Fußballtrainer missbrauchte Burschen

Fußballtrainer missbrauchte Burschen
Prozess: Zu den Übergriffen kam es sowohl in Wien als auch in Niederösterreich. 67-Jähriger zu sechs Jahren Haft verurteilt; nicht rechtskräftig.

Ein ehemaliger Fußballtrainer ist am Mittwoch wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen am Wiener Landesgericht zur Verantwortung gezogen worden. Der mittlerweile 67-Jährige, der hauptberuflich als Nachwuchstrainer bei Vereinen in Niederösterreich und Wien beschäftigt war, hatte sich - teilweise über Jahre hinweg - an vier Burschen vergangen. Der Angeklagte zeigt sich geständig:  "Ich habe schon mit 14 Jahren gemerkt, dass ich pädophil bin.“

Seine Opfer leiden bis zum heutigen Tag in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung an den Folgen. „Sie sind nach wie vor in ihrer Lebensführung beeinträchtigt und können nicht mit der Sache abschließen“, sagt die Staatsanwältin.

Eine "große Liebe"

Die Übergriffe passierten zwischen 1989 und 2003. 1989 hatte der Trainer bei einem niederösterreichischen Verein einen Zwölfjährigen kennengelernt, den er nun als „meine große Liebe“ bezeichnete. Der Bub spielte in der U13-Mannschaft, der Trainer bevorzugte ihn, indem er ihn im Bus vorn sitzen ließ und ihm mehr Spielzeit einräumte. Eines Tages lud er den Buben zu sich nach Hause ein, wo es zu ersten Übergriffen kam, die sich in weiterer Folge monatlich wiederholten, bis der Betroffene 1991 den Verein wechselte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Trainer über einen Bekannten einen Job bei einem Wiener Verein gefunden, wo er als Privattrainer für einen talentierten Nachwuchskicker engagiert wurde. Diesen missbrauchte er laut Anklage regelmäßig bei Treffen in seiner Wohnung, in der Umkleidekabine und auf einem Trainingslager, wobei sich die Missbrauchshandlungen intensivierten, als der Jugendliche eine Zeit lang bei ihm wohnte.

"Kein Tabu unter Freunden"

Der Vater des Buben glaubte, dies wäre der sportlichen Karriere seines Sohnes förderlich. Der Trainer suggerierte dem ihm anvertrauten Burschen, sexuelle Handlungen wären „unter Freunden keine Tabus“. 1995 wechselte der Fußballer zu einem größeren Verein, in weiterer Folge schaffte er den Sprung ins Ausland zu einem traditionsreichen englischen Club.

Zwei weitere Opfer fand der Angeklagte schließlich bei einem weiteren niederösterreichischen Club, wo er einen Buben zunächst zum Studium von Trainingsvideos nach Hause einlud und sich im weiteren Verlauf 14-tägig an diesem verging. 2003 begann er dann dessen jüngeren Bruder zu missbrauchen.

„Er ist grundsätzlich geständig, hat aber keine Gewalt, keine Drohungen, keinen Zwang ausgeübt“, bemerkt der Verteidiger. Sein Mandant habe auch die sportliche Karriere seiner Schützlinge im Sinn gehabt. Vor der Erörterung der zeugenschaftlichen Angaben der von den Übergriffen Betroffenen wurde die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen.

Der Angeklagte war 2008 nach Westösterreich gezogen, um sich um seine pflegebedürftige Mutter zu kümmern. Auch dort lebte er seine pädophile Neigungen aus. 2011 wurde er vom Landesgericht Feldkirch wegen sexuellen Missbrauchs eines Unmündigen zu einer teilbedingten Haftstrafe verurteilt.

Und auch diesmal wandert der Mann ins Gefängnis. Urteil: Sechs Jahre Haft; nicht rechtskräftig.

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