Doch gegen die Museumspläne in der Aula regt sich in der Wissenschafts-Community Widerstand, weil damit das schon länger geplante Konzept eines „Science Communication Center“ – also eines Ortes der Wissenschaftskommunikation in Zeiten grassierender Wissenschaftsskepsis – gestorben wäre.
Das Helnwein-Projekt soll Unterstützung von höchster politischer Stelle, also dem Bundeskanzleramt, genießen; von Teilen des Wissenschaftsministeriums, den Universitäten und vor allem der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) um deren Präsidenten (Ex-Bildungsminister) Heinz Faßmann wird indes dagegengehalten.
Neue Maßstäbe
Helnwein hat zuletzt mit der Ausstellung „Realität und Fiktion“ in der Albertina zu seinem 75. Geburtstag für neue Maßstäbe gesorgt: Mit fast 300.000 Besuchern war dies die erfolgreichste Ausstellung eines lebenden Künstlers in der Geschichte der Albertina. Aber es gab jüngst auch Irritationen über seine großformatigen Bilder mit Kindermotiven, weshalb zu Ostern eine Aktion im Stephansdom gestoppt wurde und in Gmunden Bilder demontiert wurden. Zu seinem Museumsprojekt in der Aula meint der Künstler gegenüber dem KURIER, dass er zum Stand der Diskussion nichts Konkretes mitteilen könne.
„Ernsthafte Interessen“
„Ich kann nur sagen, dass diese Wünsche an mich herangetragen wurden. Es gibt ernsthafte Interessen für ein Museum generell. Für mich als Wiener wäre Wien ein guter Standort für ein solches Museum, aber es muss alles stimmen“, erklärt Helnwein. Wobei es nicht leicht sei, eine geeignete Immobilie im Zentrum zu finden; und nicht verwunderlich sei zudem, dass bei solchen Adressen dann verschiedene Interessen da sein können. Helnwein verweist an die Stadt Wien, wo die Museumswünsche ursprünglich herkämen.
Vonseiten der Wien-Holding (die unter anderem Jüdisches Museum und Mozarthaus im Portfolio hat) bestätigt man die Pläne: „Ja, es gibt Gespräche mit Gottfried Helnwein über ein mögliches Helnwein-Museum in Wien. Es handelt sich dabei um ein durchaus spannendes und interessantes Projekt.
Die Gespräche befinden sich allerdings erst in ihrer Anfangsphase.“ Vor Kurzem gab es jedoch in der Aula bereits eine Begehung mit Vertretern aller relevanten Institutionen. Das Museum würde sich auf allen drei Etagen (insgesamt rund 3.500 Quadratmeter) erstrecken; Herzstück ist der barocke Jesuitensaal, der bis zu 600 Personen Platz bietet und mit einem imposanten Deckenfresko besticht.
„Aula als Zentrum“
Demgegenüber heißt es in einer Stellungnahme der ÖAW – ohne darin Helnwein explizit zu erwähnen –, dass man die „Aula der Wissenschaften“ nicht nur aus inhaltlichen, sondern auch aus geografischen Gründen für sich beansprucht, weil sie sei „eingebettet in den neuen Campus Akademie“ der ÖAW (vor rund zwei Jahren neu eröffnet): „Hier ist im Herzen Wiens ein neuer Hotspot der Forschung entstanden.“ Nachsatz: „Wissenschaft im Zentrum, das ist für eine europäische Großstadt nahezu einzigartig – und damit der ideale Ort für ein Science Communication Center.“
Mit an Bord seien auch Universität Wien und TU Wien, um die „Aula als Zentrum der Wissenschaftskommunikation neuer Prägung“ zu etablieren. Konkret wolle man dort einen „generationsübergreifenden Ort der Begegnung und des Austauschs zu wissenschaftlichen Fragen, Entwicklungen, Errungenschaften und Kompetenzen“ schaffen, so die Akademie. „Wissenschaft in all ihrer Vielfalt – von den Natur- bis zu den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften – soll erlebbar sein. Die altehrwürdige Aula soll damit zu einem ,Zukunftsraum’ für alle Menschen werden.“
Ende völlig offen
Für die Aula ist formell die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) zuständig, entschieden wird auf politischer Ebene – und das jedenfalls noch in dieser Legislaturperiode, wie es heißt. Gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium werden derzeit „neue Nutzungskonzepte überlegt und evaluiert“, heißt es von der BIG ebenso knapp wie diplomatisch. Welches Konzept sich am Ende durchsetzt, scheint derzeit völlig offen.
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