Gürtelbrücke: Die nächste Staufalle

Gürtelbrücke: Die nächste Staufalle
Teilsperre ab Montagnacht. Sogar Broschüre der Stadt warnt vor Verkehrskollaps.

Das peinliche Planungs- und Informationschaos bei der Baustelle auf der Westeinfahrt soll sich nicht wiederholen. Wie berichtet, sorgten umfangreiche Staus und fehlende Ausweichrouten für herbe Kritik von Autofahrern, Verkehrsclubs und Medien am Baustellen-Management der Stadt. Im Vorfeld der Generalsanierung der Gürtelbrücke ab Montag soll eine Informationskampagne der Stadt die Staugefahr mildern.

Seit einer Woche verteilen MA-29-Mitarbeiter (Brückenbau) Info-Broschüren an allen Zufahrts-Relationen zur maroden Gürtelbrücke. Auch Inserate und Radio-durchsagen sollen Autofahrer vor dem Start des sensiblen Großprojektes warnen.

Pro Tag rollen 68.000 Fahrzeuge über das 50 Jahre alte – den Donaukanal querende – Bauwerk. Und der Chef der zuständigen MA 29, Hermann Papouschek, bringt die Problematik auf den Punkt: "Es gibt keine generelle Ausweichroute. Denn die vielen Ab- und Zufahrtsmöglichkeiten verlangen nach individuellen Ersatz-Lösungen."

Die kritische Bauphase an dem Verkehrsknoten startet in der Nacht von Montag auf Dienstag:

  1. Von Juli bis Oktober wird die Auffahrtsrampe vom Liechtenwerder Platz (Verkehrsamt) kommend instand gesetzt, wodurch die Rampe in dem Bereich nur noch einspurig befahrbar ist.
  2. Ebenfalls von Juli bis Oktober muss die Auffahrtsrampe von der Heiligenstädter Lände renoviert werden. Die geringe Breite mit nur einem Fahrstreifen erfordert in diesem Abschnitt eine Totalsperre der Rampe.
  3. Für einen dreiwöchigen Zeitraum, voraussichtlich im August, wird die Abfahrtsrampe von der Gürtelbrücke zur Spittelauer Lände gesperrt. Die Verbindung zu den Donaubrücken ist gekappt.
Gürtelbrücke: Die nächste Staufalle

Ausführliche Informationen erhalten Lenker unter der Info-Nummer 01/955 59 sowie im Internet unter www.anachb.at

Betroffen von dem Mega-Projekt sind neben Zigtausenden Einpendlern auch viele Wiener, die jenseits der Donau wohnen. Aus diesem Grund geht das Rathaus in der Info-Broschüre überraschend offen mit dem prognostizierten Verkehrschaos um. So wird in der Broschüre klipp und klar auf die Problematik hingewiesen: Während der Bauzeit ist immer wieder mit Verkehrsüberlastungen zu rechnen. Wir raten dazu, wenn möglich, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Belastung für Anrainer

Doch nicht nur Autofahrer, auch Anrainer werden durch Lärm, Staub und Stau zu leiden haben. Denn die Arbeiten an der baufälligen Brücke sollen bis Herbst 2015 dauern. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 20,7 Millionen Euro. Durch die Sanierung der Gürtelbrücke verwandelt sich die Region Donau/Donaukanal zur Stauhölle. Denn auch der Knoten Prater muss erneuert werden und ist eine einzige Baustelle.

Autofahrerclubs orteten bereits vor dem Sommer eine Fehlplanung seitens des Wiener Verkehrsressorts.

KURIER: Sie bevorzugen, auch bei unattraktiven Bauprojekten, den offensiven Weg. Eine neue Strategie im Rathaus?

Hermann Papouschek: Ich komme vom Jahrhundertprojekt Hauptbahnhof. Dort hat breite Information sehr geholfen. Der mündige Bürger merkt doch die Probleme. Warum sie verschweigen.

Unter die erste Phase der Gürtelbrückensanierung fiel die Alpine-Pleite. Der Auftrag musste neu ausgeschrieben werden. Hält der Zeitplan?

Der Zeitplan hält, aber die Abstände zwischen den Abschnitten wurden enger.

Was unternahmen die Planer der zuständigen Stadträtin, um die Brückensanierung zumindest etwas zu entschärfen?

Es wurden alle Baustellen im Umfeld aufgeschoben.

Es fallen über 20 Millionen Euro Sanierungskosten an. Wäre ein Neubau nicht effizienter gewesen?

Die Substanz der Brücke ist sanierbar. Bei einem Neubau hätte es zwei Jahre Verkehrsstillstand auf dem Knoten gegeben.

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