Initiative: Parlament stellt sich auf Behinderte ein

Die Parlamentsdirektion am Josefsplatz wird violett erstrahlen, um auf die Rechte von Menschen mit Behinderung hinzuweisen
Mitarbeiter sollen sensibilisiert werden. Herbert Pichler vom Behindertenrat sieht Aufholbedarf bei der Barrierefreiheit.

„Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung haben eine Behinderung, das sind mehr als 1,4 Millionen Österreicher“, sagt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung will das Parlament ein merk- und sichtbares Zeichen der Inklusion setzen.

So wird heute nicht nur der Josefsplatz als Sitz der Parlamentsdirektion violett erstrahlen – als Teil der internationalen „Purple Light Up“-Bewegung – auch die Mitarbeiter sollen mit gutem Beispiel vorangehen.

„Für uns ist die Frage der Inklusion eine ganz zentrale Herausforderung“, meint Sobotka. So wurde beim Umbau des Parlaments penibel auf Barrierefreiheit geachtet. Ab Jänner sollen zudem Schulungen stattfinden.

Im Rollstuhl

Konkret werden knapp 60 Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, des Gebäudemanagements, der Besuchs- und Konferenzorganisation oder des Bürgerservice im Umgang mit Menschen mit Behinderungen sensibilisiert. Die Intention ist, solche Schulungen auch in anderen Institutionen zu etablieren.

Warum eigentlich, Herbert Pichler

Die Inhalte umfassen neben Wissensvermittlung und Sprache auch einen Perspektivenwechsel. Die Mitarbeiter sollen selbst erfahren, welche Barrieren es geben kann. Sie werden etwa im Rollstuhl Platz nehmen. Auch Seheinschränkungen werden simuliert.

Ziel der Schulungen sei, Bewusstsein zu schaffen. Denn trotz gesetzlicher Vorgaben, internationaler Richtlinien und nationaler Initiativen fehle dieses bei weiten Teilen der Bevölkerung, meint Sobotka. Im Parlament arbeiten 450 Mitarbeiter, 16 sind zu 50 Prozent oder mehr behindert.

Initiative: Parlament stellt sich auf Behinderte ein

Martin Essl und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka

Für Martin Essl, Gründer der Initiative „Zero Project“, haben die Initiativen des Parlaments Symbolwirkung. Er muss es wissen, setzt sich seine Organisation doch für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein und fördert international die innovativsten Lösungen zum Barriere-Abbau.

2020 widmet sich die jährlich durchgeführte Konferenz von „Zero Project“ etwa dem Thema Bildung. Auch im Berufsleben würde die Wirtschaft profitieren, betont Essl. Gerade die Digitalisierung biete Chancen.

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