Hacker erfanden Spendenaufruf

Hacker erfanden Spendenaufruf
Gestohlene eMail-Adressen werden für Betrugsversuche missbraucht. Der KURIER hat mit zwei Opfern gesprochen.

Da sitzt die Wienerin Elisabeth Lindmayer im schottischen Aberdeen fest, weil man ihr die Tasche mit Pass und Geld gestohlen hat, und bittet um Hilfe.

Diesen Eindruck erweckte ein Hilferuf per eMail, der vor Kurzem wahrscheinlich mehr als tausend Personen erreichte. Nur handelte es sich dabei um einen Betrugsversuch, bei dem die Identität der Frau missbraucht wird.

Die Adressen der Empfänger hatte ein Hacker kurz davor aus Lindmayers Computer gestohlen und dort gelöscht. "Zum Glück hat mich eine Freundin angerufen und gefragt, wie es mir geht, sonst hätte ich davon gar nichts bemerkt", sagt Lindmayer.

Als sie ihren Computer überprüfte, waren deutlich mehr als 1000 Adressen verschwunden. Darunter unzählige Kontaktdaten in Niederösterreich, die sich im Zusammenhang mit ihrem Stupa-Projekt angesammelt hatten. Wie berichtet, wollte Lindmayer ein buddhis­tisches Denkmal mit einem kleinen Kloster im Wald­viertel errichten.

Warnung

Hacker erfanden Spendenaufruf

Lindmayer: "Ein Freund, der sich da auskennt, hat mit großer Mühe einen Teil der Adressen rekonstruieren können, aber einige fehlen immer noch. An alle, die ich noch hatte, habe ich eine Warnung geschickt. Ich hoffe nur, dass niemand eingezahlt hat."

Elisabeth Lindmayer ist nicht das einzige Opfer dieser neuen Kriminalitätswelle: "Meiner Frau ist vor wenigen Monaten das Gleiche passiert. Mitbe­kommen habe ich das, als ein Bekannter angerufen und sich nach ihrem Befinden erkundigt hat, weil er wegen eines eMails glaubte, dass sie im Ausland festsitzt", berichtet Michael Luger aus Wien. Zufällig stand auf der Adressenliste seiner Frau auch ein Polizist, der die Familie gleich verständigte.

"Diese Art von Datendiebstählen kennen wir seit ungefähr zwei Jahren", sagt Claus Kahn, der im Bundeskriminalamt für Betrug zuständig ist. In den meisten Fällen bleibe es beim Betrugsversuch. Trotzdem ersucht er Betroffene, die Polizei über solche Attacken zu informieren. "Damit wir die Tendenzen rechtzeitig erkennen", betont Kahn. Das Bundeskriminalamt hat zu diesem Zweck eine eMail-Adresse für Meldungen eingerichtet.

Mit einfache Maßnahmen könne man einen gewissen Grundschutz erreichen. Erstens einen Anbieter wählen, der als sicher gilt. Zweitens einen guten Schutz mit einem (nicht zu einfachen) Passwort einrichten. Und keinesfalls Kenndaten oder Passwörter im Internet bei Anfragen bekannt geben. Kahn: "Das wird eine seriöse Firma praktisch nie machen, also muss man in so einem Fall mit einem sogenannten Phishing-Versuch rechnen."

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