Hausmannskost aus Portugal: Mama Sónia kocht in Neubau auf

"Ich habe meinen Traum verwirklicht.“ Sónia Fernandes, 47, steht hinter der Theke ihres winzigen Lokals in der Burggasse und strahlt. „Coração Purtuguês“ heißt es – Portugiesisches Herz. Gerade einmal 55 m2 stehen zur Verfügung, das reicht für vier Tische und einen kleinen Kochbereich.
Seit Oktober hat Sónia geöffnet und serviert Speisen, die nicht nur authentisch portugiesisch sind, sondern auch typisch für ihre Heimatregion: das Alentejo, die Kornkammer im Süden des Landes. Die Palette reicht von Bifana (die portugiesische Variante des Burgers ist ein Naturschnitzel in einem Weckerl) um 5 Euro über verschiedene Eintöpfe (15-25 Euro) bis zum in Portugal allgegenwärtigen Stockfisch (Bacalhau) um 20 Euro. Und natürlich gibt es hausgemachte Pastel de Nata (köstliche Blätterteig-Pudding-Törtchen, 2 Euro pro Stück).
Krise in Portugal
Nach Wien kam die Wirtin, als in Portugal nichts mehr ging. Die Wirtschaftskrise ab 2008 traf das Land bis ins Mark. „Es gab keine Arbeit, keine Baustellen – ganz Portugal ist stillgestanden“, erinnert sich Sónia. Zu Weihnachten 2011 kam sie mit Ehemann Carlos und der heute 19-jährigen Tochter Juliana in Wien an. Die achtjährige Maria ist bereits in Österreich geboren.
Sónia arbeitete als Zimmermädchen in einem Hotel, dann musste sie einige Jahre Zuhause bleiben, weil ihre jüngere Tochter gesundheitliche Probleme hatte. In dieser Zeit begann sie, Mittagsmenüs für portugiesische Studenten in Wien zu kochen: „Die jungen Leute haben die Suppe von der Mama vermisst.“ Dazu kamen bald selbst gemachte Lebensmittel, die sie in der portugiesischen Community anbot.
Buffet im Sportstudio
Die Wiener Portugiesen haben Sónia Fernandes auch zum nächsten Karriereschritt verholfen: Der Obmann der Association Portugal-Austria betreibt ein Taekwondo-Studio in der Burggasse und bot seiner Landsfrau an, die Cafeteria des Studios zu übernehmen. Sonja sagte zu und begann im Buffetbereich des Taekwondo-Studios zu kochen.
Das hatte Licht- und Schattenseiten: Einerseits lernten nun auch immer mehr Wiener Sónias Alentejo-Küche kennen; bald wurde aber auch klar, dass die Cafeteria im Sportstudio nicht der Weisheit letzter Schluss war: „Es gab Lärm, Schweiß und Geruch. Zu Mittag ist es gegangen, aber am Abend, wenn im Studio Vollbetrieb herrschte, war das nicht optimal.“
Also machte sich Familie Fernandes auf die lange Suche nach einem neuen Lokal. Fündig wurden sie schließlich nicht irgendwo, sondern im Nachbarhaus des Taekwondo-Studios: „Mein Mann war Altpapier entsorgen und hat den Zettel in der Auslage entdeckt“, erzählt die Wirtin.
So gibt es nun das „Coração Purtuguês“. Sónia macht das glücklich – und auch die Fans portugiesischer Küche dürfen sich freuen.
Coração Purtuguês: 1070 Wien, Burggasse 75-77, 0676/3630487
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