölkerung suchen. Innenminister Sobotka will Bürger „aktivieren“.
Sobotka schwört Polizeispitze auf neues System ein. Kontaktbeamte für jedes Wachzimmer.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) fordert die Bevölkerung zu mehr Wachsamkeit auf. Am Donnerstag sensibilisierte er die Spitze der Wiener Polizei auf das neue System der Grätzel-Polizisten. Seit 1. August in den Bezirken 12, 13, 16, 17, 18, 19, 22 und 23 als Probelauf angesetzt, werden ab 2017 sukzessive alle Wiener Bezirke mit Beamten ausgestattet, die vorwiegend Ansprechpartner für die Bürger sein sollen.

Sobotka: "Wir wollen damit die Bevölkerung zu Beteiligten in der Sicherheitsfrage machen. Wir brauchen eine Gesellschaft, die hinsieht und nicht wegschaut." Der Minister gab Beispiele: So sollte bei den Grätzel-Polizisten etwa ein schlecht ausgeleuchteter Park gemeldet werden, aber auch beobachtete (Drogen-)Kriminalität oder der Wunsch nach Schulweg-Sicherung wären Anknüpfungspunkte. Laut dem Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, sollen ab 2017 alle Bundesländer von der "Grätzel-Truppe" profitieren: "Dann geht das System in die Fläche." Ziel ist es, dass auch in kleineren Polizeiinspektionen mindestens ein Beamter für die Vernetzungsarbeit Bürger/Polizei verantwortlich ist.

Die Befürchtung, dass sich Grätzel-Polizisten mit Denunzianten beschäftigen müssen, verneinte Sobotka: "Das ist Unfug. Dieses System ist etwa in den USA erprobt. Da war das kein Thema."

Der Probelauf in Wien ( mit 26 Grätzel-Beamten) brachte bereits erste positive Ergebnisse. Polizei-Vizepräsident Karl Mahrer: "Aktuell werden in 51 Sicherheitsforen vakante Probleme besprochen und diskutiert. Mit den Einkaufsstraßen sowie der Handelskammer gibt es Kooperationen. Und in Kaffeehäusern wurden sogar Bürger-Polizisten-Stammtische eingerichtet."

Mehrsprachigkeit

Die neue Grätzel-Einheit soll zusätzlich das Problem der Sprachbarriere – in Bezirken mit hohem Migratenanteil – mindern. Denn Uniformierte mit Mehrsprachigkeit sollen bewusst in den Grätzeln eingesetzt werden.

Um die Effizienz der neuen Polizei-Strategie zu überprüfen werden die Uni-Wien sowie die Fachhochschule Wiener Neustadt Bürgerbefragungen durchführen.

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