U2-Crash beim Schottentor: Bremsen waren nicht richtig angezogen

U2
Erste Erkenntnisse: Menschliches Versagen als Ursache für Zusammenstoß mit Bauanhängern beim Schottentor.

Zum spektakulären U-Bahn-Unfall auf der U2 beim Schottentor liegen nun erste Erkenntnisse vor: Schuld am Zusammenstoß einer U-Bahn-Garnitur mit zwei Bauanhängern war Fahrlässigkeit beziehungsweise menschliches Versagen. Die Wiener Linien bestätigten am Mittwochnachmittag einen entsprechenden KURIER-Bericht.

Interne Quellen der Wiener Linien berichteten dem KURIER zunächst, dass die Bremsen der „schienengebundenen Bauanhänger“, die auf der U2xU5-Baustelle für den Materialtransport im Einsatz sind, nicht ordnungsgemäß betätigt gewesen seien; hinzu komme auch noch, dass ein eigentlich vorgesehener Bremsschuh auf dem Gleis „als Backup“ gefehlt habe. Deshalb hätten sich die Vehikel durch das Gefälle in Bewegung gesetzt und sind dann auf die eigentlich schon stehende U2 aufgefahren.

„Der Bauanhänger wurde nicht vorschriftsgemäß abgestellt, was dazu führte, dass dieser aus einem Baustellenbereich der U-Bahn in den Gleisbereich der Station Schottentor rollte“, erklärten die Wiener Linien. Es liege „menschliches Versagen“ vor.

Wenn der Zusammenstoß unten beim Schottenring - und dann mit dann viel höherem Tempo passiert - , hätte es wohl Tote gegeben. Die tonnenschweren Anhänger wären wie eine Bombe eingeschlagen.

von Wiener-Linien-Experte

Zum Zwischenfall

Bei dem Unfall vergangenen Freitagabend unmittelbar vor der Station Schottentor wurden sechs Personen – darunter der U-Bahn-Fahrer – leicht verletzt; der Zug mit rund 120 Fahrgästen musste evakuiert werden. Nach dem Großeinsatz von Rettung und Feuerwehr war auch der U-Bahn-Betrieb für einige Stunden eingeschränkt. 

Hoher Sachschaden, aber glimpflich

Laut den internen Quellen hätte auch eine korrekte Weichenstellung einen Zusammenstoß noch verhindern können – dann wären die Baufahrzeuge nämlich nicht vom Abstell- auf das Betriebsgleis geraten. So oder so ging der Zwischenfall (wenn auch mit hohem Sachschaden) glimpflich aus, wie es von einem Wiener-Linien-Experten heißt: „Wenn der Zusammenstoß unten beim Schottenring - und dann mit viel höherem Tempo passiert -, hätte es wohl Tote gegeben. Die tonnenschweren Anhänger wären wie eine Bombe eingeschlagen.“

Die Wiener Linien bestätigten zudem, dass der U-Bahn-Zug beim Zusammenprall bereits gestanden sei: „Fest steht, dass die technische Zugsicherung der U2-Strecke unmittelbar reagiert und funktioniert hat: Der Bauanhänger wurde von der Zugsicherung erkannt und der einfahrende U2-Zug noch vor dem Zusammenstoß mit dem Bauanhänger zentral, technisch gesteuert abgebremst und zum kompletten Stillstand gebracht.“ 

Noch sind die Untersuchungen aber nicht abgeschlossen: Involviert ist auch die MA64 (Bau-, Energie-, Eisenbahn- und Luftfahrtrecht) sowie die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes im Mobilitätsministerium. Von dort heißt es knapp: „Die Sicherheitsuntersuchungsstelle führt derzeit Vorerhebungen durch. Aussagen zur Unfallursache können derzeit noch nicht getroffen werden.“

Von Christian Mayr 

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