Mehr Mädchen in die Wiener Fußballkäfige: Carina Wenninger hilft dabei
Mehr als 200 Fußballkäfige gibt es in Wien. Und sie haben vor allem einen Zweck: nah zu sein. Die meisten stehen in den Außenbezirken, viele im Umkreis von Schulen oder Gemeindebauten.
Der Hintergedanke: Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene sollen es möglichst einfach haben, Bewegung zu machen und zusammenzukommen. Sie sollen hier im Team kicken, Ablenkung und soziale Kontakte genießen. Der eine oder andere Fußballprofi soll im Park entdeckt worden sein.
Doch die Käfige haben noch etwas gemeinsam: In den meisten findet man fast ausschließlich Buben und junge Männer. Mädchen machen oft einen Bogen um die Plätze. Das soll sich aber jetzt ändern.
Training mit der Käfig League der Caritas
Zumindest wenn es nach der Käfig League geht. Das Projekt der Caritas, das es mittlerweile seit einem Jahrzehnt gibt, zielt darauf ab, Kinder, deren Eltern nicht die Zeit, das Geld, die Informationen oder das Interesse haben, um sie bei einem Verein unterzubringen, zum Fußballspielen zu bringen. An rund 15 Standorten in Wien empfangen die ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainer die 8- bis 16-Jährigen regelmäßig zum eineinhalbstündigen Training.
Käfig League
- 15 Standorte in Wien
- je 1,5 Stunden/Woche Training
- spezielle Mädchentrainings im Laubepark (10. Bezirk) am Dienstagnachmittag und im Rohrauer Park (15.) am Mittwochnachmittag
- geschulte Trainer und Trainerinnen
- regelmäßige Turniere
- gemeinsame Stadionbesuche und andere Ausflüge
- Feriencamps
Fußball mit Carina Wenninger
Heute steht Carina Wenninger im Käfig. Sie macht ein paar Aufwärmübungen mit Ball mit den Mädchen, die heute in den Richard-Wagner-Park in Ottakring gekommen sind. Dann wird gekickt. „In Graz kannte ich so etwas nicht“, sagt Wenninger, „aus meinem Heimatort Thal sowieso nicht“. Dort traf man sich überhaupt einfach im Garten. „In Wien machen diese Einrichtungen natürlich absolut Sinn. Etwa auch für Kinder aus sozial benachteiligten Familien.“
Weil sie selbst in ihrer Jugend meist die Chance hatte, zu tun, worauf sie Lust hatte („das war immer der Fußball“), will sie „ein Stück weit etwas zurückgeben“, sagt die 127-fache Teamspielerin, die mittlerweile ihre Karriere beendet hat, die Admiral Frauen Bundesliga managt und als Testimonial für „share“ agiert, ein Start-up, das mit der Caritas kooperiert.
Mädchen an den Ball
„Natürlich sind auch viele Mädchen im Park“, sagt Martin Saboi, der die Käfig League leitet. „Sie haben aber oft Betreuungsaufgaben dort“, müssen etwa auf kleinere Geschwister aufpassen. Fußball sei prinzipiell ein männlich dominierter Sport, weiß der Lehrer. „Im Käfig noch viel mehr.“ Insbesondere in migrantischen Familien seien außerdem die Familien nicht immer dafür, dass die Mädchen Fußball spielen.
➤ Hintergrund: In Wien wurde das Pilotprojekt "Mädchenliga" gestartet
Doch auch sie sollen von den Zielen der Käfig League profitieren: „Klar kann es mal passieren, dass ein Talent entdeckt wird, aber wir betreiben die Trainings nicht als Kaderschmiede“. Vielmehr sollen „social skills“ vermittelt werden – auch für jene Kinder, die es aus verschiedenen Gründen nicht in einen Verein schaffen.
„Wir wollen ihnen vor allem vermitteln, dass sie willkommen sind“, sagt Saboi. „Bei uns lernen sie Selbstrespekt und haben hier Erfolgserlebnisse, wenn sie etwas lernen. Davon haben sie im Alltag nicht viele.“ Außerdem wolle man durch das Trainer-Spieler-Verhältnis eine Vertrauensbasis herstellen. Und ihnen zuhören.
Kommentare