Getötete 13-Jährige: MA 11 erhielt über Verdächtigen "nie Beschwerde"
Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe hat einen der Verdächtigen (18) im Fall der getöteten 13-Jährigen aus Tulln jahrelang betreut, mit einem ebenfalls festgenommenen 16-Jährigen gab es keinen Kontakt. Der dritte Festgenommene (23) wurde 2015 im Rahmen einer kurzen Beratungseinheit betreut - er war schon fast volljährig, es ging um Themen wie Grundversorgung. Über den 18-Jährigen, der zuletzt im Betreuten Wohnen lebte, hat es offiziell offenbar „nie Beschwerden gegeben“.
Mit jungen Erwachsenen wie dem 18-Jährigen seien bei der Betreuung vor allem Begleitungen, etwa bei Behördenwegen, vorgesehen, außerdem werde regelmäßig Kontakt gehalten: „Als Standard gibt es durchschnittlich zwei bis drei Mal wöchentlich telefonischen Kontakt, auch über SMS, und Hausbesuche durchschnittlich alle zwei Wochen“, sagte eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Zusätzlich sind sogenannte Revisionen am Programm, dabei halten zwei Mitarbeiter der Mag Elf Nachschau, ob die geforderten Standards, etwa was den Zustand der Wohnung betrifft, vom Betreuten erfüllt werden. Im Fall des 18-Jährigen sei das zuletzt im Juni erfolgt, und zwar ohne Beanstandungen.
„Mix aus Unterstützung und Kontrolle“
„Es gab keine Hinweise, dass wir öfter kontrollieren sollten, und es gab keine Beschwerden“, sagte eine Sprecherin. Ähnlich hatte sich auch schon der Verein Neustart geäußert, der den Mann ebenfalls nach dessen Haftentlassung betreute. Sollte es Probleme am Wohnort geben, erfahre das Jugendamt das normalerweise über Wiener Wohnen, oder aber die Betreuerinnen und Betreuer würden bei ihren Visiten an Ort und Stelle von Nachbarn angesprochen. Es gehe um einen „Mix aus Unterstützung und Kontrolle“, letztere würden beim Auftreten von Problemen dann engmaschiger angesetzt.
Die WKJH ist für die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bis 18 Jahre zuständig. Die Jugendhilfe beantragt die Obsorge beim Familiengericht und vertritt sie im Asylverfahren. Die Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre werden in Wien - wie auch gleichaltrige Betroffene, die keine Flüchtlinge sind - in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften oder bei Pflegeeltern betreut, ältere Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Ziel der Verselbstständigung meist in Einrichtungen der Grundversorgung und teilweise in betreuten Wohnungen, wobei sie von Sozialpädagoginnen und -pädagogen mit spezifischer Ausbildung unterstützt werden, hieß es auf APA-Anfrage aus der MA 11.
Die Integration werde umfassend gefördert, die Kinder besuchen in der Umgebung der Wohnung die Schule, für Jugendliche bestehe ein von der Wiener Bildungsdrehscheibe organisiertes Angebot von Basisbildung bis zu Deutschkursen, wurde betont. Das bestehende System der Betreuung und auch das Betreute Wohnen hätten sich „sehr bewährt“, einige Schützlinge würden die zunächst bereitgestellte Wohnung später übernehmen können, für andere sei sie eine wichtige Hilfe beim Übergang zu geordneten Wohnverhältnissen, betonte die Sprecherin.
In so „dramatischen Fällen“ wie dem Tötungsdelikt an der 13-Jährigen setze man sich mit der eigenen Arbeit „noch kritischer und intensiver“ auseinander als sonst, wurde versichert. Es gebe immer wieder Fälle, „in welchen ungünstige Betreuungsverläufe schwer beeinflusst werden können“.
Verdächtige begann Kochlehre
Der 18-Jährige lebt seit Sommer 2015 in Wien, er befand sich seither in einem Krisenzentrum, einer Wohngemeinschaft, einer Einrichtung der Grundversorgung und schließlich im Betreuten Wohnen. Nach dem Pflichtschulabschluss begann er eine Kochlehre, die er wegen einer Erkrankung abbrach, danach nahm er laut Jugendhilfe an Kursen und Praktika teil, zuletzt arbeitete er in der Gastronomie.
Derzeit werden 170 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von der MA 11 betreut. Laut den Zahlen des Fonds Soziales Wien leben aktuell 3.110 Minderjährige in der Bundeshauptstadt in der Grundversorgung.
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