Hoher Gewerkschafter soll Häupl-Stellvertreter werden
Ein mächtiger Gewerkschafter wird künftig einer der Stellvertreter von Michael Häupl als Wiener SPÖ-Parteichef. Christian Meidlinger wird am Landesparteitag am 29. April für diese Funktion kandidieren. Das wurde am Montag fixiert. Meidlinger soll damit Nachfolger von Sonja Wehsely werden, die mit ihrem Rücktritt als Gesundheitsstadträtin auch ihren Stellvertreter-Posten an der Parteispitze abgibt. Meidlinger ist Teil der Perspektivengruppe, die die Zukunft der Partei diskutiert. Seine Nominierung ist auch ein Kompromiss, hatten doch Teile der Partei Nationalratspräsidentin Doris Bures gefordert, die Unterstützer Wehselys dagegen machten sich für Sandra Frauenberger stark.
Meidlinger (53) ist seit 2007 Vorsitzender der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten und Landtagsabgeordneter. Diese Doppelfunktion brachte ihm immer wieder Kritik ein: Im Streit um die Reform der Arbeitszeit und der Gehälter der Ärzte in den Gemeindespitälern (KAV) warfen ihm Ärzte vor, nicht die Interessen der KAV-Mediziner, sondern jene Wehselys zu vertreten.
Mittlerweile verlaufen die Konfliktlinien etwas anders. An der geplanten Neustrukturierung des KAV – es geht um Personal- und Finanzhoheit für den Spitalsträger – übte Meidlinger zumindest leise Kritik. Zuletzt etwa bei der SPÖ-Klubklausur. Die Neustrukturierung solle nicht nach dem Motto „Speed kills“ erfolgen, warnte er. Dass er jetzt für eine hohe Parteifunktion nominiert wird, deuten Parteikenner auch als Schachzug Häupls, um die Gewerkschafter innerhalb der SPÖ noch vor dem Parteitag zu beruhigen. Sie wurden zuletzt unzufrieden mit dem Kurs der Partei.
Im Streit mit den Ärzten noch ein Verbündeter Wehselys gilt Meidlinger inzwischen als Unterstützer ihres Kontrahenten Wohnbaustadtrat Michael Ludwig – dem Hoffnungsträger der Parteirebellen aus den Flächenbezirken. Somit wird Meidlingers Nominierung auch als Stärkung dieses Flügels gesehen.
Die weiteren Stellvertreter-Posten bleiben unverändert: Ludwig, Renate Brauner, Kathrin Gaal und Ruth Becher werden am Parteitag abermals antreten.
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