Heumarkt: UNESCO will Wien auf "Rote Liste" setzen
Am Donnerstag steht der Beschluss der Heumarkt-Flächenwidmung am Programm des Wiener Gemeinderats. Gibt es eine Mehrheit, kann das umstrittene Hochhaus gebaut werden. Wenige Tage vorher hat UNESCO Österreich nun die Drohung in Sachen Wiener Weltkulturerbe erneuert. Sollte die Stadt nicht mehr von den Plänen abrücken, werde Wien im Juli auf die "Rote Liste" gesetzt werden.
Die UNESCO werde am Freitag, 2. Juni, eine "Draft Decision" veröffentlichen, sagte Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, auf Anfrage der APA. Derlei Berichte werden vor jeder Sitzung des internationalen Welterbe-Komitees verfasst. Sie sind die letztgültigen Entscheidungsempfehlungen an die Komiteemitglieder, basierend auf den Einschätzungen und Beurteilungen des Beratungsgremiums ICOMOS.
UNESCO-Forderungen nicht erfüllt
Der jetzt anstehende Schwung an "Draft Decisions" wurde im Hinblick auf das Komiteetreffen in Krakau erstellt, das von 2. bis 12. Juli stattfindet. Dort stimmt das Gremium dann über diverse Fälle ab - so auch über die Zukunft des Weltkulturerbes für die Wiener Innenstadt. Laut Eschig wird die Empfehlung, die am Freitag online geht, beinhalten, die City auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Denn Wien bzw. die Republik Österreich als offizieller Vertragspartner erfülle weiterhin nicht die UNESCO-Forderungen. Die Organisation hat bekanntlich wiederholt den Heumarkt-Turm unter Beschuss genommen und die Reduktion von dessen Höhe auf 43 statt 66 Meter empfohlen.
Ausklammerung des Heumarktes nicht möglich
Damit die Heumarkt-Umgestaltung überhaupt angegangen werden kann, braucht es die entsprechende Flächenwidmung für das Areal. Diese soll am Donnerstag beschlossen werden. Das Projekt hatte im Vorfeld allerdings für einen internen Konflikt bei den Grünen gesorgt. Die Basis sprach sich per Urabstimmung mit knapper Mehrheit dagegen aus, die Parteispitze steht seit jeher hinter dem Vorhaben. Die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou hatte deshalb den grünen Mandataren freie Hand hinsichtlich ihres Abstimmungsverhaltens gegeben. Drei grüne Mandatare haben daraufhin angekündigt, nicht für die Flächenwidmung zu stimmen. Bleibt es dabei, geht sich eine Regierungsmehrheit trotzdem knapp aus - mit 51 zu 100 Stimmen.
Demo am Dienstag
Die Bürgerinitiativen, die mittlerweile seit Jahren gegen die Pläne mobilisieren, wollen vor der Abstimmung noch einmal ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Am Dienstagabend ist eine Demo unter dem Motto "Für Weltkulturerbe und Rechtsstaatlichkeit - Gegen Bruch des UNESCO-Staatsvertrages" angesetzt. Sie wird vom Minoritenplatz, dem Sitz von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) über den Ballhausplatz und die Löwelstraße, wo die SPÖ ihre Parteizentrale hat, zum Rathaus führen. Bereits vor zwei Wochen haben rund 30 Aktivisten der selben Initiativen vor dem Rathaus Stellung bezogen, um mit Transparenten und Trillerpfeifen ihre Meinung über das Projekt zu äußern.
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