Geisterzüge und Frontalcrashes: Eine Chronologie der U-Bahn-Unfälle

Geisterzüge und Frontalcrashes: Eine Chronologie der U-Bahn-Unfälle
Am Dienstagabend hat bei der Linie U1 ein Waggon gebrannt. Dabei handelt es sich längst nicht um den ersten Unfall in der Geschichte der Wiener U-Bahn.

Die Wiener U-Bahn gilt als eine der sicherersten, wenn nicht sogar als die sicherste Untergrund-Bahn der Welt. Dennoch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu schwerwiegenden, sicherheitsrelevanten Zwischenfällen und Unfällen, die die Öffentlichkeit in Sorge versetzt haben. Wenn auch nicht mit gefährlicher Brandentwicklung.

Eine Auswahl:

März 1992: Was heute wie eine Kunstinstallation anmutet, war ein heftiger (und kostspieliger) Unfall mit einer Wiener U-Bahn: Auf der U1 in Kagran kann der Fahrer des Triebwagens nicht mehr rechtzeitig stehenbleiben, durchbricht den Prellbock und durchstößt mit der Garnitur das Remisen-Gebäude – sodass der Wagen frei in der Luft hängen bleibt. Der Fahrer bleibt (schwer geschockt) unverletzt, er war laut Wiener Linien zu schnell unterwegs.

Geisterzüge und Frontalcrashes: Eine Chronologie der U-Bahn-Unfälle

Der Unfall aus dem Jahr 1992

Juni 1997: Wien schrammt haarscharf an einer Katastrophe vorbei, als eine mit 200 Fahrgästen voll besetzte U1 zum Geisterzug avanciert: Eine defekte Garnitur macht sich zwischen den Stationen Donauinsel und Vorgartenstraße selbständig und rast aufgrund des Gefälles unkontrolliert und ungesteuert durch mehrere Stationen Richtung Innenstadt, ehe sie zum Stillstand kommt. Schuld sollen ein Brems- und Steuerungsdefekt gewesen sein. Der Vorfall wurde lange geheim gehalten (Ex-Wiener-Linien-Chef Günter Steinbauer leugnete ihn sogar live im TV) und nicht den Behörden gemeldet, ehe er dann Jahre später doch bestätigt wurde.

August 2004: Auch erst Jahre später ans Licht der Öffentlichkeit dringt ein Frontalzusammenstoß zweier U-Bahn-Garnituren im Zuge einer Betriebsfahrt in Erdberg. Der Aufprall ist so stark, dass der Fahrer mit fremder Hilfe aus der Kabine geholt und verletzt ins Krankenhaus gebracht werden muss. Laut seiner Aussage habe die elektrische Bremse "zu schwach" reagiert – trotz sofortiger Schnellbremsung sei der Unfall nicht mehr zu verhindern gewesen. Die Wiener Linien kommunizierten diesen Vorfall mit Millionenschaden nicht, „um die tollen Errungenschaften der Stadt Wien nicht in Misskredit zu bringen“, wie es intern hieß.

Geisterzüge und Frontalcrashes: Eine Chronologie der U-Bahn-Unfälle

Der Crash im August 2004

Jänner 2008: Erstmals in der Geschichte der Wiener Linien kommt es zu einem Auffahrunfall zweier U-Bahn-Züge im laufenden Betrieb: Der Zwischenfall ereignet sich auf der Linie U4 zwischen den Stationen Landstraße und Stadtpark in Fahrtrichtung Hütteldorf. Auf einer Langsamfahrstrecke, auf der das System nicht mehr als 15 Stundenkilometer zulässt, dürfte der Zugführer der hinteren Garnitur zu spät abgebremst haben. Verletzt wird niemand, es gibt leichten Sachschaden.

Februar 2009: Zu einem äußerst mysteriösen Unfall kommt es im Jahr darauf bei der U2-Station Stadion: Ein nagelneuer V-Wagen rast bei der Wendeanlage der neuen Station ungebremst gegen einen Prellbock und entgleist. Auch hier bleibt der Fahrer unverletzt, der Sachschaden (am Zug und am Gleis) ist aber gewaltig – und die Kran-Bergung gestaltet sich aufwändig. Während die Wiener Linien erklären, der Fahrer sei kurz eingenickt, sprechen interne Quellen allerdings von einem Versagen des Zug-Sicherheitssystems.  

Geisterzüge und Frontalcrashes: Eine Chronologie der U-Bahn-Unfälle

Die Bergung durch den Kran im Jahr 2009

April 2024: Erst vor wenigen Monaten kommt es wegen eines spektakulären Unfalls am Schottentor zu einem Großeinsatz von Rettung und Feuerwehr: Ein „schienengebundener Bauanhänger“, der auf der U2xU5-Baustelle für den Materialtransport im Einsatz ist, macht sich wegen nicht ordnungsgemäß betätigter Bremsen selbständig und fährt auf eine mit 120 Personen besetzte U2-Garnitur auf. Glück im Unglück war, dass der Zug bereits stand – und dass der Bauanhänger nicht noch mehr Fahrt aufnehmen konnte und es weiter Ring-abwärts zum Frontalcrash kommt. Dann hätte es laut Aussagen eines Wiener-Linien-Insiders wohl Tote gegeben, weil das Vehikel wie eine Bombe eingeschlagen hätte. Sechs Personen werden letztlich verletzt, wobei der Sachschaden am Silberpfeil so groß ist, dass er ausgemustert und recycelt wird.

Kommentare