Grüne wollen autofreien Tag auf Landstraßer Hauptstraße
Ab Jänner 1974 musste auf den Autos in Österreich ein Pickerl kleben – damit jeder wusste, wann das Auto nicht auf der Straße fahren durfte. Es war eine Reaktion auf die Ölpreiskrise damals. Seitdem gab es in Österreich immer wieder Bestrebungen, autofreie Tage einzuführen, passiert ist aber nichts.
Sonntag autofrei
Jetzt entdecken die Grünen im 3. Bezirk das Thema wieder für sich. Sie wollen den unteren Teil der Landstraßer Hauptstraße tageweise für Autos sperren. „Wenn man die Champs-Élysées in Paris öffnen kann (und für Autos sperrt, Anm.), dann kann man auch die Landstraßer Hauptstraße öffnen“, findet Susanne Nückel (Grüne), stellvertretende Bezirksvorsteherin im 3. Bezirk.
Konkret will Nückel die Landstraßer Hauptstraße von Wien-Mitte kommend ungefähr bis zum Rochusmarkt für den motorisierten Verkehr sperren lassen. Auch der Bus (konkret die Linie 74 A, die von St. Marx zum Stubentor geht) dürfte dann dort nicht fahren. Geht es nach den Grünen, soll der autofreie Tag auf der Landstraßer Hauptstraße erstmals an einem Sonntag im Oktober stattfinden, von 10 bis 15 Uhr.
„Sperren ist zu wenig“
Aus dem Büro von Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) heißt es, so eine Aktion sei „durchaus vorstellbar“.
Allerdings mit Einschränkungen: „Wenn der Bus dort nicht fahren darf, dürfen auch keine Räder fahren“. Außerdem verlangt er von den Grünen, ein Rahmenprogramm zu organisieren. „Nur sperren ist zu wenig“, sagt Hohenberger. In einem nächsten Schritt sollen nun der Termin und ein Programm fixiert werden.
Dass dieses Konzept aus den 1970ern durchaus noch zeitgemäß ist bestätigt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ): „International sind autofreie Straßen gang und gäbe.“ Beispielsweise sperre New York viele Straßen, in Brüssel wurde am gestrigen Sonntag die gesamte Stadt für einen Tag zum autofreien Gebiet erklärt.
Vorteile für Anrainer und Geschäfte
Welche Vorteile die tagweise Sperre der Landstraßer Hauptstraße in Bezug auf das Klima hat, müsste man sich laut Gratzer erst durchrechnen. Dass Anrainer davon profitieren würden, ist laut dem Experten unumstritten: „Es gibt viele Eltern, die ihre Kinder nicht mehr mit dem Rad fahren lassen wollen. An solchen Tagen wäre das wieder möglich.“
Und gerade auch für Geschäfte entlang der Landstraßer Hauptstraße hätte eine Verkehrsberuhigung viel Positives: „Vielleicht nutzen die Menschen diesen Tag ohne Abgase und Lärm des Autoverkehrs dann zum Einkaufen.“
Autofreie Tage kein Thema
Dennoch müsste auch auf gute motorisierte Ausweichmöglichkeiten geachtet werden, so Gratzer: „Der Busverkehr muss auf einer vernünftigen Alternativroute fahren, denn der Öffiverkehr ist ganz zentral für grüne Mobilität.“
Aus dem Verkehrsministerium war zu erfahren, dass autofreie Tage wie einst 1974 derzeit kein Thema seien. Die Ministerin könne aber im Notfall Tempolimits (etwa maximal 100 km/h auf Autobahnen) vorschreiben.
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